Inhalt der Printausgabe
April 2004
Humorkritik
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Unfreundliche Übernahme. |
Komisch, doppelt komisch und vor allem mehrfach merkwürdig ist das schon: Da bereitete seit Jahr und Tag mein Kollege Robert Gernhardt zusammen mit dem Germanisten Klaus Cäsar Zehrer eine Anthologie komischer deutscher Gedichte aus fünf Jahrhunderten vor, die jetzt erscheint ("Hell und schnell", Fischer Verlag), und lud zur Teilnahme u. v. a. auch den komischen Dichter Steffen Jacobs - da erscheint nun, im April, nachdem jahrzehntelang keine Sammlung lustiger Lyrik das Weltlicht erblickte, eine zweite, verblüffend plagiativ anmutende Kollektion ("Die komischen Deutschen"), und zwar herausgegeben von einem, der von Robert Gernhardt nicht nur früh gefördert, sondern auch früh über dessen Anthologieprojekt informiert wurde: Steffen Jacobs. Daß diese Ideen-Übernahme einen Verleger fand, der zuvor schon über Jahre hinweg auch die Honorare seiner Autoren stillschweigend übernommen hat, nämlich Gerd Haffmans, macht die Sache nicht minder kurios. Und daß wegen dieser langen und unerfreulichen Vorgeschichte auch kein einziger Autor der Neuen Frankfurter Schule in der Haffmanschen Coverversion vertreten sein mochte, die komischsten noch lebenden deutschen Dichter dort also gar nicht auftauchen - das macht Jacobs' Anthologie endgültig zum Witz. |
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