Inhalt der Printausgabe
Dezember 2003
Humorkritik
(Seite 6 von 10)
Elton, Ben |
Der neue Roman von Ben Elton heißt "High Society". Das Buch liegt bis jetzt nur auf englisch vor, aber es gibt keinen Grund, der Übersetzung entgegenzufiebern. Ben Elton hat die letzten Jahre damit verbracht, Themen abzuarbeiten, die "gesellschaftlich relevant" sind. Nach "Popcorn" (Medien & Gewalt), "Seitensprünge" (Thirtysomethings & Familie) geht es nun um Drogen. In dem Buch gibt es alles, was in der letzten Zeit Schlagzeilen machte: einen Politiker, der ein Verhältnis mit seiner Praktikantin hat, einen jungen Popstar, der streng auf Robin Williams getrimmt ist, illegale Prostituierte, korrupte Polizisten, rächende Mütter und und und. Daß Romanciers in ihren Büchern heute oft nicht mehr sehen als Treatments für kommende Spielfilme, hat man so bislang nur bei Michael Crichton erlebt. Aber Ben Elton geht noch weiter, weil er in seinen Büchern unzählige Filme kaum kaschiert zitiert. War es bei "Popcorn" viel Quentin Tarantino, "Kalifornia" und "True Romance", ist es jetzt - bei dem Thema kaum überraschend - Soderberghs "Traffic"; literarisch indes ist es aufgewärmter Grisham mit einer Beigabe von Andrew Vachss. Dabei hat mit Ben Elton alles so schön angefangen. Der Brite, Jahrgang 1959, begann als Komiker, schrieb dann an der zweiten Staffel von Rowan Atkinsons "Black Adder" mit und galt spätestens seit dieser Zeit als komödiantisches Wunderkind. Doch seitdem Elton Romane schreibt, will der Humorist wohl um jeden Preis ernst genommen werden. Das ist lächerlich. In Deutschland erscheint Ben Elton nur bei Goldmann und nur als Taschenbuch, aber in England geht seine Strategie auf: Dort gilt er als einer der ganz heißen Autoren und ist in den Medien präsent, obwohl Eingeweihte sagen, Ben Elton komme vor allem deshalb so oft ins Fernsehen, weil Nick Hornby einfach zu häßlich ist. Von den vielversprechenden Anfängen ist wenig geblieben. Positiv läßt sich über ihn zur Zeit nur sagen: Im Unterschied zu seinem Namensvetter singt er nicht über tote Prinzessinnen. Das ist aber für einen Mann mit Ben Eltons Talenten definitiv zu wenig. |
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