Humorkritik | November 2007

November 2007

It’s Shaun the Sheep

Kinderfernsehen fällt selten in meinen Zuständigkeitsbereich; zu viel Lautes und Grellbuntes wird dem jungen Zuschauer von ­Öffentlich-Rechtlichen wie Privaten zugemutet. Daher ist auch »Shaun, das Schaf« lange an mir vorbeigegangen – ziemlich zu Unrecht, wie ich nun zerknischt feststellen muß.

 

Denn »Shaun the Sheep«, so der Originaltitel, hat mein Herz in wenigen Minuten erobert. Shaun stammt aus der Zucht des Trickfilmers Nick Park und ist wie seine berühmten Kollegen Wallace und Gromit ebenfalls ein mittels Stop-Motion animiertes Knetgeschöpf. (Wer »Wallace & Gromit« aufmerksam verfolgt hat, kennt Shaun bereits aus der Episode »A Close Shave«, deutsch: »Unter Schafen«.) Shaun, von dem man nicht weiß, ob er jünger oder einfach nur kleiner ist als die anderen Schafe, lebt mit seiner Herde, dem Hütehund Bitzer, drei mißgünstigen Schweinen und einigen anderen Tieren auf einer Farm und durfte bislang in 40 Episoden à sieben Minuten Alltagsabenteuer erleben: Die Schafe sollen gebadet werden, aber das Wasser ist viel zu kalt – also muß Shaun warmes Wasser organisieren. Die Herde vergnügt sich mit dem Wäscheständer des Farmers und ruiniert dabei das ganze Trockengut, das anschließend in einer Rettungsaktion geflickt werden muß. Die Schafe sollen geschoren werden, möchten aber nicht nackt herumlaufen, weshalb sie flugs einen Fluchttunnel graben – zum nächstgelegenen Friseur, der ihnen einen anständigen Schnitt verpaßt. Versteht sich, daß der Farmer von den Aktionen seiner Schafe nie etwas bemerken darf und – auch nie etwas spitzkriegt.

 

Sahnehäubchen vieler Episoden aber sind die augenzwinkernden Anspielungen, die die Produzenten von Aardman ­Animations eingebaut haben: Mal drischt der ­Farmer mit einem Bäumchen auf seinen Traktor ein wie Basil Fawlty in »Fawlty Towers« auf sein liegengebliebenes Auto, mal geht ein Gitarren­verstärker bis elf wie sein berühmtes Vorbild bei »Spinal Tap«, außerdem sind die ganzen Hitchcock-, »E.T.«- und »Rocky«-Zitate in Knetgummi und von Schafen nachgespielt natürlich noch mal so lustig wie das Original.

 

»Shaun das Schaf« lief in Deutschland schon in der »Sendung mit der Maus« und im KiKa; für alle, die ihn da aber noch nicht gesehen haben, besteht noch Hoffnung: Mitte November erscheint die umfassende DVD »Shaun The Sheep – Off The Baa« als UK-Import, wird aber auch Kindern ohne Englischkenntnisse verständlich sein, denn »Shaun« kommt völlig ohne Dialoge aus.

  

Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Diese Steilvorlage, Kristina Dunz (»Redaktionsnetzwerk Deutschland«),

wollten Sie nicht liegenlassen. Die Fußballnation hatte sich gerade mit der EM-Viertelfinalniederlage gegen Spanien angefreundet, der verlorene Titel schien durch kollektive Berauschtheit an der eigenen vermeintlich weltoffenen Gastgeberleistung sowie durch die Aussicht auf vier Jahre passiv-aggressives Gemecker über die selbstverständlich indiskutable Schiedsrichterleistung (»Klarer Handelfmeter!«) mehr als wiedergutgemacht, da wussten Sie einen draufzusetzen. Denn wie es Trainer Julian Nagelsmann verstanden habe, »eine sowohl fußballerisch als auch mental starke National-Elf zu bilden«, die »zupackt und verbindet«, hinter der sich »Menschen versammeln« können und der auch »ausländische Fans Respekt zollen«, und zwar »auf Deutsch« – das traf genau die richtige Mischung aus von sich selbst berauschter Pseudobescheidenheit und nationaler Erlösungsfantasie, die eigentlich bei bundespräsidialen Gratulationsreden fällig wird, auf die wir dank des Ausscheidens der Mannschaft aber sonst hätten verzichten müssen.

Versammelt sich lieber vorm Tresen als hinter elf Deppen: Titanic

 Also echt, Hollywood-Schauspieler Kevin Bacon!

»Wie wäre es eigentlich, wenn mich niemand kennen würde?« Unter diesem Motto verbrachten Sie mit falschen Zähnen, künstlicher Nase und fingerdicken Brillengläsern einen Tag in einem Einkaufszentrum nahe Los Angeles, um Ihre Erfahrungen als Nobody anschließend in der Vanity Fair breitzutreten.

Die Leute hätten sich einfach an Ihnen vorbeigedrängelt, und niemand habe »Ich liebe Dich!« zu Ihnen gesagt. Als Sie dann auch noch in der Schlange stehen mussten, um »einen verdammten Kaffee zu kaufen«, sei Ihnen schlagartig bewusst geworden: »Das ist scheiße. Ich will wieder berühmt sein.«

Das ist doch mal eine Erkenntnis, Bacon! Aber war der Grund für Ihre Aktion am Ende nicht doch ein anderer? Hatten Sie vielleicht einfach nur Angst, in die Mall zu gehen und als vermeintlicher Superstar von völlig gleichgültigen Kalifornier/innen nicht erkannt zu werden?

Fand Sie nicht umsonst in »Unsichtbare Gefahr« am besten: Titanic

 Hello, Herzogin Kate!

Hello, Herzogin Kate!

Ihr erster öffentlicher Auftritt seit Bekanntmachung Ihrer Krebserkrankung wurde von der Yellow Press mit geistreichen Überschriften wie »It’s just Kate to see you again« oder »Kate to have you back« bedacht.

Und bei solchen Wortspielen darf unsereins natürlich nicht fehlen! Was halten Sie von »Das Kate uns am Arsch vorbei«, »Danach Kate kein Hahn« oder »Das interessiert uns einen feuchten Katericht«?

Wie immer genervt vom royalen Kateöse: Titanic

 Augen auf, »dpa«!

»Mehrere der Hausangestellten konnten weder Lesen noch Schreiben« – jaja, mag schon sein. Aber wenn’s die Nachrichtenagenturen auch nicht können?

Kann beides: Titanic

 Wurde aber auch Zeit, Niedersächsische Wach- und Schließgesellschaft!

Mit Freude haben wir die Aufschrift »Mobile Streife« auf einem Deiner Fahrzeuge gesehen und begrüßen sehr, dass endlich mal ein Sicherheitsunternehmen so was anbietet! Deine Mitarbeiter/innen sind also mobil. Sie sind unterwegs, auf Achse, auf – um es einmal ganz deutlich zu sagen – Streife, während alle anderen Streifen faul hinterm Büroschreibtisch oder gar im Homeoffice sitzen.

An wen sollten wir uns bisher wenden, wenn wir beispielsweise einen Einbruch beobachtet haben? Streifenpolizist/innen? Hocken immer nur auf der Wache rum. Streifenhörnchen? Nicht zuständig und außerdem eher in Nordamerika heimisch. Ein Glück also, dass Du jetzt endlich da bist!

Freuen sich schon auf weitere Services wie »Nähende Schneiderei«, »Reparierende Werkstatt« oder »Schleimige Werbeagentur«:

Deine besserwisserischen Streifbandzeitungscracks von Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Ein Lächeln

Angesichts der freundlichen Begrüßung meinerseits und des sich daraus ergebenden netten Plausches mit der Nachbarin stellte diese mir die Frage, welches der kürzeste Weg zwischen zwei Menschen sei. Sie beantwortete glücklicherweise ihre Frage gleich darauf selbst, denn meine gottlob nicht geäußerte vage Vermutung (Geschlechtsverkehr?) erwies sich als ebenso falsch wie vulgär.

Tom Breitenfeldt

 Krasse Segregation

Wer bestimmten Gruppen zugehört, wird auf dem Wohnungsmarkt strukturell diskriminiert. Viele Alleinstehende suchen händeringend nach einer Drei- oder Vierzimmerwohnung, müssen aber feststellen: Für sie ist dieses Land ein gnadenloser Apartmentstaat, vor allem in den Großstädten!

Mark-Stefan Tietze

 Feuchte Träume

Träumen norddeutsche Comedians eigentlich davon, es irgendwann mal auf die ganz große Buhne zu schaffen?

Karl Franz

 Reifeprozess

Musste feststellen, dass ich zum einen langsam vergesslich werde und mir zum anderen Gedanken über die Endlichkeit allen Lebens mache. Vor meiner Abreise in den Urlaub vergaß ich zum Beispiel, dass noch Bananen in meiner Obstschale liegen, und dann dachte ich zwei Wochen darüber nach, wie lange es wohl dauert, bis die Nachbarn wegen des Geruchs und der Fliegen aus meiner Wohnung die Kripo alarmieren.

Loreen Bauer

 Zeitsprung

Dem Premierenpublikum von Stanley Kubricks »2001: Odyssee im Weltraum« wird der Film 1968 ziemlich futuristisch II vorgekommen sein.

Daniel Sibbe

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
03.08.2024 Kassel, Caricatura-Galerie Miriam Wurster: »Schrei mich bitte nicht so an!«
04.08.2024 Frankfurt/M., Museum für Komische Kunst Die Dünen der Dänen – Das Neueste von Hans Traxler
04.08.2024 Frankfurt/M., Museum für Komische Kunst »F. W. Bernstein – Postkarten vom ICH«
09.08.2024 Bremen, Logbuch Miriam Wurster