Inhalt der Printausgabe
September 2002
Der große Chaostage-Schwindel (Seite 2 von 14) |
Daß sich Verfassungsschützer irren können, weiß man. Und daß sie die bundesdeutsche Punkerszene schlecht mit Dosenbier trinkenden V-Leuten in Punk-Uniform unterwandern können, leuchtet ein. Aber die Medien, die Journalisten, hätten es besser wissen können. Dafür hätte sogar ein kurzer Blick ins Archiv genügt. Denn Chaostage sind nun mal keine Erfindung des Jahres 2002, sondern haben inzwischen eine 20jährige Geschichte. Bereits seit Mitte der 90er Jahre, als es in Hannover tatsächlich heftig krachte und die Steine flogen, hat sich um sie ein Ritual entwickelt, das beinahe alljährlich wiederholt wird. Und das auf einem Trick basiert, der trotz seines Alters immer noch funktioniert: Anfang des Jahres wird über das Internet zu Chaostagen aufgerufen, am besten mit möglichst martialischen Parolen. Da zum Zeitpunkt des vermeintlich drohenden Punktreffens Anfang August sowieso das mediale Sommerloch vor sich hin gähnt, werden diese vermeintlich echten Aufrufe und Drohungen irgendwann von den Medien aufgegriffen - und durch die dann folgenden zahlreichen Berichte wird das im Grunde nur virtuell drohende Chaos zu einer realen Gefahr aufgebläht. |
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