Inhalt der Printausgabe
September 2002
Der große Chaostage-Schwindel (Seite 8 von 14) |
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Daß diese rein virtuellen Drohungen in der realen Punkszene kaum eine Resonanz fanden und finden, hätte man im Lauf der Jahre eigentlich merken müssen. Dennoch machen die meisten Zeitungen ungebrochen weiter, greifen alle Jahre wieder fast schon gierig jeden Internet-Fake auf und verwandeln ihn in ihren Berichten in das sattsam bekannte Schreckensszenarium. Das wiederum führt in der angeblich bedrohten Stadt zu einem Polizeiaufmarsch und macht natürlich stets auch eine Handvoll Punks neugierig, die anreisen, um von der polizeilichen Übermacht allerdings dann am Biertrinken und Krawallmachen konsequent gehindert zu werden. Obwohl dieses alljährliche Spiel zwischen den Medien, der Polizei und den virtuellen Punks im Internet inzwischen so ausgelutscht ist, daß jeder halbwegs vernunftbegabte Mensch bei der Ankündigung von krawalligen Chaostagen sofort einen Lach- oder Gähnanfall bekommt, funktionierte es auch im Jahre 2002, und zwar auf so absurd-lächerliche Weise, daß selbst Karl Nagel von den Ereignissen ein wenig überrascht wurde. Nagel, der sich längst von der Punkszene verabschiedet hat und in Hamburg sein Geld brav als Programmierer verdient, hatte in diesem Jahr zwar zu allem Lust, bloß nicht zum Veranstalten von Chaostagen in München. Dennoch wurde er in den Medien zum Veranstalter gekürt. Den Anlaß lieferte seine Internet-Seite www.chaostage.de, auf der er seit Jahren schon an einem Archiv der Chaostage herumbastelt. |
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