Humorkritik | August 2009
August 2009

Durchfehler mit dem Autor
In notorisch kesser Manier füllte vor Urzeiten Peter Rühmkorf den manch Älteren unter uns vielleicht wohl halbwegs bekannten FAZ-Fragebogen aus und beantwortete die Frage »Welche Fehler entschuldigen Sie am ehesten?« mit: »Die Durchfehler der FR.« Nuja und wie auch immer: Durchfehler haben seither nicht nur in der Frankfurter Rundschau qualitativ zugelegt, sind aber selten so lustig wie jener fast schon Freudsche, den ich auf Seite 161 von Erich Loests eigentlich prima redigiertem Roman »Löwenstadt« (Steidl) entdeckte, allwo Loest das Leipzig kurz vor dem 1945er Einmarsch der Amerikaner beschreibt: »Kein Fabrikschornstein rauchte, kaum ein Autor fuhr, die Werke von Kulkwitz bis Leuna hatten die Feuer unter ihren Kesseln gelöscht. Die Stadt wartete auf den Feind, den Befreier.«
So sah das damals aus, als Leipzig halt noch die deutsche Bücherstadt schlechthin war. Heute, da all das Literarische Leipzigs erfolgreich abgewickelt ist, ist es freilich keiner Erwähnung wert, daß kaum ein Autor mehr drucks, pardon: durchs Pleiße-Athen chauffiert.