Inhalt der Printausgabe
Juli 2001
Humorkritik
(Seite 3 von 7)
Weindialog |
"René betrat die Wohnung auf Zehenspitzen. Er überreichte eine Flasche Rotwein - französischen, eine Massenabfüllung. [...] Ulla schaute auf das Etikett und pfiff anerkennend. Sie bugsierte ihn in das Wohnzimmer. Zwei Gläser standen auf dem Couchtisch. Eine Flasche Weißwein war bereits entkorkt. Ulla hielt den Rotwein fragend hoch. »Wenn deiner schon offen ist...«, sagte René unsicher. »Nimm Platz. Ich stelle den Roten kalt!« Sie schwebte in die Küche [...]. »Schenk ein!« rief sie. René schenkte die beiden Gläser halb voll. Er spürte schon an der Flasche, daß der Wein zu warm war. »Ist die Temperatur okay?« fragte Ulla, als sie zurückkam. »Prima«, behauptete René und stand auf, er reichte Ulla ihr Glas, sie stießen an und schauten sich in die Augen. [...] Der Wein schmeckte sauer. Ulla schnalzte mit der Zunge und sagte: »Gut! Nicht?« Rene nickte bedächtig wie ein Kenner, nahm sogar noch einen weiteren Schluck. [...] »Weiß du, auf einen wie dich habe ich lange gewartet.«" Ich vermute, so hart am Abgrund torkelt der Weltenplan dreimillionenmal pro Tag. Diesen wunderbar einleuchtenden Dialog jedoch finden Sie in Wolfgang Brenners gelungenem RAF-Krimi "Die Exekution" (Eichborn) auf Seite 101. Wenn Sie der RAF-Mist nicht interessiert, gehen Sie bitte in die nächste Buchhandlung und lesen Sie wenigstens noch die richtig spaßige Polizistenszene (Seite 51) und das unvergleichlich schöne Säuferinnen-am-Flughafen-Kapitel (Seite 62ff.) - der Tag wäre gerettet. Wie ja übrigens auch bei den oben zitierten Turteltäubchen. |
1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 |