Humorkritik | Juni 2014

Juni 2014

20 Jahre Kalkofe

Auf Tele5 feierte Oliver Kalkofe seine nun schon zwanzig Jahre dauernde Bühnenpräsenz als Parodist des gesammelten TV-Irrsinns. Was dem Zuschauer zum Jubiläum da an Schreckgestalten entgegensprang, von Ulla Kock am Brink bis zu dem Dicken von Klaus und Klaus, mag erklären, weshalb der Jubilar zu Beginn behauptete, regelrecht Angst vor diesem Abend zu haben. Und tatsächlich geriet die mehrstündige Veranstaltung, moderiert von einem nur mäßig interessierten Jörg Thadeusz, über weite Strecken zum prickelnden Wechselbad zwischen Grusel und Schämfreude. Denn sosehr man kritisieren kann, daß sich Kalkofe in den letzten Jahren zusehends an Scripted-Reality-Formaten abarbeitet – Formaten also, an deren offen eingestandener Künstlichkeit satirische Übersteigerung fast zwangsläufig scheitert –, sosehr muß man auch zugestehen, daß, was seine parodistische Qualität angeht, nur wenige dem »Kalk« das Wasser reichen können. Kalkofes Parodien zeugen von einer fast zärtlichen Beziehung zu den verarschten Objekten. Spürbar wird das etwa an der recht aktuellen einer offensichtlich dauerbesoffenen und komplett weggeschossenen »Astro-TV«-Dame namens Brigitte, die in ihrem Leopardenkostüm dem Schutzheiligen Metatron Segensgrüße an ihre Zuschauer abpreßt. Ja, Kalkofe ist tatsächlich einer, der dieser pathologischen Hirnrissigkeit mit Liebe begegnet, und das allein ist schon etwas Beachtenswertes in einer Zeit, die in öffentlichem wie privatem Fernsehen gleichermaßen den Zynismus zur Weltordnung erhoben hat. Nicht davon zu reden, daß Oliver Kalkofe der einzige Mann im deutschen TV ist, der Drag als Kunstform und Cross-Dressing ohne Überheblichkeit und verklemmte Homophobie praktiziert.

Vielleicht werden TV-Sender im modernen Medienmix nur deswegen weiterexistieren, damit Kalkofe was zu tun hat. Ob man dem gelernten Fremdsprachenkorrespondenten aus Niedersachsen dafür dann dankbar sein soll, das mögen andere entscheiden – zum 40. oder 50. Jubiläum.

  

Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Vielen Dank, Claudia Schiffer!

Vielen Dank, Claudia Schiffer!

Die Bunte zitiert Sie mit der Aussage: »Um zu überleben, muss man gesund sein, und wenn man am gesündesten ist, sieht man einfach auch am jüngsten aus!« Gut, dass Sie diese Erkenntnis an uns weitergeben!

Geht jetzt zur Sicherheit bei jeder neuen Falte, Cellulitedelle und grauen Strähne zum Arzt:

Ihre greise Redaktion der Titanic

 Bild.de!

»Springer hatte im Januar bundesweit für Entsetzen gesorgt«, zwischentiteltest Du mit einem Mal überraschend selbstreferenziell. Und schriebst weiter: »Nach der Enthüllung des Potsdamer ›Remigrations‹-Treffens von AfD-Politikern und Rechtsextremisten postete Springer: ›Wir werden Ausländer zurückführen. Millionenfach. Das ist kein Geheimnis. Das ist ein Versprechen.‹« Und: »In Jüterbog wetterte Springer jetzt gegen ›dahergelaufene Messermänner‹ und ›Geld für Radwege in Peru‹«.

Dass es in dem Artikel gar nicht um Dich bzw. den hinter Dir stehenden Arschverlag geht, sondern lediglich der Brandenburger AfD-Vorsitzende René Springer zitiert wird, fällt da kaum auf!

Zumindest nicht Titanic

 Eher unglaubwürdig, »dpa«,

erschien uns zunächst Deine Meldung, Volker Wissing habe nach dem tödlichen Busunglück auf der A9 bei Leipzig »den Opfern und Hinterbliebenen sein Beileid ausgesprochen«. Andererseits: Wer könnte die Verstorbenen auf ihrem Weg ins Jenseits noch erreichen, wenn nicht der Bundesverkehrsminister?

Tippt aufs Flugtaxi: Titanic

 Hej, Gifflar!

Du bist das Zimtgebäck eines schwedischen Backwarenherstellers und möchtest mit einer Plakatkampagne den deutschen Markt aufrollen. Doch so sehr wir es begrüßen, wenn nicht mehr allein Köttbullar, Surströmming und Ikeas Hotdogs die schwedische Küche repräsentieren, so tief bedauern wir, dass Du mit Deinem Slogan alte Klischees reproduzierst: »Eine Schnecke voll Glück«? Willst Du denn für alle Ewigkeiten dem Stereotyp der schwedischen Langsamkeit hinterherkriechen? Als regierten dort immer noch Sozialdemokraten, Volvo und Schwedenpornos?

Damit wirst Du nie der Lieblingssnack der Metropolenjugend!

Sagen Dir Deine Zimt- und Zuckerschnecken von Titanic

 Grüß Gott, Businesspäpstin Diana zur Löwen!

Du verkaufst seit Neuestem einen »Anxiety Ring«, dessen »bewegliche Perlen« beim Stressabbau helfen sollen. Mal abgesehen davon, dass das einfach nur das hundertste Fummelspielzeug ist, kommen uns von ihren Nutzer/innen glorifizierte und zur Seelenerleichterung eingesetzte bewegliche Perlen an einer Kette verdächtig bekannt vor.

Ist für Dich natürlich super, denn auch wenn Du Deinen treuen Fans skrupellos das Geld aus der Tasche ziehst, in die Hölle kommst Du zumindest für diese Aktion sicher nicht.

Auch wenn dafür betet:

Deine Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Tödliche Pilzgerichte (1/1)

Gefühlte Champignons.

Lukas Haberland

 In Würde altern

Früher hätte mich der riesige Pickel mitten auf meinem Hals stark gestört. Heute trage ich den wohl niedlichsten ausgeprägten Adamsapfel, den die Welt je gesehen hat, mit großem Stolz ein paar Tage vor mir her.

Ronnie Zumbühl

 Gute Nachricht:

Letzte Woche in der Therapie einen riesigen Durchbruch gehabt. Schlechte Nachricht: Blinddarm.

Laura Brinkmann

 Empfehlung für die Generation Burnout

Als eine günstige Methode für Stressabbau kann der Erwerb einer Katzentoilette – auch ohne zugehöriges Tier – mit Streu und Siebschaufel den Betroffenen Abhilfe verschaffen: Durch tägliches Kämmen der Streu beginnt nach wenigen Tagen der entspannende Eintritt des Kat-Zengarteneffekts.

Paulaner

 Mitgehört im Zug

»Prostitution ist das älteste Gewerbe der Welt!« – »Ja, aber das muss es ja nicht bleiben.«

Karl Franz

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
02.05.2024 Dresden, Schauburg Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
03.05.2024 Mettingen, Schultenhof Thomas Gsella
03.05.2024 Stuttgart, Im Wizemann Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
04.05.2024 Gütersloh, Die Weberei Thomas Gsella