Humorkritik | Februar 2015

Februar 2015

Der Humor entspringt aus dem Gemüte, es hat also der ganze Mensch, der religiöse und sittliche, der denkende und empfindende Mensch daran Anteil.
Christian Oeser

Vicco von Dittrich?

Ich kann nicht in die Zukunft sehen – ich will es nicht einmal können –, aber es wird, fürchte ich, dann doch so werden, daß Olli Dittrich jetzt immer mal wieder im Fernsehen sitzt und Witzfiguren bis zur Kenntlichkeit unentstellt läßt. »Talkgespräch« hieß zum Jahreswechsel der neuerliche Versuch, Komik anzurichten, indem man (Fernseh-)Realität nicht überzeichnet, sondern nach allen Regeln der anverwandelnden Kunst doppelt, und also saßen Talkshowgäste in einer Talkshowkulisse und sprachen wie Talkshowgäste, und alle inkarnierte O. Dittrich, und es war nicht komisch, und das Feuilleton, deutsch und autoritätensüchtig, schrie trotzdem »Loriot!«.

Ich will zu dem, was ich zuletzt über Dittrichs ganz ähnlich gewirktes »Frühstücksfernsehen« (TITANIC 6/2013) sagte, nicht mehr hinzufügen als das strikte Verbot, solche Blindkopien mit den ewigen Loriot-Vergleichen zu adeln – »was hätte Loriot am ›Talkgespräch‹ für eine Freude gehabt« (SZ) –, und ganz vorsichtig darauf aufmerksam machen, daß Loriot sich allerdings traute, soviel Abstand zu seinen Figuren zu halten, daß die Anverwandlung nicht in der »Imitation« (SZ) steckenblieb, sondern Parodie werden konnte. Parodie, die im Dienst eines klar definierten (mit dreißig, vierzig Jahren Abstand mag man finden: überdefinierten) komischen Ziels stand. Weil Loriot nämlich einen Plan hatte. Dittrich hat keinen, seine Imitationen dienen, als mühsam verhohlene Selbstreferentialitäten, zu praktisch gar nichts, weswegen seine Partnerin Cordula Stratmann, ohne Anspielpartner, auch nicht als Evelyn Hamann, sondern bloß als beisitzende Stichwortgeberin fungiert.

»Die Begabung, die ich habe, wenn es darum geht, mir Menschen zu eigen zu machen« (Dittrich) ist sicherlich eine schöne, aber keine ipso facto komische; und zu sehen, wie der Schauspieler Dittrich sich an das preßseits genährte Großmißverständnis verschwendet, er sei Loriot oder sonstwie lustig, ist nicht zum Lachen, sondern im Gegenteil.

  

Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Hoppla, Berliner Gefängnischefs!

Drei von Euch haben laut Tagesspiegel wegen eines Fehlers der schwarz-roten Regierungskoalition statt einer Gehaltserhöhung weniger Geld bekommen. Aber der Ausbruch von Geldnöten soll durch einen Nachtragshaushalt verhindert werden. Da ja die Freundschaft bekanntlich beim Geld endet: Habt Ihr drei beim Blick auf Eure Kontoauszüge mal kurz über eine Ersatzfreiheitsstrafe für die nachgedacht, die das verbrochen haben?

Wollte diese Idee nur mal in den Raum stellen: Titanic

 Warum, Internet?

Täglich ermöglichst Du Meldungen wie diese: »›Problematisch‹: Autofahrern droht Spritpreis-Hammer – ADAC beobachtet Teuer-Trend« (infranken.de).

Warum greifst Du da nicht ein? Du kennst doch jene Unsichtbar-Hand, die alles zum Kapitalismus-Besten regelt? Du weißt doch selbst davon zu berichten, dass Millionen Auto-Süchtige mit Dauer-Brummbrumm in ihren Monster-Karren Städte und Länder terrorisieren und zum Klima-Garaus beitragen? Und eine Lobby-Organisation für Immer-Mehr-Verbrauch Höher-Preise erst verursacht?

Wo genau ist eigentlich das Verständlich-Problem?

Rätselt Deine alte Skeptisch-Tante Titanic

 Vielen Dank, Claudia Schiffer!

Vielen Dank, Claudia Schiffer!

Die Bunte zitiert Sie mit der Aussage: »Um zu überleben, muss man gesund sein, und wenn man am gesündesten ist, sieht man einfach auch am jüngsten aus!« Gut, dass Sie diese Erkenntnis an uns weitergeben!

Geht jetzt zur Sicherheit bei jeder neuen Falte, Cellulitedelle und grauen Strähne zum Arzt:

Ihre greise Redaktion der Titanic

 Eher unglaubwürdig, »dpa«,

erschien uns zunächst Deine Meldung, Volker Wissing habe nach dem tödlichen Busunglück auf der A9 bei Leipzig »den Opfern und Hinterbliebenen sein Beileid ausgesprochen«. Andererseits: Wer könnte die Verstorbenen auf ihrem Weg ins Jenseits noch erreichen, wenn nicht der Bundesverkehrsminister?

Tippt aufs Flugtaxi: Titanic

 Gute Frage, liebe »Süddeutsche«!

»Warum haben wir so viele Dinge und horten ständig weiter? Und wie wird man diese Gier wieder los?« teast Du Dein Magazin an, dasselbe, das einzig und allein als werbefreundliches Vierfarb-Umfeld für teuren Schnickschnack da ist.

Aber löblich, dass Du dieses für Dich ja heißeste aller Eisen anpackst und im Heft empfiehlst: »Man kann dem Kaufimpuls besser widerstehen, wenn man einen Schritt zurücktritt und sich fragt: Wer will, dass ich das haben will?«

Und das weiß niemand besser als Du und die Impulskundschaft von Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Immerhin

Für mich das einzig Tröstliche an komplexen und schwer zugänglichen Themen wie etwa Quantenmechanik, Theodizee oder den Hilbertschen Problemen: Letztlich ist das alles keine Raketenwissenschaft.

Michael Ziegelwagner

 Gebt ihnen einen Lebenszyklus!

Künstliche Pflanzen täuschen mir immer gekonnter Natürlichkeit vor. Was ihnen da aber noch fehlt, ist die Fähigkeit zu verwelken. Mein Vorschlag: Plastikpflanzen in verschiedenen Welkstadien, damit man sich das Naserümpfen der Gäste erspart und weiterhin nur dafür belächelt wird, dass man alle seine Zöglinge sterben lässt.

Michael Höfler

 Mitgehört im Zug

»Prostitution ist das älteste Gewerbe der Welt!« – »Ja, aber das muss es ja nicht bleiben.«

Karl Franz

 Im Institut für Virologie

Jeder Gang macht krank.

Daniel Sibbe

 Empfehlung für die Generation Burnout

Als eine günstige Methode für Stressabbau kann der Erwerb einer Katzentoilette – auch ohne zugehöriges Tier – mit Streu und Siebschaufel den Betroffenen Abhilfe verschaffen: Durch tägliches Kämmen der Streu beginnt nach wenigen Tagen der entspannende Eintritt des Kat-Zengarteneffekts.

Paulaner

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
27.04.2024 Schwerin, Zenit Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
28.04.2024 Lübeck, Kolosseum Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
29.04.2024 Berlin, Berliner Ensemble Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
30.04.2024 Hamburg, Kampnagel Martin Sonneborn mit Sibylle Berg