Humorkritik | Januar 2016
Januar 2016
»Ich schreibe einen Satz und muß lachen. Dann stimmt’s normalerweise.«
Rainald Goetz
Doch funny
Man darf sich ruhig etwas wundern, wenn eine Rap-Parodie aus einer ZDF-Late-Night-Show zum medialen Großereignis wird. Insbesondere, wenn – wie im Falle von Jan Böhmermanns »POL1Z1STENS0HN« – der humoristische Dreh lediglich in einer Umkehr der raptypischen Sicht auf die Polizei besteht. Der Witz ist nach den ersten Sekunden verstanden, der Rest nur noch Formsache, könnte man meinen, und tatsächlich zieht sich das Lied etwas in die Länge. Nun ist Böhmermann jedoch eine vergleichsweise unpeinliche Parodie gelungen, die, sieht man von kleineren Schnitzern ab, Straßenrapsprache adaptiert, ohne sie klischeehaft zu überzeichnen. Vor allem in der Rapszene jedoch empörte man sich über das Video. So warf etwa der Publizist Marcus Staiger Böhmermann »standesgemäße Überheblichkeit« vor, die Rap nicht als Kunst gelten lassen wolle; Yonca Julia Pulur attestierte auf Splash-Mag: »Jan Böhmermann hat Straßenrap nicht verstanden«; Eko Fresh twitterte, den »Song nicht funny« zu finden. Wohlgemerkt: Diese gekränkten Reaktionen kommen aus einer Musikszene, in der das Recht des Stärkeren propagiert wird und »schwul« eine Beleidigung darstellt; eine Szene mithin, die von Diskriminierung lebt und sie befeuert, intern mit ideologischer Kritik spart und sich gegen äußere hermetisiert.
Diese Art von Überempfindlichkeit noch einmal vorgeführt zu haben, veredelt Böhmermanns einfachen Scherz dann letztlich.