Inhalt der Printausgabe
Dezember 2003
Humorkritik
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Heinz Strunk |
Leicht macht es der Mehrzweckkomödiant Heinz Strunk seiner noch immer überschaubaren, indes stetig sich vergrößernden Verehrergemeinde nicht gerade, denn für Nichteingeweihte ist sein Pseudonymhaushalt verwirrend groß: der Mathias Halfpape Getaufte nannte sich als Live- und Plattenperformer lange Zeit Jürgen Dose, im Verbund mit den Kollegen R. Schamoni und J. Palminger firmiert er unter "Studio Braun", im Musikwerbesender Viva spricht und moderiert er die sonntagnachmittägliche Anrufersendung "Fleischmann TV", dazwischen und daneben heißt er aber Heinz Strunk - und dabei soll es, das deutet der Titel seiner ersten unter diesem Namen präsentierten CD an, auch bleiben: Die Heinz-Strunk-CD "Einz" (Indigo / Nobistor) bietet auf 27 Tracks alles, was eine komische CD braucht: Songs, Jingles, Mono- und auch Dialoge. Schwer zu sagen, was einem da besser gefallen will: die abgründigen Miniaturen, von denen mir das Türsteher-Bekenntnis, er träume davon, mal jemanden "mit bloßen Händen" totzuschlagen, am meisten einleuchtet, oder Strunks Ehrgeiz, selbst in kabarettistischen Standardsituationen immer wieder eine überraschende Pointe zu setzen, sei's mit der Schlagerparodie "Schokospiele mit Ursula", mit der verstörenden Hardcorestudie "Mutter ist ein Sexmaschien" oder der fast schon klassisch anmutenden Wissenschaftlerparodie "Zeit", in welcher der "Anthroposoph und Humanmediziner Professor Pfläumlein", ein schwer habermasisch nuschelnder Herr, sein dramatisches Gedicht "Zeit" vorträgt, leider auch noch assistiert "von Frau Ulrike Corsen, die spontan auf dem Synthesizer begleitet". Hier zeigt Strunk, ein Weltmeister des Verhaspelns, sein ganzes Können wiewohl seine fundierte Ausbildung in der Heino-Jaeger-Schule. Obwohl - strenggenommen kommt die Studie "Mikrowellen-Pete" sogar noch besser. Zentrales Thema all dieser Ergüsse und Exkurse ist die menschliche Kaputtheit in all ihren fiesen Facetten, denn der Planet Strunk wird ausschließlich von Psychotikern, Paranoikern und Depressiven, von Muttersöhnchen, Altenhassern und Kinderschändern bewohnt. Wer's nicht glaubt, der gönne sich nur das erste Lied: Der Nerd-Song "Computerfreak" ist das Kaputteste, Krankeste und freilich auch Komischste, was ich seit langem gehört habe. |
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