Inhalt der Printausgabe
Juli 2001
Humorkritik
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Stummes Geröll |
Immer wieder aufschlußreich ist das "Jahrbuch der Lyrik" (C.H. Beck) - und überraschungsarm, denn die Trenddiktatur banalfixierter, gut- und tiefgemeinter "Gedachte" (W. Biermann seinerzeit recht treffend über E. Fried) ist ungebrochen. Da nimmt's schon wunder, daß die Herausgeber des "Jahrbuchs der Lyrik 2002", der eigentlich recht gewitzte Adolf Endler sowie Christoph Buchwald, benachwortend behaupten, "Qualität und Vielfalt des eingesandten ›Materials‹ hätten ein mindestens doppelt so dickes Buch legitimiert". Das aber nun schon gar nicht. Auch drängt sich kaum der Eindruck auf, daß die Herren "diesmal aus dem Vollen schöpfen konnten" und es "wieder nicht an z.T. gravierenden Neu- oder Wiederentdeckungen" gefehlt habe. Kömmt drauf an, wie man gravierend definiert. Ich zumindest entdeckte gravierend gute Lyrik as usual bei den alten Kämpen Rühmkorf, Enzensberger und Gernhardt und mag kryptisches Zeug wie "Und wenn Wut der Einsamkeit / stummes Geröll entflammte / blieben hinter Dir / ein paar Verse im salzigen Licht / am Rande liegen" (Joachim Uhlmann) nicht mehr verkosten, all diese armseligen, per willkürlichem Zeilenbruch auf gedankenschwere Poesie getrimmten Nabel- und Landschaftsimpressionen. "Wer nichts mehr zu lachen hat, / Lacht über sich selbst", räsonniert wenig originell H. Czechowski. Allein: zu lachen gibt's in all diesen Werken rein gar nichts, denn wie üblich kommen die ja durchaus existierenden und produzierenden komischen Lyriker (F.W. Bernstein oder Funny van Dannen und und und) natürlich nicht vor. Da ist man dann schon dankbar, wenn einer wenigstens frank und lax drauflosreimt wie ein Sebastian Kirsch: "Ach, und selbst der Fluß: Sein Wasser / Schien mir früher einmal nasser. / Und ein Wald war dieser Strauch. / Freilich ist die Erde älter / Als zu meiner Zeit, und kälter, / Und ich selber bin es auch." Aber diese z.T. gravierende Entdeckung machte ich bereits im Jahrbuch 2000. Und gelobe daher, mich der Jahrbücher 2003 ff. nicht mehr anzunehmen. |
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