Humorkritik | Mai 2012
Mai 2012
Ein Moore wie wir
Michael Moores Autobiographie »Here Comes Trouble«, deren just erschienene deutsche Übersetzung vom Piper Verlag den budspencerhaft albernen Titelnachklapp »Mein Leben als Querschläger« verpaßt bekam, fängt vielversprechend an. Moore schildert die Wochen nach seinem Auftritt bei der Oscar-Verleihung 2003, als er sich mit seinem »Shame on you, Mr. Bush« weltweit viele Freunde und zu Hause viele Feinde machte. Plötzlich war er ein Geächteter, erhielt Morddrohungen, die sich als so ernst erwiesen, daß er ehemalige Elite-Soldaten als Leibwächter anheuern mußte.
Dann blendet der Autor zurück in Kindheit und Jugend, erzählt von seiner Zeit als Journalist und seinem Einstieg ins Filmgeschäft (eine Dokumentarfilm-Crew aus New York drehte bei einem Treffen des Ku-Klux-Klan und war nur zu dankbar, daß Moore bereit war, die Klansleute auch vor laufender Kamera zu interviewen) bis hin zur Premiere seines ersten abendfüllenden Dokumentarfilms »Roger & Me«.
Die Skizzen und Anekdoten sind teils amüsant, teil aber auch ziemlich belanglos, was daran liegen mag, daß der Autor immer wieder betont, wie typisch amerikanisch er doch sei: Das Leitmotiv »Ich bin wie ihr, einer von euch!« wirkt auf die Dauer geradezu aufdringlich. Auch wenn diese Haltung in Anbetracht der erlittenen Anfeindungen verständlich ist – zum Ruhm gereicht sie Moore nicht.