Inhalt der Printausgabe
Juli 2001
Vom Fachmann für Kenner (Seite 7 von 16) |
Stinkbombe Ist in lustiger Runde die Rede von Jugendsünden und Lausbubenstreichen, höre ich gerne hin. Es ist schon irre, was manche Leute früher alles angestellt haben wollen. Fragt mich jemand mal nach meinen Streichen, fällt mir immer nur dieser hier ein: Es ist Hochsommer, ich bin halbwüchsig und unterwegs zu einem der Nachbarn. Weißer Bungalow, Steingarten, Briefschlitz in der Haustür. Vorsichtig schiebe ich die Stinkbombe durch den Schlitz. Das zarte Glas, randvoll mit fiesem Faule-Eier-Gestank, knallt auf die Vorflurfliesen. Aber es zerbricht nicht. Mist! Ich renne zurück nach Hause und hole einen Draht. Irgendwie muß sich das Mistding doch noch zerdeppern lassen. So kniee ich also vor der Tür des Bungalow-Nachbarn und stochere an dessen Briefschlitz herum. Da öffnet sich die Tür. Der Nachbar guckt ziemlich heraus. Was man denn da verloren habe, will er wissen. Eine gute Frage! Man habe in der Tat etwas verloren, durch den Briefschlitz sei es bloß, sozusagen, in sein Haus gefallen. In der Annahme, es sei niemand anwesend, habe man gar nicht erst geklingelt, sondern versuche nun, mit einer Angel aus Draht... Ich rede irgendwas. Da erspähe ich das Glasröhrchen zwischen des Nachbars Füßen. Blitzartig knicke ich vornüber. Ein Griff, die Bombe in meine enge Jeans gestopft und weg bin ich. Schon auf den ersten Metern des Spurts beschleicht mich ein fürchterlicher Verdacht. Und tatsächlich! Die demütigenden Stunden in der Wanne werde ich nicht vergessen. Stephan Rürup
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