Inhalt der Printausgabe
Dezember 2003
Humorkritik
(Seite 9 von 10)
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Als altgedienter Beatles-Fan habe ich schon lange auf die Autobiographie von Klaus Voorman gewartet, die jetzt unter dem abgefahrenen Titel "›Warum spielst du Imagine nicht auf dem weißen Klavier, John‹ - Erinnerungen an die Beatles und viele andere Freunde" im Heyne Verlag erschienen ist. Voorman ist der, der im Oktober 1960, in grauer Pop-Vorzeit, nach einem Streit mit seiner Freundin Astrid Kirchherr abends alleine über die Reeperbahn schlenderte und zufällig, verlockt vom Beat, im legendären "Kaiserkeller" die Frühformation der Beatles kennenlernte, denen er sein Leben lang freundschaftlich und künstlerisch verbunden geblieben ist: als Zeichner des Covers der Beatles-LP "Revolver" und später als Gastmusiker auf vielen ihrer Soloplatten. Aus Voormans Buch erfährt man manches über George Harrisons Neigung, im Stile von John Cleese als "Admiral von Hohenstein" den befehlshaberischen Ton deutscher Offiziere nachzuahmen: "Wat maken Se da!" brüllte Harrison einmal vom Fenster aus den einparkenden Voorman an, der zu Besuch kommen wollte. Außerdem erfährt man, wie es Voorman erging, als er Baßgitarrist in der Band von Manfred Mann war, und das ist eine Story, die hervorragend in die "Kulturgeschichte der Mißverständnisse" gepaßt hätte: "Ich erinnere mich noch an einen Auftritt in Paris", schreibt Voormann, "wo wir neben anderen Stars das Programm bestritten. Wir waren mit dem letzten Song fertig, das Publikum tobte und schrie: ›More, more!‹ Also spielten wir eine Zugabe. Kaum waren wir fertig, brüllten die Zuschauer wieder: ›More, more, more!‹ Mike d'Abo war ganz überwältigt und stimmte bereits die zweite Zugabe an. Das Publikum konnte sich gar nicht mehr einkriegen: ›More, more, more, more!‹ Tom maulte bereits, wir könnten doch nicht die Nacht durchspielen. Am Bühnenrand sahen wir den Veranstalter heftig winken. ›Stop‹, schrie er, ›stop! Hört endlich auf!‹ Wir konnten ihn nicht verstehen, das Publikum tobte und er wollte uns von der Bühne holen? Es dauerte eine Weile, bis wir begriffen, daß das ›More, more!‹ in Wirklichkeit ›Adamo, Adamo!‹ hieß. Der belgische Sänger war zu diesem Zeitpunkt in Frankreich ein Superstar und wartete schon ungeduldig auf seinen Einsatz." |
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