Humorkritik | März 2014
März 2014
Preiswert
Im tagtäglichen Karikaturenunwesen hat man sich an vieles gewöhnt: schauderhaften Metaphernwirrwarr, namentlich beschriftete Politiker, Zeichnungen, deren Witz allein in der Sprechblase wohnt (und die Zeichnung somit verzichtbar macht). Nicht einmal preisgekrönte Karikaturen ragen aus all dem Quatsch heraus, jüngstes Beispiel: »Die schwarze Witwe macht weiter« von Heiko Sakurai, gerade erst mit dem »Karikaturenpreis der deutschen Zeitungen« ausgezeichnet. Abgebildet ist Angela Merkel in Trauerkleidung, daneben stehen Fotografien von Philipp Rösler, Guido Westerwelle, Peer Steinbrück und Frank-Walter Steinmeier auf einem Tischchen, allesamt mit Trauerband. Auf dem Boden liegen Messer, Gift und Pistole. Merkel gegenüber steht Sigmar Gabriel, und sie sagt: »Herr Gabriel, Sie sehen aus wie mein nächster Mann.« Lachen muß ich da nicht – darauf kommt es bei Karikaturen offenbar nicht an – aber die Zeichnung ist nicht einmal schlüssig: das wäre sie nur, wenn alle Fotografien Porträts ehemaliger Vizekanzler zeigten, womit die Analogie Ehe/Koalition stringent durchgeführt wäre. Peer Steinbrück war jedoch nie Vizekanzler. Handelt es sich dann wenigstens durchweg um Politiker, die an Merkel gescheitert sind? Keineswegs, der weiland Kanzlerkandidat Steinmeier ist längst wieder Außenminister und Mitglied der Regierung.
Aber vielleicht zeichnet dieser Preis ja auch jene Karikatur aus, in der obengenannte Fehler am exemplarischsten zutage treten? Dann freilich wäre der Jury zu gratulieren.