Inhalt der Printausgabe
Juli 2002
"Der Alkohol hat auf ihn sehr gewirkt..." TITANIC-Telefon-Terror (Seite 12 von 12) |
Schröder Was trinken Sie denn gern? Reich-Ranicki Ich? Rotwein. Schröder Bordeaux oder'n Italiener? Reich-Ranicki Italiener. Italiener. Schröder Einen schönen Barolo. Reich-Ranicki Nicht zu schwer. Eher einen Italiener, der nicht zu schwer ist. Schröder (sinnlos) Einen schönen Berlusconi. Reich-Ranicki Aber das ist kein so großes Problem. Ich werde mir mal Gedanken machen über dieses Bündnis: Das ist vielleicht eine gute Idee, ein Signal im richtigen Augenblick. Schröder Eben. Reich-Ranicki Schön, gut. Schröder Doll. Also, dann wird Sie der Herr Bury gleich noch mal anrufen… Reich-Ranicki Herr Bury, das ist Ihr Sekretär? Schröder Ja, völlig richtig. Wenn das hier gleich nicht klappt… Ich werd mal versuchen, Sie zurückzugeben, aber die Telefonanlage hier ist neu, da weiß ich nicht, ob das klappt. Ich bedanke mich herzlich für das Gespräch. Reich-Ranicki Ich danke Ihnen für den Anruf. Ich habe zu danken. Schröder Keine Ursache. Kein Grund zur Ursache. Reich-Ranicki Gut. Schröder Gut. Also dann bis dann. Tschüßchen. TITANIC-Fazit: Marcel Reich-Ranicki ist mitnichten der selbstherrliche, autokratische Greis, als den ihn seine Kritiker schildern. Er ist vielmehr höflich, kooperativ und telefoniert sogar mit einfachen Bundeskanzlern. Allfällige Antisemitismen ("Geld - ihr kennt euch doch da aus", "Gefillte Fisch") rufen keinen Widerspruch hervor, wirkliche Angst hat er nur vor Angela Merkel. Mit Günter Grass will er Frieden schließen, und seinen Erzfeind Walser schätzt er sogar; wenn nicht als großen Literaten, so wenigstens als großen Trinker. Bei einem Versöhnungstreffen aller Beteiligten (ohne ) könnte endlich wieder der ersehnte Frieden einkehren im Oberstübchen der Berliner Republik. Dieses Gespräch gibt Anlaß zur Hoffnung. Oliver Maria Schmitt / Martin Sonneborn |
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