Humorkritik | März 2014
März 2014
Stromberg
Schlimmes wollte ich schon ahnen, als ich die ersten Szenen von »Stromberg – Der Film« sah. Präsentieren sie sich doch als ein einziges arges Selbstzitat und Eigenlob, als seien sie direkt für den Fan geschrieben: Wie in der Serie ist der fiese Bürovorsteher Stromberg erwartbar fies, beendet seine Scherze (»flexibel wie ein Taliban«) stets mit einem »sag’ ich immer« und kokettiert aufs vorhersehbarste mit der Doku-Kamera. Wie erleichtert war ich daher, daß sich der Film flott von der Serienvorlage freischwimmt; ja, ich wage zu behaupten, daß man ihn auch ohne deren Kenntnis sehen kann. Das hängt nur bedingt mit dem Schauplatzwechsel zusammen – Strombergs Firma macht einen Betriebsausflug, gleichzeitig steht jedoch eine Massenentlassung bevor –, eher mit der Entschlossenheit der Macher, nur eines Happy Ends wegen nicht gleich ins Idyllische abzudriften.
Wo ein Film wie »Fack ju Göhte« Sexismus und Rassismus als lustige Normalität feiert, zeigt der Stromberg-Film den häßlichen Deutschen ganz ohne Filmschminke (»Für einen Türken kannst du gleich drei Vietnamesen versichern«); man lacht über ihn, nicht mit ihm. Die Charaktere sind ausgearbeitet, zerrissen von Geltungssucht, Zynismus und frustriertem Liebesbedürfnis. Daß der üble Opportunist Stromberg am Ende (die Medien haben’s oft genug verraten) in die erste Opportunistenpartei des Landes eintritt, fand ich so folgerichtig und schön, daß ich fast vom Stuhl fiel, als Autor Ralf Husmann im Interview die Wahl der SPD einen Zufall nannte: Es hätte erst die FDP sein sollen, die aber dann wegen schwindender Relevanz verworfen wurde. Vom selben Stuhl wollte ich gleich noch einmal fallen, als ich hörte, daß die riesige Produktionsfirma Brainpool für diesen garantierten Erfolgsfilm Crowdfunding betrieb. Eine Versicherung nach allen Seiten, dem Versicherungsfachmann Stromberg angemessen.