Humorkritik | Juni 2007
Juni 2007
Extra 3
Das NDR-eigene Satireschiffchen »Extra 3« leistet sich im immerhin 31. Jahr seiner Existenz eine Moderation, in der ein reichlich qualliger Herr namens Thomas Pommer seine Pointen hinterher erklärt – was man symptomatisch für öffentlich-rechtliche Satireanstrengungen halten darf, die eben doch dazu neigen, nach Grundversorgung und Rundfunkrat zu riechen. Trotzdem haben mir hin und wieder Filmbeiträge gefallen, die das Credo »Im Zweifel für die Frechheit« auch tatsächlich ausreizen: In einer Parodie agierten z.B. zwei Islamisten vor der (Internet-)Kamera und gaben ihren Glaubensbrüdern Anschlagratschläge – das soll und muß schon als mutig gelten. Im Gegenzug wird eine bräsige Rubrik wie »Der Klaus« gepflegt, in der ein Plüschnager im längst totparodierten Kindersprech der »Sendung mit der Maus« Sachfragen erörtert; nachhaltig nervt der penetrant französelnde »Aushilfsreporter Alfons«, der mit Plüschmikrofon und Fangfragenkatalog zur wohl tausendsten Unterschichtsverarsche in die Fußgängerzone aufbricht.
Am gelungensten fand ich die Sendung immer da, wo sie den satirisch-komischen Maßnahmenkatalog: Übertreibung, Verzerrung, Umkehrung etc. mit den originären Möglichkeiten des Fernsehens umsetzte: Bild- und Tonelemente neu verschnitt, Vorgefundenes anders kontextualisierte, visualisierte, synchronisierte – ob man dabei Witzvideos aus dem Internet verwenden soll, ist sicher Geschmackssache. Via Youtube kann man einige recht komische ältere Beiträge anschauen, etwa Kim Jong-Il als Super Mario belachen oder einem »Verbrennflaggenhändler« bei der Arbeit zusehen.
Aber auch nicht weiter schlimm, wenn man’s läßt.
Hä, »Spiegel«?
