Humorkritik | Januar 2016
Januar 2016
»Ich schreibe einen Satz und muß lachen. Dann stimmt’s normalerweise.«
Rainald Goetz

Filmresümee fünfzehn
Die erfolgreichsten deutschen Filme des Jahres 2015 sind wieder einmal drei Komödien gewesen, sehr unterschiedliche: »Fack ju Göhte 2« mit Elyas M’Barek lag vor Til Schweigers »Honig im Kopf«, mit Abstand folgte die Bestsellerverfilmung »Er ist wieder da«. Mir hat einer der drei Filme ganz gut gefallen, ein anderer weniger gut, über den dritten habe ich mich geärgert.
»Honig im Kopf« wird als »Tragikomödie« gehandelt – daß eine Alzheimererkrankung im Wortsinn »tragisch« sein soll, leuchtet mir nicht ein, schon gar nicht, wenn sich die Symptome im Wörtlichnehmen doppelsinniger Begriffe und der Zweckentfremdung nichtsanitärer Einrichtungen erschöpfen. Im komödiantischen Teil – altkluges Kind trifft auf komischen Greis – sind die Autoren auf Nummer Sicher gegangen und haben keinen Kalauer ausgelassen. Andererseits habe ich mit zurechnungsfähigen Zuschauern gesprochen, die sich amüsiert und gerührt fühlten. Geschmackssache.
»Fack ju Göhte 2« verläßt sich voll auf das Erfolgsrezept des ersten Teils: Prollige Schüler werden von prolligem Lehrer auf die rechte Bahn geführt. Den Versuch, das klapprige Handlungsskelett zu beschreiben, an dem hier die mehr oder weniger drolligen Fetzen aufgehängt werden, wage ich nicht. Er wäre auch überflüssig, denn eigentlich handelt der Film von seinem Hauptdarsteller, dem es mit mürrischem Charme gelingt, das wacklige Konstrukt zusammenzuhalten. Erstaunlich bleibt, wie gut das Ganze funktioniert. Wer reine Unterhaltung mag, ohne Niveaudünkel zu hegen, der wird hier gut bedient.
»Er ist wieder da« will mehr sein als Unterhaltung, mit dem moralischen Zeigefinger wird hier praktisch durchgehend gewackelt. Auf recht umständliche Weise erfahren wir, daß es in Deutschland ein paar Trottel gibt, die ihren alten Führer Adolf wiederhaben wollen, und daß die Medien, vor allem das Privatfernsehen, lieber der Quote dienen als der Volksaufklärung. Die Überheblichkeit, mit der solche minderbrisanten Enthüllungen präsentiert werden, war im Fall »Borat« erträglich, weil vom Hauptdarsteller selbst verkörpert. Im Fall Hitler fand ich sie eklig.