Inhalt der Printausgabe

Juli 2002


"Der Alkohol hat auf ihn sehr gewirkt..."
Marcel Reich-Ranicki im TITANIC-Gespräch über Bier und Rotwein, Martin Walser und
(Seite 8 von 12)



Schröder (sinnlos) Ja, man muß schon wissen, wo der Bartel den Most holt, nicht?
Reich-Ranicki So ungefähr. Also, wie stellen Sie sich das nun vor mit diesem Bündnis für Kultur. Soll das bald auf die Beine gestellt werden?
Schröder Ja, ich denke mal, so in ein, zwei Monaten, nich?
Reich-Ranicki Im August, jetzt haben wir Juni…
Schröder Da muß man natürlich erst mal kucken, daß man sich vielleicht mal zusammensetzt, ein bißchen redet, einen Cognac trinkt. (träumerisch) Ich kann mir auch so was wie einen literarischen Zirkel ganz gut vorstellen, wo man mal wieder zu der Tradition zurückkehrt, sich gegenseitig Bücher vorzulesen.
Reich-Ranicki Jaja, dafür bin ich ganz und gar zu haben.
Schröder Nicht? Über Walser herziehen, hahaha.
Reich-Ranicki Ach, man muß gar nicht viel herziehen. Es ist eher nötig, das Gute hervorzuheben im Augenblick. (reserviert) Ich hab gar keine Lust, dem Walser zu antworten. Das Buch ist ja so schändlich! Wenn es nur diese antisemitischen Akzente hätte, aber es ist auch miserabel geschrieben.
Schröder Kann das vielleicht sein, daß der vielleicht jetzt so langsam geistig umnachtet?
Reich-Ranicki Nein, geistig umnachtet ist nicht das richtige Wort. Es ist was ganz anderes. Schröder Verrückt?
Reich-Ranicki (sehr vorwurfsvoll) Er trinkt! Er trinkt wahnsinnig viel. Und das ist allgemein bekannt, denn er kann keine Veranstaltung, keine Lesung machen, ohne dabei zu trinken, und - das Wichtigste - er macht ab und zu, wie wir alle, Lesungen um 11 Uhr vormittags, und schon da hat er eine Pulle Rotwein auf dem Tisch stehen. Um 11 Uhr vormittags, bitte! Der Alkohol hat auf ihn sehr gewirkt, das ist gar keine Frage.
Schröder Naja, ich trink auch gern mal so um 11 Uhr was, nich?
Reich-Ranicki (entsetzt) Vormittags um 11? Das ist zu früh!
Schröder Aber, ich hab die Fahne bei der Diskussion auch gerochen. Das ist eine Geißel, die wird die Menschheit niemals loswerden, nich, der Alkohol.


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Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Gude, Fregatte »Hessen«!

Du verteidigst Deutschlands Demokratie zur Zeit im Roten Meer, indem Du Handelsrouten vor der Huthi-Miliz schützt. Und hast schon ganz heldenhaft zwei Huthi-Drohnen besiegt.

Allerdings hast Du auch aus Versehen auf eine US-Drohne geschossen, und nur einem technischen Fehler ist es zu verdanken, dass Du nicht getroffen hast. Vielleicht ein guter Grund für die USA, doch nicht auf der Erfüllung des Zwei-Prozent-Ziels zu beharren!

Doppelwumms von Titanic

 Du, »Brigitte«,

füllst Deine Website mit vielen Artikeln zu psychologischen Themen, wie z. B. diesem hier: »So erkennst Du das ›Perfect-Moment -Syndrom‹«. Kaum sind die ersten Zeilen überflogen, ploppen auch schon die nächsten Artikel auf und belagern unsere Aufmerksamkeit mit dem »Fight-or-Flight-Syndrom«, dem »Empty-Nest-Syndrom«, dem »Ritter-Syndrom« und dem »Dead- Vagina-Syndrom«. Nun sind wir keine Mediziner/innen, aber könnte es sein, Brigitte, dass Du am Syndrom-Syndrom leidest und es noch gar nicht bemerkt hast? Die Symptome sprechen jedenfalls eindeutig dafür!

Meinen die Hobby-Diagnostiker/innen der Titanic

 Wussten wir’s doch, »Heute-Journal«!

Deinen Bericht über die Ausstellung »Kunst und Fälschung« im Kurpfälzischen Museum in Heidelberg beendetest Du so: »Es gibt keine perfekte Fälschung. Die hängen weiterhin als Originale in den Museen.«

Haben Originale auch schon immer für die besseren Fälschungen gehalten:

Deine Kunsthistoriker/innen von der Titanic

 Hey, »Zeit«,

Deine Überschrift »Mit 50 kann man noch genauso fit sein wie mit 20«, die stimmt vor allem, wenn man mit 20 bemerkenswert unfit ist, oder?

Schaut jetzt gelassener in die Zukunft:

Deine Titanic

 Mmmmh, Thomas de Maizière,

Mmmmh, Thomas de Maizière,

über den Beschluss der CDU vom Dezember 2018, nicht mit der Linkspartei oder der AfD zusammenzuarbeiten, an dem Sie selbst mitgewirkt hatten, sagten Sie bei Caren Miosga: »Mit einem Abgrenzungsbeschluss gegen zwei Parteien ist keine Gleichsetzung verbunden! Wenn ich Eisbein nicht mag und Kohlroulade nicht mag, dann sind doch nicht Eisbein und Kohlroulade dasselbe!«

Danke für diese Veranschaulichung, de Maizière, ohne die wir die vorausgegangene Aussage sicher nicht verstanden hätten! Aber wenn Sie schon Parteien mit Essen vergleichen, welches der beiden deutschen Traditionsgerichte ist dann die AfD und welches die Linke? Sollte Letztere nicht eher – zumindest in den urbanen Zentren – ein Sellerieschnitzel oder eine »Beyond Kohlroulade«-Kohlroulade sein? Und wenn das die Alternative zu einem deftigen Eisbein ist – was speist man bei Ihnen in der vermeintlichen Mitte dann wohl lieber?

Guten Appo!

Wünscht Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Frühlingsgefühle

Wenn am Himmel Vögel flattern,
wenn in Parks Familien schnattern,
wenn Paare sich mit Zunge küssen,
weil sie das im Frühling müssen,
wenn überall Narzissen blühen,
selbst Zyniker vor Frohsinn glühen,
Schwalben »Coco Jamboo« singen
und Senioren Seilchen springen,
sehne ich mich derbst
nach Herbst.

Ella Carina Werner

 Einmal und nie wieder

Kugelfisch wurde falsch zubereitet. Das war definitiv meine letzte Bestellung.

Fabian Lichter

 No pain, no gain

Wem platte Motivationssprüche helfen, der soll mit ihnen glücklich werden. »There ain’t no lift to the top« in meinem Fitnessstudio zu lesen, das sich im ersten Stock befindet und trotzdem nur per Fahrstuhl zu erreichen ist, ist aber wirklich zu viel.

Karl Franz

 Man spürt das

Zum ersten Mal in meinem Leben war ich in New York. Was soll ich sagen: Da war sofort dieses Gefühl, als ich zum ersten Mal die 5th Avenue hinunterflanierte! Entweder man spürt das in New York oder man spürt es eben nicht. Bei mir war sie gleich da, die Gewissheit, dass diese Stadt einfach null Charme hat. Da kann ich genauso gut zu Hause in Frankfurt-Höchst bleiben.

Leo Riegel

 Kapitaler Kalauer

Da man mit billigen Wortspielen ja nicht geizen soll, möchte ich hier an ein großes deutsches Geldinstitut erinnern, das exakt von 1830 bis 1848 existierte: die Vormärzbank.

Andreas Maier

Vermischtes

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Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
20.04.2024 Eberswalde, Märchenvilla Max Goldt
20.04.2024 Itzehoe, Lauschbar Ella Carina Werner
24.04.2024 Trier, Tuchfabrik Max Goldt
25.04.2024 Köln, Comedia Max Goldt