Inhalt der Printausgabe
Januar 2004
Humorkritik
(Seite 6 von 7)
Moore - die Vierte |
Das vierte Buch von Michael Moore: "Dude, Where's My Country?" ist gerade bei Piper unter dem Titel "Volle Deckung Mr. Bush" erschienen; im Unterschied zu "Downsize This" ist "Dude" kein alter Titel, der im Zuge des gigantischen Erfolges von "Stupid White Men" (über vier Millionen Mal weltweit verkauft, davon eine Million in Deutschland) neu aufgelegt wurde, sondern er enthält frisches Material. Inhaltlich ist das neue Buch eine Art Remix von "Stupid White Men" - es geht um die gleichen Themen in der gleichen Manier. Ob das neue Buch den Erfolg der Vorgänger wiederholen kann, wage ich zu bezweifeln; in großen deutschen Buchhandlungen, die ein englischsprachiges Sortiment führen, wird der Titel bereits verramscht. Heißt das, der Moore hat seine Schuldigkeit getan (FAZ)? Als Dokumentarfilmer hat Michael Moore seine Verdienste, weil er Entdeckungen macht und (seine) Einsichten vermittelt; als Polemiker agiert Moore indes über weite Strecken wie ein Leserbriefschreiber, der für Semi-Alphabeten paraphrasierend erzählt, wie gut er den Leitartikel verstanden hat. Hinzu kommt, daß Moore seinem Präsidenten Bush jun. Amerika-Zentriertheit vorwirft, während Moores Weltbild gleichfalls alles andere als global ist. Sieht Bush seine Regierung als Zentrum einer Koalition der Willigen, so versteht Moore sich als Sprachrohr der Vernünftigen, zu denen außer Bush und Blair so gut wie alle gehören. Und wer die Kosovo-Krieger Schröder und Fischer ohne mit der Wimper zu zucken als Friedensengel kategorisiert, der kann eben kaum als scharfsichtiger Analytiker durchgehen. Man würde den Fans von Michael Moore einen Gefallen tun, wenn man statt des neuen Buches seine alte Fernsehshow "TV Nation" nach Deutschland bringen würde. Für ihn selbst hoffe ich, daß sein nächster Film - "Fahrenheit 9/11" - an die alten Filme anschließt und sich von seinen neuen Büchern vorteilhaft unterscheidet. |
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