Inhalt der Printausgabe
Mai 2005
Humorkritik (Seite 2 von 8) |
Biopics |
"The Life and Death of Peter Sellers" ist ein Versuch, die Karriere des britischen Komikers von den Anfängen in den fünfziger Jahren bis zu ihrem jähen Ende im Jahr 1980 nachzuerzählen. Der Film ist gut besetzt und ausgesprochen liebevoll produziert. Geoffrey Rush in der Titelrolle gibt sein Bestes, der ästhetische Geist der drei Jahrzehnte ist voll getroffen, die Erzählform weniger naiv als in diesem Genre üblich. Doch all das beantwortet nicht die Frage, wozu ein solcher Film gemacht wird. Sellers gehört nicht zu der Kategorie epochemachender Komiker wie etwa Charles Chaplin ("Chaplin", 1992, mit Robert Downey Jr., Regie: Richard Attenborough), sein Leben ist nicht so außergewöhnlich wie etwa das von Andy Kaufman, ("Man on the Moon", 1999, mit Jim Carrey, Regie: Milos Forman), seine Karriere endete nicht so dramatisch wie etwa die von Lenny Bruce ("Lenny", 1974, mit Dustin Hoffman, Regie: Bob Fosse) - aber gerade diese hervorragenden Beispiele haben gezeigt, daß der Zwang, auch Komikerbiographien den Gesetzen der üblichen Künstlertragödie zu unterwerfen, leicht zu Langeweile führt, zumal selbst ihre komischsten Performance-Momente uns als Zitate nie zum Lachen bringen können. Sellers, das zeigt der Film eher unfreiwillig, war als Komiker typisch bis in seine Abgründe: mutterfixiert infantil, egozentrisch blasiert, manisch depressiv. In seinem Größenwahn hielt er sich für chronisch unterschätzt, wie allzu viele Komiker nahm er sich allzu ernst. Daß bei seiner Wichtigtuerei immerhin ein achtbarer Film wie "Being There" ("Willkommen, Mister Chance", 1974) herauskam, dürfte nicht zuletzt dem Regisseur Hal Ashby zu verdanken sein. Daß Sellers sich seiner erfolgreichsten und folgenreichsten Filme ("The Pink Panther", 1963-82, vier Sequels inclusive, Regie: Blake Edwards) schämen zu müssen glaubte, spricht nur für seine branchenübliche Eitelkeit, denn wenn er in Erinnerung bleibt, dann als "Inspektor Clouseau". Seinem Biopic wird solch ein Nachruhm nicht vergönnt sein. Vor Nachahmung sei hier trotzdem gewarnt - denn so abwegig, wie es klingt, ist der Gedanke gar nicht: "Didi" mit Heiner Lauterbach als Hallervorden und Veronica Ferres als Helga Feddersen unter der Regie von Josef Vilsmaier - dergleichen möge uns bittschön erspart bleiben. |
1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 |