Humorkritik | Februar 2007
Februar 2007
Vonnegut
Kurt Vonneguts neues Buch »Mann ohne Land« (Pendo) ist ein echtes Alterswerk und zehrt, wie die letzten Bücher dieses großen Autors, schon ein wenig von dessen Nimbus. Mit greisenweisem Sarkasmus nimmt er nochmals die Bergpredigt durch und deutet sie als sozialistischen Urtext, macht sich kluge, wenn auch nicht so ganz neue Gedanken über die existenzielle Grundierung des Witzes und wettert immer schön über die »Sucht« nach fossilen Brennstoffen – und noch schöner über »sein« Land und »seine« Leute, zumal die in Washington. Alles richtig, nur an ein paar Stellen vielleicht doch hart am Rande des allzu Gutgemeinten.
Schöner sind da seine kleinen Alltagsgeschichten und Bekenntnisse. Er sei ein »Luddit«, konstatiert er an einer Stelle, jemand, der »neumodischen Mistkram« haßt und entsprechend auch noch mit der Schreibmaschine schreibt. Das unordentliche Schreibmaschinenmanuskript gibt ihm nämlich die schöne Gelegenheit, mit seinem »Schreibfräulein« zu telefonieren und sich wunderbar zu unterhalten, danach darf er wegen eines Briefumschlages zum Kiosk gehen – denn er muß ihr das Skript ja mit der Post schicken –, sich in die Schlange stellen und mit vielen netten Menschen reden; und schließlich sogar an der Gummierung lecken.
Vonnegut besitzt Selbstironie und Charme für zwei – er ist mir auch noch sympathisch, wenn ich anderer Meinung bin.