Humorkritik | Juli 2018
Juli 2018
Ich glaube nicht, dass es Kunst sein kann, wenn Verachtung das Mittel ist. Das gilt auch für Klamauk. Deutschsprachiger Humor war immer ein Mittel der Verächtlichmachung.
Marlene Streeruwitz
Der Küchenchef rät ab
Es war eine schöne Idee: Der Blog »Worst of Chefkoch« hat es sich zur Aufgabe gemacht, die merkwürdigsten Rezepte zu sammeln, die User auf der Seite chefkoch.de veröffentlichen. Doch so zuverlässig, wie diese Rezepte den Appetit verderben, verderben mir die beiden Betreiber des Blogs, Lukas Diestel und Jonathan Löffelbein, den Spaß. Anstatt nämlich die Rezepte für sich selbst sprechen zu lassen oder sie wenigstens ironisch zu preisen, polemisieren die Betreiber nach Kräften; das Prinzip, offenkundig Übles übel zu nennen, erinnert an die Arbeitsweise Oliver Kalkofes, der bekanntlich auch nicht müde wird, von ihm präsentierte »schlechteste Filme aller Zeiten« ob ihrer Schlechtigkeit wortreich durch weit offene Türen zu prügeln.
So spotten Diestel /Löffelbein über die Schöpferin von »Hackbraten a la Maja«: »Maja, Maja, Maja… was sollen wir nur mit dir machen? Wenn etwas nach Kotze aussieht, wird es auch nicht besser, wenn man ein Ei in die Mitte legt.« Der Maître de Cuisine hinter »Tomatenplatte á la Andi« bekommt sein Bratfett weg, weil er im Gegensatz zu Löffelbein und Diestel im Französischunterricht nicht aufgepasst hat: »Andi ist von der Sorte Mensch, die in einer Baumschule arbeitet, es sich aber nicht nehmen lässt, sich ›Branch Manager‹ auf die Visitenkarte zu drucken. […] ›Tomatenplatte á la Andi‹! Nur echt mit accent aigu auf dem a. Den gibt’s zwar eigentlich nur auf einem e, aber in der hemmungslosen Turbowelt von Andi ist alles möglich.« Das alles soll komisch sein, besteht aber lediglich aus einer ungenießbaren Mischung aus Dünkel, Halbbildung und einer Messerspitze Ignoranz. Was der Bauer nicht kennt, das frisst er halt nicht nur nicht.