Humorkritik | April 2016
April 2016
»Der Bonze des Humors ist eine lachende Buddha-Statue, die auf dem Gelände des Parkplatzes beim ›Kaffee Worpswede‹ (Kaffee Verrückt) steht.«
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Neger, Neger, Negernegerneger
Die Handlung der ZDF-Serie »Familie Braun« ist schnell erzählt: Zwei Neonazis wohnen zusammen. Eines Tages zieht ein schwarzes Kind bei ihnen ein und stellt ihr Leben auf den Kopf. Leider scheinen Autor Manuel Meimberg und Regisseur Maurice Hübner zu glauben, die ständige Wiederholung vermeintlich tabuisierter Wörter genüge zum Skandal respektive zum Lacher; dem ist aber nicht so.
Um des öffentlich-rechtlichen Bildungsauftrags willen versucht »Familie Braun« einen Spagat zwischen Nazi-Gags und Demokratieerziehung – er gelingt nicht. Anstatt sich mit der politischen und sozialen Realität zu beschäftigen, werden Witzklischees dekliniert: Die national befreite WG sucht einen neuen Mitbewohner, und justament bewerben sich ein Moslem, ein Asiate und ein Jude um das Zimmer. Natürlich verliert der Nazi die Beherrschung, als ihm letzterer gegenübertritt. Juden, die dafür herhalten müssen, daß sich der deutsche Furor in seiner Komik Bahn brechen kann? Nicht nur ich habe da ein schlechtes Gefühl: Die Kritiken an »Familie Braun« waren insgesamt ziemlich unfreundlich. Allerdings ließen sie auch vieles außer acht. So versteckt sich in jeder der acht Episoden ein hübscher Witz: Im Kinderzimmer prangt die Losung »Schluß mit Kuschelpädagogik« in Schwarz-Rot-Weiß, und wenn ein Mitbewohner dem anderen mitteilen will, daß er den nationalsozialistischen Ansprüchen nicht genügt, verwendet er dafür das Wort »Scheißnazi«.
Insgesamt scheint es aber, als könnte die Serie aus der Widersprüchlichkeit des Nationalsozialismus nur komische Funken schlagen, indem sie die Opfer wieder zu Opfern macht. Schade drum! Irgendwann muß doch auch damit Schluß sein.