Inhalt der Printausgabe
Juli 2001
Vom Fachmann für Kenner (Seite 2 von 16) |
Nachdenken über Oma Meine Oma starb vor sieben Jahren oder zwölf an irgendwas mit Hirnzerfall, war aber zeit ihres Lebens eine dumme Sau. Große Angst vor Teufel und ewiger Verdammnis hatte der debilen Katholikenkuh schon schätzungsweise 90 Hirnprozent zerfressen, bevor die Bombennächte des Zweiten Weltkriegs die dreifache Mutter zusätzlich erschreckten und vollends verblödeten, sie zu jenem Einzeller zusammenhauten, als welcher sie dann später Kohlenklau und Wiederaufbau und Kiesinger und Carstens wortlos mittat und käferdumpf durchkroch; aber eben auch charakterlich war sie eine regionale Katastrophe, als Mensch quasi beschissen, als Mensch und grade Oma scheiße, immer saß sie auf ihrer Kücheneckbank, hielt die Ärmchen vor der Brust verschränkt und warnte vor Todsünden und verwandtem Christengelump, wollte von uns Enkeln immer das liebe Händchen für ihre verfickten Riegel Billigschokolade, kriegte es freilich selten und versank dann stets und sichtlich suchtbefohlen in ihrer höchstpersönlichen Melange aus eminenter Dummheit, Blödheit und Beleidigtsein, sie war, meine Oma, Gott habe sie selig, wahrhaft zum Kotzen. Thomas Gsella
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