Humorkritik | Dezember 2015
Dezember 2015
»Was ist schließlich ein Papst, ein Präsident oder ein Generalsekretär anderes als jemand, der sich für einen Papst oder einen Generalsekretär oder genauer: für die Kirche, den Staat, die Partei oder die Nation hält? Das einzige, was ihn von der Figur in der Komödie oder vom Größenwahnsinnigen unterscheidet, ist, daß man ihn im allgemeinen ernst nimmt und ihm damit das Recht auf diese Art von ›legitimem Schwindel‹, wie Austin sagt, zuerkennt. Glauben Sie mir, die Welt so betrachtet, d.h. so wie sie ist, ist ziemlich komisch. Aber man hat ja oft gesagt, daß das Komische und das Tragische sich berühren.«
Pierre Bourdieu

Geschichtsmüde
Männer, die, in Lumpen gehüllt, mittelalterliche Frauen spielen, inmitten eines schmutzigen und von Ratten bevölkerten Dorfes; drei Heerführer, die in der Zeit des Dreißigjährigen Kriegs darüber diskutieren, ob sie nun eigentlich die Italiener, die Deutschen oder die Bayern seien und gegen wen sie überhaupt kämpften; Jesus, dem nach einem Gleichnis von den Zuhörern dumme Fragen zu Versicherungspolicen gestellt werden – das kommt Ihnen bekannt vor? Dann geht es Ihnen wie mir, als ich die ZDF-Sendung »Sketch History« sah. Deren Anlehnung an Monty Python ist überdeutlich, nicht einmal die eingeschobenen montierten Grafiksequenzen fehlen.
Der Name der Sendung ist also durchaus im Doppelsinn zu verstehen, denn durch die zahlreichen Anspielungen und Zitate – nicht nur Python, sondern auch Loriot oder Mel Brooks sind hier zu nennen – wird zugleich Sketchgeschichte präsentiert. Und hier liegt das Problem: Der bloße Anklang an bekannt Komisches erzeugt selbst keine Komik, zumal das Ritual des Abwieherns zu den immergleichen Gags an das Original gebunden ist. Die Wendungen und Pointen, die »Sketch History« hinzufügt, sind hingegen zu lahm und zu zahm, um eigenständig zu bestehen. Rechte Freude will also keine aufkommen, wenn jedes Detail dieser wirren Show dem Publikum entgegenzuflehen scheint: »Los, Leute, lacht, das kennt ihr doch, das gefällt euch doch …!«
Auch das Konzept, reale geschichtliche Begebenheiten in Sketche zu verpacken, ist nicht ganz neu: »Sketch History« ist eine Adaption der britischen Kindersendung »Horrible Histories« (BBC), als deren Inspiration wiederum Monty Python und »Blackadder« genannt werden. Anders als »Horrible Histories« richtet sich der ZDF-Ableger jedoch nicht primär an jüngere Zuschauer und verzichtet auf den didaktischen Anspruch des Originals. Womit also nicht einmal ein kleiner Bildungsrest übrigbleibt, an dem man sich erfreuen könnte. Ganz abgesehen vom Spaß, der fehlt.