Inhalt der Printausgabe
Januar 2004
Humorkritik
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Skifahrer Knut |
Der Film "Sie haben Knut", vielleicht noch irgendwo zu sehen, spielt 1983 in einer Tiroler Skihütte, in der sich zwei Handvoll junger Leute zum Skifahren treffen. Wer nicht kommt, ist Knut, der, wie einer der Hüttler bei Ankunft meldet, verhaftet worden ist. Weswegen, erfährt man nicht, aber die "Politfraktion" wähnt sofort das Schweinesystem in voller Fahrt und sieht den stets engagierten Freund schon in der Iso-Folterzelle, der Rest kennt Knut gar nicht und will lieber Ski fahren. Eine Weile sieht und vor allem hört man ihnen ganz gerne zu, den Öko-WG-Startbahn-West-BI-Handzettelverteilern mit ihren Vollbärten und Motorradjacken, die uns, am hoffentlich langsam mal Ende der 80er-Jahre-Retrowut, aus sicherer Entfernung noch mal tierisch engagiert und borniert basisdemokratisch vollabern, während der privatistische Rest lieber im Emanzipationssumpf strampelt, mit dem Skilehrer flirtet oder, wie sich das fürs Kammerspiel gehört, Lebenslügen abhakt. Aber den parodistischen Dreh ("Ich find das jetzt irgendwie total nicht in Ordnung …/ Du, das ist ein echt guter Ansatz…/ Laß uns mal abstimmen…") hat man ja dann doch zu rasch kapiert, ohne daß der Film (Regie: Stefan Krohmer) deswegen aufhörte. Am Ende kam er mir fast so verkniffen vor wie die Demo-Veteranen, Sich-Einbringer und Beziehungs-Diskutierer, die er abbildet und die er gegen Ende, lehrstückhaft genug, blamiert, wenn er den armen Knut, der gar nicht richtig verhaftet war, plötzlich putzmunter in der Tür stehen läßt. Auch wenn ich das nur ganz kurz für meta-parodistisch halten wollte, habe ich doch das Kino nicht unzufrieden verlassen: Zu groß war meine Erleichterung, nicht Gast bei dieser Skifreizeit gewesen zu sein; wie ja überhaupt, gar nicht Ski zu fahren. |
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