Vom Fachmann für Kenner | Mai 2009
Mal ehrlich
Wenn die Jungs von Microsoft nur ein bißchen Realitätssinn und Humor hätten, dann würden die auf die Frage »Echtheit der Windows-CD prüfen?« zur Auswahl gestellten Antworten nicht »Ja« und »Nein« lauten, sondern »Ja« und »Hmm… lieber nicht!«
Bernhard Löwenberg
Zyklisch schenken
Dialog zweier sechzigjähriger Damen beim Bäcker: »Ich habe meinem Mann einen Tankstellengutschein zum Geburtstag geschenkt. Was soll man denn sonst schenken?«
»Ja, da hat er alles, was er braucht.« »Genau. Vor allem jetzt, wo alles teurer wird.«
Gereon Klug
Definitionsproblem
Wenn ich mir meine Hose mit Seife bekleckere, ist sie dann schmutziger oder sauberer als vorher?
Horst Mitesch
Erfahrungsschatz
Auf die Frage nach ihren ersten Eindrücken im eben bezogenen Altenheim meinte die alte Dame lakonisch: »Kaum lernt man jemanden kennen, schon ist er tot. Aber ich habe ja Erfahrung damit, in meiner Jugend im Krieg war’s auch schon so.«
Charly Geisler
»Negativer Kompetenzstreit«
– so nennt man das wohl auf beamtisch, wenn zwei Behörden versuchen, sich gegenseitig die Zuständigkeit für ein unangenehmes oder kostspieliges Verfahren zuzuschieben, das in der Folge bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag nicht eröffnet wird. Ich persönlich kenne derartiges Verhalten in ganz anderem Zusammenhang: unter der Bezeichnung »proaktive Impotenz«.
Theobald Fuchs
Endlich mal für was gut!
Wenn man im häßlichen Brüssel in Ermangelung vernünftiger Sportguck- und Biertrinklokale die Bundesligakonferenz in einem türkischen Wettbüro anschaut und dann in der Halbzeitpause zum Rauchen vor die Tür geht, stehen die vor Verlassen des Raumes georderten fünf Flaschenbiere ungeklaut und gar unangetastet noch auf dem Tisch.
Ein Prost auf den Islam!
Micha Wilke
Echter Luxus
Mit Scarlett Johansson im Bett zu sein und dabei Zeitung zu lesen.
Markus Hennig
Virtual Realism
Der geneigte Daddelfachmann schätzt am Kracherspiel »GTA IV« zuvörderst die konsequente Darstellung des Ganovenlebens. Zur besonderen Identifikation mit der Hauptfigur begleiten wir diese aber nicht nur zum Schutzgelderpressen und Leutetotmachen, sondern auch in die Freizeit. Das läuft dann ungefähr so: Ruft einer der virtuellen Kumpels an, stehen mehrere, immer gleiche Ausgehmöglichkeiten zur Wahl. Ob man Bowlen, Darten oder Saufen geht, spielt keine Rolle, der Kollege findet’s immer dufte. Auf der Fahrt spulen beide nach dem Zufallsprinzip einen von zwei Dialogen ab, während der konzentrierten Verrichtung der Freizeitaktivität wird dann nicht mehr geredet. Läßt man die Verabredung unentschuldigt sausen, bleibt das folgenlos – die Pixelhomies stehen bei Anruf ohne ein Wort des Vorwurfs wieder parat, als wär’ nix gewesen.
Wurden Männerfreundschaften in der Kulturgeschichte je realistischer nachempfunden?
Torben Titze
Horst und ich
»Da sind alle immer so bewußt und trotzdem essen Sie im McDolz.«
»Wo?«
»McDolz. Weißt schon, beim Ronald McDolz. Da eß ich lieber einen gescheiten Schwanzbraten.«
»Schwanzbraten?«
»Schwanzbraten mit Knödel und Kraut ist das Höchste für mich!«
»Du sprichst manches so komisch aus.«
»Ich bin halt kein Stimmwunder wie der Mathias Riesling.«
»Wer?«
»Der mit der Nachfolgesendung vom Scheidenwischer.«
Moses Wolff
Handwerk hat polnischen Boden
Von Tag zu Tag gelingt es mir besser, den Krach der polnischen Handwerker, die morgens ab sieben in den benachbarten Zimmern der WG die Fenster austauschen, in meine Träume zu integrieren und einfach weiterzuschlafen. Heute habe ich es sogar bis halb zwölf geschafft, indem ich mir vorstellte, ich wäre einer von ihnen, mówie plynnie po polsku i pale z nimi jednego papierosa za drugim.
Marek-Krzysztof Tietze
Update
Ist USB nicht die Fortsetzung von USA?
Johannes Kreidler
Nur für den Fall…
Gäbe es unter den Schlümpfen Ausländer, so beschlösse vielleicht der Chinesenschlumpf, wofern man ihm als finanzkundigem Fernostler die Verwaltung von Schlumpfhausen übertrüge, das Stadtmanagement »gesundzuschlumpfen« – und keinem seiner Mitschlümpfe fiele auf, daß er gar nicht die Schlumpfsprache gesprochen, sondern bloß nach Sitte der Comic-Chinesen L mit R velwechsert hätte, mithin gar kein richtiger Schlumpf wäre, sondern wahrscheinlich der sich verwandelt habende böse Zauberer Gargamel – der gut daran täte, sich wenigstens zur Tarnung grün zu hexen, weil: gelbe Chinesenhaut + blaue Farbe des europäischen Schlumpfes = allemal grün!
Michael Ziegelwagner
Vorgelesen
Der Genuß von Hörbüchern läßt sich beträchtlich steigern, wenn man vor dem Abspielen die Funktion »Zufällige Wiedergabe« ausschaltet!
Maximilian Straif
Stichwort Auswanderung
Mein Bekannter Willi, Besitzer der Pommesbude »Wurstwilli« in Hamburg, setzt auf Veränderung: Zürich heißt die Stadt seiner Zukunft. Einen erfolgversprechenden Namen für seinen neuen Imbiß hat er ebenfalls schon parat: »Grillhelm Tell«.
Marcel Vega
Und nu?
Fernbedienung, feines Ding –
bist in meinem Leben King!
Taumle zappend durch den Äther,
schieb mal wieder Pflicht auf später.
Hoppla! – pitsch – das Bild ist weg!
’meisenfußball, so ein Dreck!
Grisslig rauscht es pffritschlrxrrrr –
Vermieter zog den Stecker. Wixer!
PS: Zwei Monatsmieten im Rückstand.
Martin Quaden
Auf dem Präsentierteller
Bevor wir den Bahnhof betreten konnten, mußten wir unsere ziemlich klapprigen Fahrräder abschließen. Mein Bekannter machte dies sehr gewissenhaft. Auf meine Frage, warum er seine Mühle gleich mit mehreren Schlössern absichere, meinte er voller Überzeugung: »Ach, und morgen hat jemand Geburtstag, da braucht jemand noch ein kleines Geschenk – zack, ist das Fahrrad weg!«
Thomas Behlert
Sportpause
Weil mein Arzt mir Leibesertüchtigung empfohlen hat, plaziere ich jetzt meine Zigaretten in der Küche, damit ich jedesmal vom Rechner aufstehen muß, um eine zu rauchen.
Manuela Kaindl
Schlecht zum Essen
Auf dem Wochenmarkt Brot von »Gut zum Leben« gekauft. Zu Hause Schimmel entdeckt. Eine Woche später beschwert. Antwort: »Da sehen Sie, daß es lebt!« Sprachlos gegangen.
Frank Biller
Lebenslanges Lernen
Seit Großmutter aus dem Krankenhaus zurück ist, verwendet sie Floskeln, die sie von ihrer siebzehnjährigen Zimmernachbarin mitgebracht hat. Ständig fragt sie, wie kraß oder wie abgefahren denn irgend etwas sei. Auf unsere Frage nach dem Gesundheitszustand der jungen Zimmernachbarin antwortete sie, dieses Mädchen sei bis zu seinem Ableben voll krank gewesen, irgendwie.
Ludger Fischer
Meine Mails sind sicher!
Meldungen vom Schlage »Vorsicht: Ihr Chef liest Ihre E-Mails mit« beunruhigen mich überhaupt nicht. Mein Chef liest meine E-Mails bestimmt nicht. Warum ich mir da so sicher bin? Ganz einfach: Läse er sie, hätte er mich längst gefeuert.
Friedrich Krautzberger
Killertöne
Als einer der in Hannover zugestiegenen Halbwüchsigen anfängt, überraschend textsicher ausgerechnet »Moonlight Shadow« von Mike Oldfield zu singen, horche ich erstaunt auf und bekomme mit, wie sein Kumpel ihn nach der Zeile »He was shot six times by a man on the run« aufgeregt unterbricht: »Wart mal, Alter, wie war das? Der wurde sechs Mal von einem rennenden Mann angeschossen? Wie geht das denn?« Nach einer hitzigen Diskussion einigt man sich darauf, daß der rennende Schütze wohl mit einer Automatikwaffe seitlich »gestrafed« ist. Ich persönlich glaube allerdings, daß Mike Oldfield keine Ahnung von Knarren hat.
Christian Luscher
Aufgeschoben, aufgehoben
Gibt es eine Bezeichnung für jemanden, der gerne prokrastiniert? Prokrastinant? Prokrastinator? Ich werde morgen mal im Wörterbuch nachsehen.
Gregor Baszak
Gutes Auge
Das poetisch anmutende Kompliment, das meiner Freundin von ihrem Mann gemacht wurde, gab mir angesichts meines jüngsten Urlaubs an der Küste zu denken: »In deinen Augen sehe ich das Meer.« Tatsächlich: Diese spezifische Mischung aller elementaren Augenfarben erinnert stark an die Nordsee bei Wilhelmshaven nach der alltäglichen Fäkalieneinleitung.
Almuth zu Jeddeloh
Wie Musik
Es ist nicht nur, weil ich in diesem Heft keinen Reim drin habe und grade, wie zuletzt sehr oft, das Klassik-Radio auf WDR 2 höre, momentan Rossinis weinerliche Sonate Nr. 2 in a-moll; aber auch deswegen. Also:
Es wollte einst ein Wandersmann
vom Norden in den Süden.
Doch sah man ihn schon lang vor Cannes,
in Hammerfest, ermüden.
Mithin ist er, da es sich bei Hammerfest um die nördlichste Stadt Europas, früher gar der Welt handelt, vermutlich überhaupt nicht losgewandert. Und auch andere Fragen bleiben offen: Wie heißt der uns als »Wanderer« Vorgestellte, und was tat er statt dessen? Wie lebte er? Wann und wo? Wir wissen praktisch nichts: Sein Alter bleibt im Dunkeln wie seine Herkunft, sein Aussehen, seine finanzielle Ausstattung und politische Orientierung. Daß er Eskimo oder jedenfalls Kommunist war – ist? –, scheint zunächst unwahrscheinlich angesichts seines megateuren Traumziels, aber wollte er überhaupt dorthin? Zwischen Hammerfest und Cannes liegt bekanntlich Zamość, der Geburtsort Rosa Luxemburgs; andererseits blieb er, wie wir wissen, einfach zuhause. Ein Irrer, ein Spinner? Wohl eher im Gegenteil, denn Idioten mögen sechstausend Kilometer latschen, er tat es nicht. Also ein Astrophysiker? In Hammerfest gibt es eine Sternwarte, einen guten Ruf genießt allerdings auch die Handballmannschaft, und außerdem ist nun endlich diese Sonate zu Ende.
Thomas Gsella
Function follows form
Irre ich mich, oder hatte das Fernsehen zur Zeit der Röhrenmonitore mehr Tiefe?
Andreas D. Hesse
Kinderpoesie
Es drohte meine Tochter ihrer Schwester mit den Worten: »…sonst bekommst du was ins Gesicht, das man mit Wasser nicht abwaschen kann!«
Ich dachte: »Eine feine Art, Schläge zu umschreiben.«
Aber sie meinte nur Olivenöl.
Rainer Finn