Inhalt der Printausgabe
Juli 2001
Humorkritik
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"Der Wander" ist meine Lust |
Ist es seit jeher gewesen. Ich meine Karl Friedrich Wilhelm Wanders Monumentalwerk "Deutsches Sprichwörterlexikon. Ein Hausschatz für das deutsche Volk", das 1867 in Leipzig erschien, als Zeugnis eines unerhörten Sammlerfleißes. Der letzte Satz der Vorrede des Gelehrten zum ersten Bande "A-Gothen" lautet: "Wer sein Leben in ein edles Werk niederlegt, dem vergelten es die Götter, auch wenn, um mit Jacob Grimm zu reden, »feindliche Spinnen darauf herumkriechen«, mit Unsterblichkeit." So ist es. Auch für mich wird Wander, so lange ich lebe, unsterblich bleiben. Nur ein kleines Beispiel aus dem vieltausendseitigen Werk will ich geben. Im umfangreichen "Nachtrag", enthalten im fünften Band "Weib - Zwug", ist unter dem Stichwort "Derentwegen" die Redensart verzeichnet: "Derentwegen bleiben wir derentwegen, sagt Fritz Germar." Zur Erklärung dieses früher offensichtlich viel benutzten Spruches führt der gewissenhafte Wander folgendes an: "F. Germar ist Redakteur in Jena. Seine Visitenkarte trägt auf ihrer Vorderseite den Titel: »Fritz Germar, Oberredakteur des Burgfloh und wirklicher Genius juventutis«, auf der Rückseite die Verse: »Wo eine Universität im weiten deutschen Reich besteht, in ganz Europa's Musensitzen, ja selbst auf des Olympos Spitzen, erzählt man sich von Germar's Witzen.« Die rechte Ecke der Karte trägt den Wahlspruch: »Derentwegen bleiben wir derentwegen«." Was immer das alles zu bedeuten haben mag, Wander jedenfalls entnahm diese Angaben der Nummer 711 des Jahrgangs 1877 der Zeitung »Schlesische Presse«. So. Damit hat K.W.F. Wander für F. Germar seine Visitenkarte abgegeben. Nachzuforschen, welcher musischen Art und welcher olympischen Höhe die Witze des Genius F. Germar waren, davon lasse ich freilich füglich die Finger. Denn, so belehrt Wanders Lexikon unter "Finger" (Nummer 34, Spalte 1017): "Man muß zuweilen durch die Finger sehen und die Rede lassen vor den Ohren vorübergehen." Adieu, Burgfloh-Redakteur F. Germar! |
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