Humorkritik | August 2007
August 2007
Dagmar Schönleber
Nein, dafür ist unser Heiland nicht am Kreuz gestorben, daß man in seinem Hause solches treibt. Gelegentlich wird in der neogotischen Lutherkirche zu Köln-Nippes der Altar beiseite geschoben, um dort eine Bühne aufzubauen; auf der, wie ich an einem bis dahin unbescholtenen Juli-Samstagabend mit ansehen mußte, im Rahmen der WDR-Comedyfernsehreihe »Das Wort zum Samstag« auch die Kabarettistin Dagmar Schönleber auftreten durfte.
Gezeigt wurde ein Zusammenschnitt ihres zweiten Soloprogramms »Zwei wie ich«. Sie sprach, las vor und sang zur Gitarre, und die zwei lustigen, roten, seitlich abstehenden Pipi-Langstrumpf-Zöpfe sollten dabei wohl das verschmitzt Lausmädchenhafte der 33jährigen gelernten Diplom-Sozialarbeiterin herausstellen. Dabei präsentierte sie nichts anderes als die Simulation eines heiterseinwollenden Kabarettprogramms ca. aus dem Jahre 1972, in dem sich Einfalt und Vorhersehbarkeit munter die Hände reichten. Frau Schönberger hat keinen Witz, kein Timing, ihre Gitarrenlieder sind dröge, und vorlesen kann sie auch nicht; vielmehr verfällt sie ständig in diesen unerträglichen Radioreporter-Singsang, in den sich schlechte Sprecher gerne flüchten und der die ohnehin schlichten Geschichten (Kaffeeklatsch im Verwandtenkreis, daß in Indien alles so wuselig und hektisch ist etc.) auch akustisch zur Qual werden läßt.
Nach 45 endlosen Minuten fand die ungekonnte Kurbad- und Seniorenunterhaltung ihr verdientes Ende. Da ist das echte »Wort zum Sonntag« um Längen komischer. Gegen Schluß des kulturkirchlichen Trübsinns sagte Schönleber: »Ich bin voller Widersprüche.« Schön wär’s.