Inhalt der Printausgabe

Juli 2002


"Der Alkohol hat auf ihn sehr gewirkt..."
Marcel Reich-Ranicki im TITANIC-Gespräch über Bier und Rotwein, Martin Walser und
(Seite 2 von 12)


Dienstag, 11. Juni.
In der TITANIC-Redaktion wird eine Konferenzschaltung eingeleitet. In Düsseldorf hebt Elmar Brandt ab. Und in Frankfurt klingelt ein Apparat:

Schröder Hier ist Gerd Schröder.
Pause
Schröder Hallo?
Reich-Ranicki Ja, Reich-Ranicki.
Schröder Ja, hier ist Gerd Schröder! Ich grüße Sie, Herr Reich-Ranicki.
Reich-Ranicki 'n Abend, was verschafft mir die Ehre?
Schröder (jovial) Na, ich wollt mal fragen, wie Sie sich so fühlen?
Reich-Ranicki (sehr gefaßt) Nicht gut. Entschieden nicht gut. Och Gott, wissen Sie, es ist kein so reines Vergnügen, immer zu lesen, daß deutsche Schriftsteller immer meine Ermordung planen und sich diese Ermordung genau vorstellen. Gott, das ist so ein Vergnügen nicht. Und auch Fragen beantworten zu müssen, ob ich Polizeischutz wünsche oder so, es ist nicht so ganz… Ich will nicht sagen, ich sei in totaler Panik, aber wissen Sie, die Bild-Zeitung hat etwas vor zwei Tagen gemacht, naja, riesige Lettern: (pathetisch) "Zweiter Dichter läßt Reich-Ranicki ermorden". Ach wissen Sie, ich hab da ja Erfahrungen. Man wollte mich täglich ermorden einige Jahre hintereinander, doch daß da jetzt wieder so eine Mordswoge kommt und Herr Walser öffentlich erklärt: Das ist ja Spaß, das ist ja Komödie, das sei Satire. Naja, vielleicht, wenn er liest, seine Frau sei schwer krebskrank, dem Tode nahe, und dann wird er lesen, ach, es war aber nur eine Fehldiagnose, und dann wird man sagen "Das war doch nur ein Scherz, eine Satire…"
Schröder (verständig) Hauptsache, es steigert die Auflagen, nich?
Reich-Ranicki Ja, Lieber, natürlich hat das damit zu tun. (neugierig) Aber, mein Lieber, was veranlaßt Sie, der Sie wirklich so viele Sorgen haben, ich weiß es, mich anzurufen? Es ist bestimmt gut gemeint, aber es hat ja einen Grund.


   1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 | 9 | 10 | 11| 12   


Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Prophetisch, »Antenne Thüringen«?

Oder wie sollen wir den Song verstehen, den Du direkt nach der von Dir live übertragenen Diskussion zwischen Mario Voigt und Björn Höcke eingespielt hast? Zwar hat der Thüringer CDU-Fraktionschef Höckes Angebot einer Zusammenarbeit nach der Wahl ausgeschlagen. Aber es wettet ja so manche/r darauf, dass die Union je nach Wahlergebnis doch noch machthungrig einknickt. Du jedenfalls lässt im Anschluss den Musiker Cyril mit seinem Remake des Siebziger-Lieds »Stumblin’ in« zu Wort kommen: »Our love is alive / I’ve fallen for you / Whatever you do / Cause, baby, you’ve shown me so many things that I never knew / Whatever it takes / Baby, I’ll do it for you / Whatever you need / Baby, you got it from me.« Wenn das nicht mal eine Hymne auf eine blau-schwarze Koalition ist!

Hätte sich dann doch eher »Highway to Hell« gewünscht: Titanic

 Hey, »Dyn Sports«!

Bitte für zukünftige Moderationen unbedingt merken: Die Lage eines Basketballers, der nach einem Sturz »alle Viere von sich streckt«, ist alles Mögliche, aber bestimmt nicht »kafkaesk«. Sagst Du das bitte nie wieder?

Fleht Titanic

 Ah, »Galileo«!

Über die Arbeit von Türsteher/innen berichtest Du: »Viele Frauen arbeiten sogar als Türsteherinnen«. Wir setzen noch einen drauf und behaupten: In dieser Branche sogar alle!

Schmeißen diese Erkenntnis einfach mal raus:

Deine Pointen-Bouncer von Titanic

 Kurze Anmerkung, Benedikt Becker (»Stern«)!

»Wer trägt heute noch gerne Krawatte?« fragten Sie rhetorisch und machten den Rollkragenpullover als neues It-Piece der Liberalen aus, v. a. von Justizminister Marco Buschmann und Finanzminister Christian Lindner, »Was daran liegen mag, dass der Hals auf die Ampelkoalition besonders dick ist. Da hilft so eine Halsbedeckung natürlich, den ganzen Frust zu verbergen.«

Schon. Aber wäre es angesichts des Ärgers der beiden Freien Demokraten über SPD und Grüne nicht passender, wenn sie mal wieder so eine Krawatte hätten?

Ebenso stilistisch versiert wie stets aus der Mode: Titanic

 Ach, Scheuer-Andi,

wie der Spiegel meldet, wird niemand für Sie in den Bundestag nachrücken. Da scheinen die Fußstapfen wohl einfach zu groß zu sein.

Die Besten gehen immer zu früh …

Weiß Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Finanz-Blues

Wenn ich bei meiner langjährigen Hausbank anrufe, meldet sich immer und ausnahmslos eine Raiffeisenstimme.

Theobald Fuchs

 In Würde altern

Früher hätte mich der riesige Pickel mitten auf meinem Hals stark gestört. Heute trage ich den wohl niedlichsten ausgeprägten Adamsapfel, den die Welt je gesehen hat, mit großem Stolz ein paar Tage vor mir her.

Ronnie Zumbühl

 Vom Feeling her

Es hat keinen Sinn, vor seinen Gefühlen wegzulaufen. Man muss sich schon auch mal hinter einem Baum verstecken und warten, dass die das nicht merken und an einem vorbeiziehen, sonst bringt das ja alles nichts.

Loreen Bauer

 Spielregeln

Am Ende einer Mensch-ärgere-dich-nicht-Partie fragt der demente Herr, ob er erst eine Sechs würfeln muss, wenn er zum Klo will.

Miriam Wurster

 Gute Nachricht:

Letzte Woche in der Therapie einen riesigen Durchbruch gehabt. Schlechte Nachricht: Blinddarm.

Laura Brinkmann

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
27.04.2024 Schwerin, Zenit Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
28.04.2024 Lübeck, Kolosseum Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
29.04.2024 Berlin, Berliner Ensemble Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
30.04.2024 Hamburg, Kampnagel Martin Sonneborn mit Sibylle Berg