Humorkritik | Juli 2022
Juli 2022
»Es gibt 100 Witzige gegen einen der Verstand hat, ist ein wahrer Satz, womit sich mancher witzlose Dummkopf beruhigt, der bedenken sollte, wenn das nicht zuviel von einem Dummkopf gefordert heißt, daß es wieder 100 Leute, die weder Witz noch Verstand haben, gegen einen gebe, der Witz hat.«
Georg Christoph Lichtenberg
Erratum: Scharrenberg
Zerknirschung ist angebracht. Da widme ich mich dem Poetry-Dichter Philipp Scharrenberg (TITANIC 6/2022), kreide ihm das Gerumpel seiner Verse an (»bibbert / lieb hat«), den Salat aus Trochäus und Jambus und Daktylus, und dann unterläuft mir selber ein saudummer Patzer justament dort, wo ich Scharrenberg eigentlich loben wollte für sein »sauber pointiertes« (Mentz) Gedicht »Berufswahl«: »Gefragt, durch welchen Dreh das Morden / Ihm denn zum Metier geworden, / Sprach er mit ’nem Quäntchen Lachen: / ›Ich wollte was mit Menschen machen.‹«
So jedenfalls der Originalvers. Und ich? Verunstaltete in meinem Notizbüchlein das »Quäntchen Lachen« zum »Quäntchen Lächeln«, zerschoss damit den Reim und schleppte das Falschzitat bis ins Heft – wahrscheinlich, weil mich die Pointe zwar nicht zum Lachen, aber immerhin zum Lächeln gebracht hatte. Asche auf mein greises Haupt! Schande über das falsche Lächeln! Oder, anders ausgedrückt: Gefragt, ob er nicht Reu’ verspürte, / Weil er nicht wortgetreu zitierte, / Sprach Mentz: Vergebt, Herr Scharrenberg! / Es war dies eines Narren Werk.