Humorkritik | Juli 2018
Juli 2018
Ich glaube nicht, dass es Kunst sein kann, wenn Verachtung das Mittel ist. Das gilt auch für Klamauk. Deutschsprachiger Humor war immer ein Mittel der Verächtlichmachung.
Marlene Streeruwitz
Wassermänner
»Die erste Regel des Schwimmclubs lautet: Kein Wort über den Schwimmclub.« Mit diesen Worten empfängt der Tyler Durden des Männersynchronschwimmens, ein älterer Herr mit Glatze und Bauch, das neueste Mitglied Eric, Buchhalter und Familienvater auf der Flucht vor dem unerträglichen Job und der eigenen Frau. Die macht gerade Karriere in der Lokalpolitik, was der Gatte zum Anlass für eine Lebenskrise nimmt; Eric ist überzeugt, dass die Ehefrau eine Affäre hat, betrinkt sich, zieht ins Hotel – und landet schließlich bei den Schwimmern.
Die eingangs erwähnte kleine Referenz an den Film »Fight Club«, der in den Neunzigern als Ausweg aus dem monadischen Konsumentendasein eine übersteigerte, gewalttätige Maskulinität anbot, ist einer der komischsten Momente des Films. Nicht nur Eric, auch die anderen Herren aus »Swimming With Men«, der derzeit in den deutschen Kinos zu sehen ist, sind auf der Flucht vor ihren Lebensumständen bzw. mitunter sogar der Polizei; im Gegensatz zu ihren Kollegen vom »Fight Club« suchen diese mittelalten Mittelschichtler in der Midlife-Crisis aber, untypisch, keine Bestätigung ihrer Männlichkeit, sondern finden ihr Heil in einem klassischen Frauensport, wo sie die befreiende Wirkung von (auch homoerotischer) Körperlichkeit, Schwäche und Unbeholfenheit entdecken. Und ihren Ehrgeiz: Nach einem erfolgreichen Auftritt bei einem Kindergeburtstag, bei dem nicht nur die Darbietung der drolligen Herren, sondern vor allem ein im Pool treibendes Stückchen Kot bejubelt wird, entscheidet sich das Team, an der inoffiziellen Weltmeisterschaft im Männer-Synchronschwimmen teilzunehmen.
»Swimming With Men« spielt dabei recht erfreulich mit den Geschlechterrollen: Es ist eine Trainerin, die die Männer zu Höchstleistungen emporbrüllt. Die Nervosität steigt, bis schließlich ein Teammitglied verkündet: »Wenn wir Letzter werden, bringe ich euch alle um.« Leider verrennt sich Regisseur Oliver Parker in überflüssige Nebenhandlungen und mitunter in fade Albernheiten. Übrig bleibt etwas, was man wohl in der TV-Zeitschriftensprache eine »leichte Sommerkomödie« nennen könnte. Ansonsten soll aber nicht zuviel verraten werden. Darum: Kein weiteres Wort über den Schwimmclub!