Humorkritik | April 2022
April 2022
»Der Sommer ist eine Jahreszeit, die nicht der Komik entbehrt.«
Gustave Flaubert
(an Turgenew, 1.6.1874)

»Mögen Sie Québec?«
So schön fluchen die anderen: »Knabbere von dem schwarzen Dreck unter meinen Zehennägeln!« – »Deine Mutter lutscht Bären im Wald!« – »Dein Vater isst gebratene Scheiße!« Die können es einfach, Kroaten zum Beispiel oder Bulgaren bzw. Inder. Der Deutsche kann es wenigstens protokollieren, in diesem Fall Jürgen von der Lippe. Dafür lohnt sich der Blick in sein neues Buch, mit, so der Untertitel, allerlei »Geschichten und Glossen«; allerdings geht es getreu dem Obertitel »Sex ist wie Mehl« (Penguin Verlag) dann doch allzu oft um Mehl, Quatsch: Sex, obwohl von der Lippe Jg. 1948 und eigentlich aus dem Alter raus ist. Folgerichtig müffelt es schon mal streng nach Altherrenwitz: »Würdest du mit einer anderen schlafen, wenn ich tot bin? – Schatz, dafür musst du doch nicht extra sterben!« Oder nach dem deutschen Humor von vor 70 Jahren: »Haben Sie in die Hose gemacht? – Ja, warum? – Und wieso gehen Sie nicht? – Ich bin noch nicht fertig.«
Manches ist aber doch lustig, nicht nur für die heftig in die Jahre gekommene liberale Mittelschicht (= J. v.d. Lippe). Sowieso hat das Alter sein Gutes, weil von der Lippe mancherlei weiß, manchmal sogar ein bisschen weise ist und unter anderen Umständen ein prima Dozent an der Volkshochschule hätte werden können, der seinen Unterricht mit ein paar Kalauern auflockert, vielleicht im Französischkurs: »Mögen Sie Québec? – Später vielleicht zum Kaffee, danke.« Sonst aber: Nichts zu danken!