Inhalt der Printausgabe
Mai 2005
Humorkritik (Seite 7 von 8) |
Femys Geschäfte |
Im trockensten Teil der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, dem Wirtschaftsteil, zwischen Artikeln über die Unternehmens- und Finanzwelt, tauchen immer wieder Zeichnungen von Kai Femy auf, der ansonsten die Fachzeitschriften Mein schöner Garten, Kicker und Freundin mit Selbstgemaltem beliefert. Nun schickte mir der Lappan-Verlag einen Sammelband, der sich "Business Unusual" nennt und angeblich die besten FAZ-Cartoons enthält. Das erklärende Wort beherrscht alle Zeichnungen: Da tragen Männer mit schwarzen Jacken stets einen Koffer mit sich herum, auf dem entweder "Steuerprüfer", "Finanzamt" oder "Krankenkasse" steht, Bankarbeiter reichen einen prall gefüllten Sack mit dem Euro-Zeichen über den Tresen, Versicherungen wollen Schäden nur durch neue Versicherungspolicen ausgleichen, und der Aktienkurs hängt immer noch als Zickzack-Bild hinter dem Schreibtisch des Zigarre rauchenden Chefs. Die gute alte Wirtschaftszeit von 1950. Können Sie noch lachen, wenn in einem Reisebüro das Schild "Bin verreist" steht, Steinzeitmenschen davon reden, daß ein anderer Steinzeitmensch steinreich ist, und Indianer ihre Rauchzeichen jetzt als E-Mails bezeichnen? Da aber fast jeder Cartoonsammelband mit wenigstens einem guten Witz aufwarten kann, ließ mich auch dieses Buch hoffen. Ich blätterte und blätterte und fand auf Seite 33: einen Mann, der seine Kamera über ein aufgeklapptes Buch hält, Unterschrift: "Buchverfilmung". Daß Femy dergleichen im 21. Jahrhundert skrupellos und ungestraft verscherbelt, das nötigt selbst mir einen gewissen Respekt ab.
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