Inhalt der Printausgabe

Juni 2001


TITANIC-Telefon-Terror

Ausstieg jetzt!

(Seite 4 von 5)

Heinrich Himmler*:
»Das ist ja zum Lachen!«


Heinrich Himmler TITANIC Kurze Frage: Würden Sie aussteigen?
Himmler (sprudelt los) Warum soll ich aussteigen aus was, was die Zukunft ist! Daß die Menschen wieder solidarischer sind, die Ellenbogengesellschaft soll abgeschafft werden...
TITANIC Ich biete Ihnen Geld. Bar. Bargeld.
Himmler (überlegen) Nein, nein, ich hab das am vergangenen Samstag wieder in der Versammlung gesagt, wer seine Gesinnung mit Geld kaufen läßt, der ist ein Gesinnungslump! Ich sage nur: Ischariot! Entweder er steigt von sich aus aus, aber wer sich für Geld kaufen läßt...
TITANIC Wir können Ihnen auch ein Auto anbieten!
Himmler Noch trauriger!
TITANIC Ein paar schöne Frauen!
Himmler Noch viel trauriger...
TITANIC Ein Pferd? Herr Himmler, ein echtes Pferd! Das wär's doch!
Himmler (herablassend) Sie können mich nicht kaufen!
TITANIC (verzweifelt) Einen außergewöhnlichen Badeurlaub: mit Strandkorb, Sonne, Sand und allem drum und dran... All inclusive, kein Problem!
Himmler Nee, nee, Herr Sonneborn, da sind Sie bei mir am Verkehrten! Ich diskutier' mit Ihnen stunden- und tagelang, wenn's sein muß! Und die, die sich bei uns kaufen lassen, die hätten sich sowieso kaufen lassen, die können Sie gleich mitnehmen...
TITANIC An wen denken Sie da? Wen kann ich denn da ansprechen?
Himmler Ich kenne keinen, die sind alle auf einer Linie!
TITANIC Wir würden die auch schützen vor Ihnen, hinterher. Falls Sie Bedenken haben wegen irgendwelcher Vergeltungsakte.
Himmler Nee, nee, das ist ja zum Lachen! Diese Jungs, die wir jetzt betreuen hier, das sind hervorragende Kerle! Das sind keine Schläger! Schläger sind für mich Kriminelle, die könn' Sie rausholen, die wollen wir gar nicht haben!
TITANIC Gut, dann probier ich's mal bei den Schlägern...

Und wieder was gespart!

Adolf Eichmann*:
»Rassenvermischung bin ich 'n Gegner von!«


Adolf Eichmann Eichmann ...ja, ja, hab ich gelesen den Schwachsinn!
TITANIC Und Sie hätten wir gerne auf unserer Seite!
Eichmann (provozierend) Was? Ich soll irgendwo aussteigen? Ich weiß doch gar nicht, wo ich drin bin!
TITANIC Zum Beispiel in der DVU.
Eichmann Na, da steig ich doch nicht aus! Weil das das einzig richtige ist! Was soll das, Bauernfängertricks! Verfassungsschutz kann man eigentlich übersetzen mit Verfassungsschmutz! Ich denke national, wie es jeder machen sollte! Ich behalte meine Meinung. Ich laß mich nicht bestechen!
TITANIC Sie kennen unser ganz spezielles Angebot für Sie noch nicht: eine flotte Thailänderin!
Eichmann (entsetzt) Waas? So'n Schwachsinn mach ich überhaupt nicht, Rassenvermischung bin ich 'n Gegner von!
TITANIC (lockend) Und eine rumäniendeutsche Frau mit 1000 Jahren deutscher Tradition?
Eichmann Was soll ich denn damit? Wenn ich 'ne Frau brauche, dann nehme ich mir 'ne deutsche Frau! Ne richtig echte deutsche Frau! Das kommt mir komisch vor, was Sie mir hier erzählen! Da ist einer Schlosser, und Sie wollen den zum Bäcker ausbilden!
TITANIC (erleichtert) Ja, eine Umschulung zum Bäcker ist auch kein Problem! Oder 'ne Kreuzfahrt, fremde Länder sehen, die Sonne auf den Bauch scheinen lassen...
Eichmann (verwirrt) Ich versteh' den Sinn nicht, wenn ich 'ne Kreuzfahrt machen will, geh ich ins Reisebüro und buche und fertig.
TITANIC Wir würden da für Sie hingehen!
Eichmann (wütend) Das sollen Sie gar nicht machen!
TITANIC Sagen Sie mir einfach nur, wann. Und wohin Sie wollen. Wir machen das für Sie.
Eichmann Das kann ich doch selbst machen, da brauch ich Sie doch nicht zu!
TITANIC (verwirrt) Ja, wozu brauchen Sie uns denn dann?
Eichmann Ich brauche überhaupt nichts, der ganz Verfassungsschutz ist überflüssig!
TITANIC Hm, ich glaube, für Sie können wir nichts tun! Rufen Sie uns bitte nicht wieder an!

Hoppla, da bleibt für den Zeitschriftenhändler Frey aber noch einiges zu tun! Müßte nicht endlich mal geklärt werden, ob die Ausländer aus Rumänien nun Ausländer oder Deutsche sind?



Martin Sonneborn


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Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Du, Krimi-Autorin Rita Falk,

bist mit der filmischen Umsetzung Deiner zahlreichen Eberhofer-Romane – »Dampfnudelblues«, »Sauerkrautkoma«, »Kaiserschmarrndrama« – nicht mehr zufrieden. Besonders die allerneueste Folge, »Rehragout-Rendezvous«, erregt Dein Missfallen: »Ich finde das Drehbuch unglaublich platt, trashig, stellenweise sogar ordinär.« Überdies seien Szenen hinzuerfunden worden und Charaktere verändert. Besonders verabscheuungswürdig seien die Abweichungen bei einer Figur namens Paul: »Der Film-Paul ist einfach ein Dorfdepp.«

Platt, trashig, ordinär – das sind gewichtige Vorwürfe, Rita Falk, die zu einer vergleichenden Neulektüre Deiner Romane einladen. Da fällt uns übrigens ein: Kennst Du die Geschichte vom Dorfdeppen, der sich beschwert, dass der Nachbarsdorfdepp ihn immer so schlecht imitiert?

Wär’ glatt der Stoff für einen neuen Roman!

Finden Deine Trash-Flegel von Titanic

 Sakra, »Bild«!

Da hast Du ja wieder was aufgedeckt: »Schauspieler-Sohn zerstückelt Lover in 14 Teile. Die dunkle Seite des schönen Killers. Im Internet schrieb er Hasskommentare«. Der attraktive, stinknormal wirkende Stückel-Killer hat Hasskommentare im Netz geschrieben? So kann man sich in einem Menschen täuschen! Wir sind entsetzt. Dieses Monster!

Indes, wir kennen solche Geschichten zur Genüge: Ein Amokläufer entpuppt sich als Falschparker, eine Kidnapperin trennt ihren Müll nicht, die Giftmischerin hat immer beim Trinkgeld geknausert, und das über Leichen gehende Hetzblatt nimmt’s gelegentlich mit der Kohärenz beim Schlagzeilen-Zusammenstückeln nicht so genau.

Grüße von der hellen Seite des Journalismus Titanic

 Sind Sie sicher, Rufus Beck?

Im Interview mit Deutschlandfunk Kultur zum 25. Jubiläum des Erscheinens des ersten deutschsprachigen »Harry-Potter«-Buchs kamen Sie ins Fantasieren: Würde Harry heutzutage und in der echten Welt leben, dann würde er sich als Klimaschützer engagieren. Er habe schließlich immer für eine gute Sache eingestanden.

Wir möchten Sie an dieser Stelle daran erinnern, dass Harry Potter ein Zauberer ist, sich folglich gar nicht für den Klimaschutz engagieren müsste, sondern ihn mit einem Schnips obsolet machen könnte. Da allerdings in sieben endlos langen »Harry Potter«-Bänden auch keine Klassenunterschiede, Armut oder gar der Kapitalismus weggezaubert wurden, fragen wir uns, warum Harry gerade bei der Klimakrise eine Ausnahme machen sollte. Aber wo Sie schon so am Fabulieren sind, kommen wir doch mal zu der wirklich interessanten Frage: Wie, glauben Sie, würde sich Ihr Kämpfer für das Gute zu Trans-Rechten verhalten?

Hat da so eine Ahnung: Titanic

 Puh, 47jährige,

bei Euch läuft es ja nicht so rund gerade. »Nur mit Unterhose bekleidet: 47-Jähriger flippt an Trambahn-Haltestelle aus« müssen wir pfaffenhofen-today.de entnehmen. InFranken meldet: »143 Autos in vier Jahren zerkratzt – 47jähriger Verdächtiger wurde festgenommen«, und schließlich versaut Rammstein-Ekel Lindemann Euch noch zusätzlich das Prestige. Der ist zwar lang nicht mehr in Eurem Alter, aber von dem Lustgreis ist in letzter Zeit dauernd im Zusammenhang mit Euch die Rede, weil er sich als 47jähriger in eine 15jährige »verliebt« haben will.

Und wenn man sich bei so viel Ärger einfach mal einen antrinkt, geht natürlich auch das schief: »Betrunkener 47-Jähriger landet in Augustdorf im Gegenverkehr«, spottet unbarmherzig lz.de.

Vielleicht, liebe 47jährige, bleibt Ihr besser zu Hause, bis Ihr 48 seid?

Rät die ewig junge Titanic

 Ei Gude, Nancy Faeser!

Ei Gude, Nancy Faeser!

Als Bundesinnenministerin und SPD-Spitzenkandidatin für die hessische Landtagswahl stellen Sie im Wahlkampf wöchentlich eine weitere Verschärfung des Asylrechts in Aussicht, um bei Ihren stockkonservativen hessischen Landsleuten zu punkten. Das Dumme ist nur, dass Sie damit bis jetzt bei Ihrer Zielgruppe nicht so recht ankommen. Der sind Sie einfach zu zaghaft.

Da hilft nur eins: Klotzen, nicht kleckern! Ihr Amtsvorgänger Horst Seehofer (CSU) hat es doch vorgemacht und sich über die Abschiebung von 69 Afghan/innen an seinem 69. Geburtstag gefreut! Das haben alle verstanden. Tja, Ihr 53. Geburtstag am 13. Juli ist schon rum, die Chance ist vertan! Jetzt hilft nur noch eins: gemeinsame Wahlkampfauftritte mit Thilo Sarrazin!

Und flankierend: eine Unterschriftensammlung gegen die Reform des Staatsbürgerschaftsrechts, die es Migrant/innen erleichtert, die deutsche Staatsbürgerschaft anzunehmen, ohne die eigene aufzugeben. Für Unterschriftenaktionen gegen die doppelte Staatsbürgerschaft sind die Hess/innen seit jeher zu haben (»Wo kann ich gegen die Ausländer unterschreiben?«). Und dass Sie damit gegen Ihren eigenen Gesetzentwurf agitieren – das werden die sicher nicht checken!

Darauf wettet Ihre Wahlkampfassistenz von der Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Tagtraum im Supermarkt

Irre lange Schlange vor der Kirche. Einzelne Gläubige werden unruhig und stellen Forderungen. Pfarrer beruhigt den Schreihals vor mir: »Ja, wir machen gleich eine zweite Kirche auf!«

Uwe Becker

 Löffelchenverbot

Ich könnte niemals in einer Beziehung mit Uri Geller sein. Ich will mich einfach für niemanden verbiegen.

Viola Müter

 Kartoffelpuffer

Die obligatorische halbe Stunde, die deutsche Rentnerehepaare zu früh am Bahnhof erscheinen.

Fabio Kühnemuth

 Brotlose Berufsbezeichnung

Ich arbeite seit Jahren erfolgreich als honorarfreischaffender Künstler.

Jürgen Miedl

 Backpainer-Urlaub

Eine Thailandreise ist die ideale Gelegenheit, sich bei unzähligen Thaimassagen endlich mal jene Rückenschmerzen rauskneten zu lassen, die man vom Tragen des Rucksacks hat, den man ohne die Thailandreise gar nicht gekauft hätte.

Cornelius W. M. Oettle

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
21.09.2023 Köln, Comedia Max Goldt
21.09.2023 Hamburg, Centralkomitee Ella Carina Werner
22.09.2023 Mainz, Frankfurter Hof Max Goldt
23.09.2023 Mönchengladbach, Theater im Gründungshaus Max Goldt