Humorkritik | Februar 2007
Februar 2007
Gutes aus der Glotze
Endlich einmal darf ich das Fernsehen für mehr als eine einzelne Sendung loben: Comedy Central, der Sender, der in den USA bereits so fabelhafte Formate wie Jon Stewarts »Daily Show« hervorgebracht hat (TITANIC 2/2005), ist seit dem 15. Januar auch in Deutschland zu empfangen und strahlt neben seichtem deutschen Humorgut und sattbekannten amerikanischen Serien (»South Park«) zum Teil aber auch Niegesehenes aus (»Arrested Development«, TITANIC 5/2006), darüber hinaus auch einige Perlen der von mir geschätzten britischen Comedy-Produktion: So etwa Ricky Gervais’ »Extras« (TITANIC 11/2005) und »Green Wing« (TITANIC 7/2006), außerdem die in England phänomenal erfolgreiche, möglicherweise ein wenig zu britische Sketch-Show »Little Britain« und »The Thick of It«, einen Geniestreich in Sachen Polit-Satire, den Armando Iannucci (»I’m Alan Partridge«, »The Day Today«) mit wackeliger Handkamera und in dem Dokumentationsstil gedreht hat, der mittlerweile als »Mockumentary« zu einem neuen Standard geworden ist.
Vielleicht, man darf ja wohl noch hoffen, goutiert der deutsche Zuschauer das im Vergleich zu den Humorbemühungen von Sat.1 geradezu avantgardistische Programm von Comedy Central und zeigt so etwas mehr Sinn für Originalität, als die Programmgestalter von RTL so glauben. Und sorgt mittelfristig dafür, daß auch ambitionierte deutsche Comedyprojekte eine Chance haben, ganz jenseits von »Die dreisten Drei« und »Schillerstraße«. Neuen Talenten will Comedy Central jedenfalls eine Chance geben, und ich hätte nichts dagegen, wenn sie noch ein wenig neuer wären als Badesalz, Mundstuhl und »NightWash«.