Humorkritik | Mai 2011
Mai 2011

Trolle & Splatter
Trolle sind in der norwegischen Sagenwelt keine kleinen Wichte, die in die Regale von Souvenirgeschäften passen, sondern fiese Riesen. Regisseur und Autor André Øvredal hat sich den Spaß erlaubt, in seinem Film »Trollhunter« ein studentisches Dokumentarfilmteam herausfinden zu lassen, daß es die wilden Kerle wirklich gibt. Aus dessen rohgeschnittenem Material besteht angeblich der ganze Film, wie bei »Blair Witch Project« oder »Cloverfield«. Nur geht es diesmal nicht nur um Horror und Spannung, es gibt auch viel zu lachen: etwa über die Methoden eines im staatlichen Auftrag tätigen Trolljägers, über liebevoll ersonnene »wissenschaftliche« Erklärungen, über tote Importbären, die als Sündenböcke für Trollschäden herhalten müssen, über den wahren Zweck vieler Hochspannungsleitungen, über die mit der Trollbekämpfung einhergehende Bürokratie und über die lebenswichtige Frage, ob Trolle nur besonders sensibel auf die Ausdünstungen von Christen oder aber auch auf jene Andersgläubiger reagieren.
Ich fürchte, daß sich mir eine ganze Reihe von Scherzen aufgrund mangelhafter Kenntnisse norwegischer Mythologie gar nicht erschlossen hat, und da die gewählte Form der Pseudodoku zudem jede Menge dramaturgischer Einschränkungen mit sich bringt, kam passagenweise leichte Langeweile auf. Aber spätestens, als die erstaunlich glaubwürdig animierten knollennasigen Unholde ausgiebig im Bild herumstapften und -wüteten, verflog sie im Nu.
»Trollhunter«, seit 7. April im Kino, war bereits zuvor auf dem durch die Republik tourenden »Fantasy Film Fest« zu sehen, wo immer wieder auch komische Ware zu entdecken ist, letztes Jahr zum Beispiel »Tucker & Dale vs Evil«, eine Splatterkomödie, bei der sich allerdings das Blutgespritze trotz Einsatz von Häcksler, Kettensäge und Bolzenschußgerät in Grenzen hält. Anfang dieses Jahres lief der mit kleinem Budget gedrehte US-Film regulär, aber nur ganz kurz in ein paar Multiplexen (die DVD erscheint in Deutschland am 22.7.). Das Debüt von Regisseur Eli Craig vergreift sich am leidlich bekannten Motiv »unbedarfte Collegekids treffen auf psychopathische Hinterwäldler«, populär seit Tobe Hoopers texanischem Kettensägenmassaker. Die Hinterwäldler sind diesmal allerdings echte Sympathen und weder blutrünstig noch wahnsinnig, sie wollen nur ein wenig Angelurlaub am See machen. Und kommen dabei der Gruppe Jugendlicher in die Quere, die einen falschen Schluß nach dem anderen und noch falschere Konsequenzen daraus zieht.
Die Idee ist simpel, aber was erst nach einer einfachen Umkehrung mit bescheidenem Witzpotential aussieht, entpuppt sich als eine sehr komische und kurzweilige Abfolge von tödlichen Mißverständnissen. Dialoge, Timing, Spiel, alles stimmt, und die nicht zu verleugnende Eingleisigkeit und Voraussehbarkeit des Plots gereicht dem Ganzen auch nicht zum Nachteil, sondern unterstützt die Komik der permanenten Eskalation.