Inhalt der Printausgabe
Januar 2004
Humorkritik
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Im Simpsons-Universum |
Als treuer Freund der gelben Familie hielt ich mich bislang fern von Computer- und Videospielen, die auf Matt Groenings Schöpfung basierten: Zu sehr befürchtete ich, mich über lizensierte Abgreiferei ärgern zu müssen. Glücklicherweise warf ich diese Bedenken jäh über Bord, als ich von "The Simpsons - Hit & Run" erfuhr, und tatsächlich ist Vivendi Universal Games ein schönes Actionspiel geglückt: Ganz Springfield wird mittels süchtigmachender Buzz-Cola betäubt, Wespen mit Überwachungskameras filmen die Stadt, und dann wird Bart auch noch von einem gleißenden Licht entführt... Der Spieler übernimmt im Spiel pro Level eine Figur der Simpsons, die er durch ein dreidimensionales Springfield steuern kann, ohne daß er die bei elektronischen Spielen zwangsläufigen Grenzen seiner Freiheit wirklich spürte: Man unterliegt der Illusion, sich frei zu bewegen, vom Haus der Simpsons zum Kwik-E-Mart und zur Schule, vorbei am ewig brennenden Altreifenberg zum Atomkraftwerk und zurück zum Altersheim, begleitet von Charakteren aus dem Simpsons-Universum, mit denen man in den Missionen interagieren muß, und stets umgeben von Szenen, die man konkreten Episoden zuordnen kann: etwa den Überresten der Monorail-Bahn oder dem Casino von Mr. Burns. Ein Spiel-Setting also, das dem des Großerfolgs von "Grand Theft Auto III" und "GTA - Vice City" ähnelt, indem es dem Spieler die Möglichkeit gibt, das Terrain zu erkunden, auch ohne eine bestimmte Aufgabe erfüllen zu müssen - was bei den Simpsons durchaus lohnt, denn es sind Myriaden von Scherzen versteckt. Erfreulich, daß der Humor wiedererkennbar der aus der TV-Serie ist. Der Comicladenbesitzer, wie alle Figuren gesprochen von der Original-Stimme, verabschiedet sich mit den Worten "So, ich muß jetzt meine Kritik zum letzten McBain-Film ins Internet posten: Die Action war zu schwach und die Nacktszene frustrierend kurz"; Homer verteidigt sich gegen den Vorwurf, alle Desserts verputzt zu haben, mit: "Das war bestimmt eins von unseren Kindern, ich glaube, Milhouse"; und wenn man Marge mit ihrem Canyonero Telefonzellen, Straßenschilder und Mülltonnen überfahren läßt (wofür man übrigens mit Punkten belohnt wird), kommentiert sie schuldbewußt: "Es stimmt, wir Frauen fahren wirklich schlechter" - Homer hingegen lapidar: "Nichts hält ewig." Der Spielspaß aber hält, wenn schon nicht ewig, so doch eine kleine Ewigkeit. |
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