Briefe an die Leser | Juli 2023
Lauterbachs Karl!
Sie dementierten im ARD-Morgenmagazin eine Falschmeldung von Bild – kurz: eine Bild-Meldung –, wonach infolge der Krankenhausreform jede zweite Klinik geschlossen werden könnte. »Nein, das stimmt nicht«, sagten Sie. Weiter haben wir nicht zugehört, aber wir gehen nun davon aus, dass das Gegenteil richtig ist: Jede zweite Klinik könnte offen bleiben. Juchhu …?
Lebt und stirbt für die Wahrheit: Titanic
Und noch was: Fortschrittlich, Karl Lauterbach,
finden wir ja das von Ihnen vorangetriebene E-Rezept. Endlich wird uns die viele Bürokratie erspart, und der Gang zur Apotheke besteht ganz modern nur noch aus einem Klick und der freundlichen Mitteilung, dass das benötigte Medikament leider nicht lieferbar ist.
Ohne Risiken und Nebenwirkungen: Titanic
Na ja, Robbie Williams …
Sie haben einem Hamburger Hotel einen Streich gespielt: »Ich habe etwas an der Wand hinterlassen«, sagten Sie auf Instagram. »Ich habe auf meinem Tabletcomputer die einfachste abstrakte Kunst, die man machen kann, gezeichnet und bei einem Besuch im November 2022 ausgedruckt, gerahmt, signiert und dort aufgehängt.« Unter dem Bild notierten Sie: »Hotels hängen jeden alten Mist auf und nennen ihn Kunst.«
Bei Ihrem erneuten Besuch in Hamburg 2023 habe das Bild »immer noch« an der Wand gehangen. Williams, wieso »immer noch«? Die haben das Bild halt wieder hingehängt, damit Sie sich inmitten Ihres alten Mistes pudelwohl fühlen!
Wissen Ihre Kunstexpert/innen von der Titanic
RIP, Arno Dübel († 67)!
Sie haben sich als »Deutschlands frechster Arbeitsloser« in unser aller Herzen gefaulenzt, durften eine Zeitlang als Feindbild von FDP und Springerpresse durch Talkshows tingeln, aalten sich zwischendurch wohlverdient unter der mallorquinischen Sonne, schoben zuletzt eine noch ruhigere Kugel, nur um dann, kurz nach dem Renteneintrittsalter, ins Gras zu beißen.
Das machte uns zunächst ein wenig traurig, aber mit einem fulminanten Epilog zauberten Sie wieder ein Lächeln auf unsere Gesichter. »Arno Dübels Leiche weg!« titelte kurz nach der Meldung Ihres Todes nämlich die Klatschpresse. Zu faul, um auf der eigenen Beerdigung zu erscheinen: das nötigt uns wahrlich einen Heidenrespekt ab!
Hartzige Reise wünscht Titanic
Sehr löblich, Manja Schreiner,
ist, was Sie als neue Berliner CDU-Verkehrssenatorin in diesen vor Meinungen überquellenden Zeiten dem Tagesspiegel erzählten: »Ich bin nicht angetreten, um das Mobilitätsverhalten der Berliner zu bewerten oder gar zu verurteilen.«
Wenn also demnächst in der Hauptstadt ein Autoraser oder eine Autoraserin ein sich fußmobilverhaltendes Kind in seine Einzelteile zerlegt, werden Sie das also weder begutachten noch tadeln?
Ist beeindruckt von Ihrer Gelassenheit: Titanic
Wtf, »Spiegel«?!
Erstaunt lasen wir Deine Überschrift »Volkswagen will Kernmarke auf Rendite trimmen«. Na, dieses Wirtschaftssystem treibt es ja wirklich immer doller. Was kommt als Nächstes? »Mercedes will dieses Jahr Gewinn machen«? »Opel möchte Profit erhöhen«? »Kapitalisten immer dreister«?
Will immer nur chillen und Abos verkaufen: Titanic
Sag mal, »Frankfurter Allgemeine Zeitung«,
am 5. Juni schreibst Du auf der ersten Seite rechts unten: »Auch in der SPD tut man sich schwer mit dem Thema Linksextremismus. Allen voran Bundesinnenministerin Nancy Faeser, die immer wieder den Eindruck erweckt, auf dem linken Auge blind zu sein.« Und auf derselben Seite links oben das hier: »Faeser beklagt linke Gewalt in Leipzig. Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) sprach von ›sinnloser Gewalt von linksextremistischen Chaoten und Randalierern‹. Sie kündigte ein hartes Durchgreifen an. ›Wer Steine, Flaschen und Brandsätze auf Polizisten wirft, muss dafür konsequent zur Rechenschaft gezogen werden.‹«
Wie passt das denn zusammen? Auch wenn sich in Deiner Spielwarenabteilung (Feuilleton) etliche Anhänger/innen dieses Philosophen tummeln, mit Hegel hat dieser »Widerspruch« wohl nichts zu tun, oder? Eher mit dem, was Du anderen leidenschaftlich gern vorwirfst: »Realitätsverweigerung«. Oder ist es schlicht eine Alterserscheinung, dass man gleich wieder vergisst, was man gerade noch geschrieben hat? Vielleicht hältst Du Dich aber auch einfach zu sehr an Adenauers Devise: »Was kümmert mich mein Geschwätz von soeben?«
Bleibt extrem rätselnd zurück: Titanic
Servus, Hubert Aiwanger!
Im Kampf um die Populistenkrone im Freistaat Bayern sorgen Sie im Namen Ihrer Freien Wähler derzeit für eine ultrakonservative Hirnschmelze nach der anderen. So etwa jüngst nach dem Besuch eines Burschenvereins. »Esst Fleisch, baut Häuser, gründet Familien, erhaltet die Heimat!« lautete Ihre weißbiergetränkte Forderung. Und weiter: »Einkommenssteuer senken, Erbschaftssteuer abschaffen, Bürgergeld nur an Bedürftige, nicht an Arbeitsfähige, weiter Holzheizen.«
Wirklich beeindruckend, so viel Gehalt in nur so wenigen Zeichen! Doch lassen Sie uns ergänzen: Bestellt Eure Felder von Hand! Operieren ohne Narkose, Rente abschaffen und – das geht besonders in Ihre Richtung, Aiwanger – Finger weg von diesen sozialen Medien!
Meint es ja nur gut mit Ihnen: Titanic
Läuft bei Dir, Bryan Johnson,
und bei Deinem 17jährigen Sohn gleich mit. Denn Du, jugendwahnsinniger Multimillionär, pumpst Dir Blut Deines Sprosses als Jugendkur in die Adern, während Du selbst wiederum Dein Blut Deinem 70jährigen Vater spendest.
Zu dieser familiär-dystopischen Ménage-à-trois gibt es eigentlich nicht mehr viel zu sagen außer: Gott sei Dank. Gott sei Dank nämlich hast Du keine Tochter, denn wer weiß, was Dir zu bzw. mit der einfallen würde.
Werden dann doch lieber einfach alt:
Deine zum Glück unblutigen Anfänger/innen von Titanic
Liebe Kolleg/innen vom »Spiegel«,
über die Anklage der Staatsanwaltschaft Leipzig gegen Schlagersängerin Melanie Müller berichtetet Ihr in einer inzwischen korrigierten Fassung, gleich mehrmals solle diese »öffentlich den sogenannten Hitlergruß gezeigt haben«, wobei Euch als Über-Überschrift hierzu ganz und gar konsistent eingefallen war: »Vorwurf ›Hitlergruß‹ auf der Bühne«.
Was war los? Habt Ihr beim Schreiben des Artikels aktuelle Studienergebnisse zum Nationalsozialismus berücksichtigt? Werdet Ihr die auch weiterhin einfließen lassen, und werden wir dann Überschriften lesen wie »Geschichte: Mit diesem skurrilen Ritual begrüßten sich die ›Nazis‹«, »Mysteriöse Fotos im Familienalbum: Deshalb posierten unsere Vorfahren für Aufnahmen oft mit dem Arm in der Luft«, »Archäologie: Warum Skelette aus einer ganz bestimmten Zeit häufig Arthrose in der rechten Schulter aufweisen« oder »›Hitlergruß‹ – was wir wissen und was nicht«?
Es »grüßt« aus dem Lauf der Geschichte: Titanic
Brrr, Harrison Ford,
Sie sind jetzt auch schon 80 und wollen weiterhin selbständig vom Pferd steigen. Dem Magazin Esquire erzählten Sie von einem Moment am Filmset, nachdem Sie gerade eine Reitszene aufgenommen hatten: »Ich sehe hinab, und da sind drei Stuntmänner, die sichergehen wollen, dass ich nicht aus dem Bügel falle. Ich bin ein alter Mann, der von einem Pferd steigt, und ich möchte, dass das auch so aussieht!« Sicher, störrischer Ford, aber im Nu sind Sie ein alter Mann, der vom Pferd fällt, und das sieht dann auch so aus!
Gibt zu bedenken: Titanic
Mal gegen den Strom zu schwimmen, »T-Online«,
war wohl Dein Motto, als Du, in bester Gala-Manier, eine Story über den Rammstein-Frontmann Till Lindemann veröffentlicht hast. Nachdem wirklich jedes Medium über sexuelle Übergriffe bei Rammsteins Aftershowpartys berichtet hatte, wolltest Du wohl mal die Stimmung ein bisschen auflockern und fragtest: »Wie tickt der Schockrocker privat?« Im aus Archivmaterial anderer Medien zusammengepflückten Artikel durften wir dann erfahren, dass Lindemann, der sich gerade mal wieder mitten in einem »Skandal« befinde, im Privatleben ganz bodenständig sei. Seine Rolle als Vater und Großvater genieße er, am liebsten entspanne er sich im Einklang mit der Natur beim Angeln oder auf dem Land …
Hach ja, ein sympathischer Star zum Anfassen. Okay, dass Du hier Berichte über sexualisierte Gewalt zu einem »Schockrock-Skandal« banalisierst und obendrauf das Narrativ vom düsteren Sänger, der abseits der Bühne der nette Onkel von nebenan ist, bedienst, ist auch Deiner Leser/innenschaft nicht entgangen, die sich entsprechend lautstark über Dich empörte. Und damit schließt sich doch der Kreis: Mit moralisch fragwürdigen Inhalten um jeden Preis Publicity generieren – das ist doch seit jeher das Markenzeichen von Rammstein. Da hast Du also von den Besten gelernt.
It’s only Shock ’n’ Roll! Titanic
Kfz-Sachverständiger Wernet!
»Wer kann’s? … Wernet!« behaupten Sie auf einem mutmaßlich Ihnen gehörenden Auto in der Mainzer Innenstadt. Aber wenn das zuträfe, könnte’s ja jeder … Kfz-Sachverständiger Wernet: Haben Sie vielleicht einfach keinen Bock auf Arbeit?
Kann’s verstehen: Titanic
Tatsächlich, »Bunte«?
Einen Artikel zum Tod von Peter Simonischek kündigst Du im Inhaltsverzeichnis so an: »Peter Simonischek: Der Tod riss den Ausnahmeschauspieler aus dem Leben«. Ja wirklich, Bunte? Bist Du Dir da sicher? »Todesursache: Tod« sozusagen? »Lebensende wegen Exitus«? Und wie lautet die Titelzeile zum Artikel? »Diagnose Tod: So schweigt der Starschauspieler über den Ablebe-Schock«?
Traut sich nicht nachzuschauen: Titanic
Aus Österreich, »Süddeutsche Zeitung«,
berichtest Du über den Stand der Dinge bei der SPÖ: »Der Untergang der österreichischen Sozialdemokratie ist erst einmal abgewendet. Die Partei hat einen neuen Vorsitzenden. Er heißt Andreas Babler, was diesen selbst am allermeisten überraschen dürfte.«
Und weißt Du was? So geht es auch uns gelegentlich: dass es uns am allermeisten überrascht, dass wir nicht zum Beispiel Süddeutsche Zeitung heißen.
Sondern Titanic
Ciao, Berlusconi!
Wir haben nicht mehr mitgezählt, wie oft Sie in den vergangenen 20 Jahren für tot erklärt worden sind. Zur Abwechslung heißt es nun, Sie seien nicht politisch, sondern physisch gestorben. Da sind wir mal gespannt! Also: in welcher Gestalt Sie dieses Mal wiederauferstehen! Ist ja nicht so einfach: Untoter, Mumie, Zombie – da haben Sie im Lauf der Jahre schließlich schon viele Variationen ausgereizt! Sie müssen sich jetzt was Neues einfallen lassen!
Ach so? Dieses Mal nicht aufgespritzt und mit gestraffter Gesichtshaut, sondern ein bisschen von der Verwesung angefressen, sprich: erdiger? Um zu beweisen, dass die Italiener/innen Sie auch so lieben? Das steife Botoxlächeln wird in Ihrem angefaulten Gesicht sicher noch besser zur Geltung kommen! Und dann Neuwahlen anzetteln und Giorgia Meloni hinwegfegen, dieses undankbare Geschöpf, das Ihnen seine ganze politische Karriere verdankt! Wie? Die minderjährigen Prostituierten für Ihre Siegesfeier sind schon gecastet? Dann kann ja nichts mehr schiefgehen! Wir sind uns sicher: Auf die Italiener/innen ist Verlass!
Zuversichtlich: Titanic
Verdammt, Matthias Reim!
»Die Leute lieben mich, weil ich so dumm war«, trällertest Du dem Spiegel ins Interview-Mikro. Oder lieben sie Dich doch nicht?
Fragt sich unentschlossen IYOW: Titanic
Om, Musikproduzent Rick Rubin,
wer wie Sie über Jahrzehnte hinweg einen Megaerfolg nach dem anderen mit Stars wie Johnny Cash, den Beastie Boys und Adele einheimst, der beginnt ab einem gewissen Punkt, die eigene Arbeit spirituell zu verklären. »Es ist, als ob eine transzendentale Sache beim Aufnehmen vor sich geht«, schwafeln Sie zottelbärtige Guru-Erscheinung. »Wir kollaborieren immer mit dem Universum, mit allem, was vor uns war, und mit allem, was nach uns kommen wird.«
Irre, Rubin! Aber meinen Sie wirklich das Universum oder eher Universal Music, jenen Konzern, mit dem Sie schon die ein oder andere Mio. gescheffelt haben? Aber so etwas Profanes wie Geld spielt für einen Gelehrten wie Sie ohnehin keine Rolle, stimmt’s?
Universelle Grüße von Titanic
Liebe Bestattungsunternehmen,
es ist schon auffällig, wie Ihr mit Euren Werbeplakaten in der Nähe von Krankenhäusern und Pflegeheimen gezielt auf Eure Dienste aufmerksam macht. Da seid Ihr, wie wir Marketingprofis sagen, ja direkt am Point of Sale. Und dafür wollen wir an dieser Stelle mal Euch, die Ihr sonst so viel Beileid für andere spendet, unser Beileid ausdrücken. Es muss sich schlimm anfühlen, so marktgerecht und abgeschmackt zu agieren, und das vor aller Augen.
Stiller Gruß von Titanic
Vielen Dank, Prof. Günter Seubold,
dass Sie in einem FAZ-Artikel über Ihre Zeit als »Aushilfslehrer für Deutsch und Ethik« berichteten. Zwar waren Sie mit Genderdeutsch und Achtsamkeit nicht einverstanden, hatten aber einen »insgesamt positiven Eindruck vom Gymnasium«:
»Es mag sein, dass diese grundlegende Erfahrung eine andere gewesen wäre, wenn das Gebäude nicht in Charlottenburg, sondern in einem anderen Stadtteil Berlins stünde. Was man aus den bekannt-berüchtigten Stadtteilen hört, ist erschütternd. Die Klassen und Kurse, die ich unterrichtete, waren durchaus nicht homogen oder gar rein mit ›Biodeutschen‹ besetzt, aber es waren durchgehend Kinder und Jugendliche des (gehobenen) Mittelstandes, Kinder aus Angestellten-, Beamten- und Unternehmerfamilien. Das Gymnasium ist altphilologisch und musisch ausgerichtet. Und wer sein Kind eine vorgeblich ›tote Sprache‹ und dazu noch ein oder mehrere Instrumente lernen lässt, der gehört zu denen, die in der Tradition gut verankert sind und das ›System‹ am Laufen halten, die dafür sorgen, dass Sitte, Recht und Wohlstand sich halten können trotz aller Widrigkeiten.«
Denn während Unternehmerfamilien und gehobener Mittelstand für Sitte, Recht und Wohlstand sorgen, sorgen die anderen bloß dafür, dass der Müll verschwindet, der Bus fährt oder das Brot im Regal liegt. Und dass deren Blagen dann nicht beim Musizieren stören, ist zum Glück gut in der Tradition verankert!
Wegen aller Widrigkeiten: Titanic
Freundschaft, SPD-Vorsitzender Lars Klingbeil!
Im Spiegel sprachen Sie darüber, wie schleppend und langwierig die Regierungsarbeit sein kann. Jedoch: »Meist bin ich froh, dass ich mein Hobby zum Beruf machen konnte und mitentscheide.« Wie, Klingbeil, haben wir uns das vorzustellen, Politik als Hobby? Wahlkampf im privaten Keller mit Plakaten und allem Drum und Dran? Und was wird auf diesen verhandelt? Die Beilage fürs Abendessen? »Ja zu Buttergemüse! Klingbeil wählen jetzt!«?
Wie dem auch sei: Ein Hobby braucht bekanntlich jede/r, und es ist nie zu spät, Entscheidungen rückgängig zu machen.
Meinen die Satireprofis von Titanic
Glückauf, Outdoorgeschäft in Halle!
Dein Schaufenster ist geschmückt mit Alpenlandschaften und gefüllt mit Kletterausrüstungen und allem, was man zum Wandern in den Bergen braucht. Entsprechend alpin ist auch Dein Name gewählt: »Ötzi Outdoor Equipment«.
Wir kennen uns mit Marketing nicht gut aus und waren daher des Irrglaubens, dass es vielleicht für ein Geschäft mit Deiner Ausrichtung schädlich sein könnte, an die eine Person zu erinnern, die ausschließlich dafür bekannt ist, in den Bergen verendet zu sein.
Aber anscheinend ist das der aktuelle Stand der Verkaufswissenschaften, und so halten wir Ausschau nach den Geschäften »Hähnchenimbiss Zur lustigen Salmonelle«, »Autohaus Schleudertrauma« und »Vapingstore Langsamer Tod«.
Deine Indoorenthusiast/innen von Titanic
Haaallooo, Paula?
Hallo? Kannst Du uns hören? Nimm doch bitte einmal die Kopfhörer ab, damit wir uns angemessen von Dir verabschieden können! Deine Spotify-Playlists und Podcasts kannst Du auch später noch hören, wenn Du wieder mit Deiner Bahncard 100 nach Kölle, Neukölle oder Malle fährst. Sauerei übrigens, dass Dir nie die Mobil-Kolumne angeboten wurde! Kein Wunder, dass das DB-Magazin nach dieser Fehlentscheidung eingestellt werden musste.
Ist es wirklich schon fast fünf Jahre her, dass Du in unseren Satirehinterhof plateaugestiefelt kamst und das Ressort »Pop und Popkultur« aus dem Boden gestampft hast? Nein, eigentlich waren es nur rund zwei (Schätzung Tom Hintner).
Und die können sich sehen lassen: Du hast TITANIC Ost ins Leben gerufen, den einzigen Text über Lars Eidinger geschrieben, den man gelesen haben muss, Haulihützschri zu kurzem Weltruhm verholfen, den linksradikalen Queerfeminismus in der Redaktion salonfähig gemacht, circa 2000 überflüssige Wortspiele verhindert, 380 Liter Monster-Energy-Ultra vernichtet, jeden dritten Tag mit einer neuen Frisur (oder Haarfarbe) überrascht und ganz nebenbei einen Bestseller geschrieben.
Und das soll nun alles vorbei sein? HÄ? Wer soll jetzt mit uns richtig schön im Café Extrablatt frühstücken? Uns über Musik, Serien und Promigossip auf dem Laufenden halten? Wer bringt uns Donuts und Rotkäppchen mit?
Na ja, et hätt noch immer jot jejange, stimmt’s? Hauptsache, Du vergisst uns nicht und kommst zwischen Karneval und Chemnitz mal auf eine Grie Soß und einen Illy-Kaffee neigeschneit.
Wir versprechen, immer eine Schlafcouch für Dich freizuhalten!
In diesem Sinne: BiMo!
Deine Kollegis von der Titanic
Glückwunsch, costarikanische Krokodildame!
Fast Dein ganzes Leben schon verbringst Du im Zoo in Isolation – bist nie einem anderen Krokodil begegnet – und doch hast Du es geschafft, Dich selbst zu schwängern!
Das grenzt ja wirklich an ein Wunder! Und stellt uns vor folgende Frage: Wie könnte man denn die so entstandenen Krokodilchen nennen? Jesus Kroktus vielleicht? Kaimanssias? Oder einfach ganz wissenschaftlich Heilandwirbeltier?
Fragen sich Deine Reptiloiden von Titanic
»Übt Geduld«, Zeug/innen Jehovas,
unter diesem Motto stand Euer Kongress in Dortmund. Und gern hätten wir das auch getan, bloß habt Ihr den dazugehörigen Flyer erst knapp zwei Wochen vorher in unseren Briefkasten geworfen, da blieb nicht mehr genug Zeit zum Üben, und wir sind zu Hause geblieben. Denn wie Ihr wisst: »Jeder Hastige wird bestimmt verarmen« (Sprüche 21,5).
Springer schlägt Wachtturm: Titanic
Sie, dagegen, Jörg Kachelmann,
haben sich furchtbar über die Theorie echauffiert, dass Waldbrände durch Glasscherben entstünden: »Deutschland ist die globale Zentrale des Aberglaubens«. Das ganze Land sei »auf Irrationalität aufgebaut«. Homöopathie, Impfangst, 5G, Chemtrails, Antisemitismus … »In Deutschland ist jeder Wahnsinn legitim.« Der Schwachsinn von der angeblichen Selbstentzündung mittels Glasscherben werde durch Medien und Behörden »von Generationen zu Generationen weitergegeben.« Dabei wisse doch jeder vernünftige Mensch, dass »fast 100 Prozent der Brände durch Brandstiftung ausgelöst« werden. Da stimmen wir Ihnen zu, Jörg Kachelmann; wir glauben nämlich fest daran, dass Aliens Sie von irgendwo ganz weit oben im Blick haben und alle Waldbrände mit Hilfe von Laserkanonen auslösen, nur um sich mit Ihnen solidarisch zu zeigen.
Die Wahrheitsfanatiker/innen von der Titanic
Salve, Herr Schäuble (CDU)!
Dem Deutschlandfunk gaben Sie anlässlich des Jubiläums der Nationalversammlung ein Interview zum Zustand der Demokratie. Sie erläuterten die Gefahren von Extremismus und Internet und bemängelten »die Tatsache, dass Fake-News heute überhaupt kein Problem mehr ist, während man sich früher geschämt hat, wenn man dabei ertappt worden ist, dass man etwas Falsches gesagt hat«.
Moment: Sie meinen also, dass man sich früher geschämt hat, wenn die eigenen Aussagen nicht wahr und vollständig waren? Wenn man, sagen wir, dubiose Waffenhändler getroffen und sich dann einfach nicht mehr daran erinnert hat oder wenn man Umschläge mit sehr viel Geld entgegengenommen und sie weitergereicht, nicht offiziell verbucht und dafür aber verschwiegen hat? Dass all so was früher ganz anders bewertet wurde und man nach so einer Geschichte nicht mehr Innenminister, Finanzminister, Bundestagspräsident, Alterspräsident des Bundestages oder der am längsten amtierende Abgeordnete werden konnte?
Tja, die Zeiten ändern sich wohl.
Aber nicht: Titanic
1, 2, 3 … Nino de Angelo,
Sie leiden, wie Sie 2020 öffentlich machten, an der fortschreitenden und unheilbaren Lungenkrankheit COPD. Und hatten sich laut DPA vor zwei Jahren was gegeben? »Ich hatte mir vor zwei Jahren noch fünf Jahre Lebenserwartung gegeben« – eine Einschätzung, die Ihre Ärzte geteilt hätten. Aber »jetzt ist es so, dass es sich in fünf Jahren bei mir nicht verschlechtert hat«.
Sie fühlen sich sogar fit genug für Ihre im Herbst geplante Deutschlandtournee. Dazu aber einen Ratschlag: Bitte überlassen Sie alles Geschäftliche Ihrem Management. Denn die Verschlimmerung Ihrer Dyskalkulie ist besorgniserregend, und wenn Sie von – ausgedacht – 20 000 Euro Gage 50 000 gleich wieder ausgeben, dann rasselt nicht nur Ihre Lunge, sondern Sie ein weiteres Mal in die Privatinsolvenz.
Hätte nichts dagegen, Ihnen 2026 ff. noch Briefe zu schreiben: Titanic
Roger Waters, alte Krawallnudel!
Nun konnten Ihre Konzerte in Deutschland doch noch allesamt über die Bühne gehen, nachdem der ein oder andere Auftritt juristisch auf der Kippe gestanden hatte. Der Grund: kontroverse Äußerungen zum Krieg in der Ukraine und immer wieder Antisemitismus-Vorwürfe. Letztere bezogen sich unter anderem auf den riesigen Schweineballon, den Sie bei Ihren Megashows über dem Publikum aufsteigen lassen, ehe er vernichtet wird. Nicht selten zierte jenen Schweineballon neben Logos von Großkonzernen und Parolen ein Davidstern. Ein klar antisemitisches Motiv, sollte man meinen.
Dennoch schienen Sie sich als Opfer zu sehen, ließen sich vor Ihrem Konzert in München betroffen-nachdenklich am Grab von Sophie Scholl filmen und schrieben dazu, dass es sicher ein tolles Konzert werden würde. »We will have a good time, but there will be an elephant in the room.«
Vorschlag, Roger: Warum lassen Sie bei Ihrer nächsten Tour anstelle des Schweins nicht einfach den besagten Elefanten im Raum als Ballon steigen? Ihre Fans wüssten, was gemeint ist, und unsereins müsste Ihre zornige Kämpfervisage nicht täglich in der Presse sehen.
Würden das begrüßen:
die David-Gilmour-Fans von Titanic
Musste das sein, Bettina Jarasch?
Kurz vor Ende Ihrer Amtszeit als grüne Verkehrssenatorin haben Sie Berliner Autofahrer/innen vor unterirdische Tatsachen gestellt: Wegen Sicherheitsbedenken ließen Sie den sogenannten Schlangenbader Tunnel im Berliner Stadtteil Wilmersdorf sperren. Seitdem hat die Senatsverkehrsverwaltung den Tunnelblick und überlegt, ob sie das Betonungetüm nun endgültig schließen soll.
In der Zwischenzeit ist sie aber erst mal damit beschäftigt, den Lichtschalter zu finden. Das ist wegen der veralteten Technik laut Verwaltung gar nicht so einfach, deswegen brennen dort immer noch die Funzeln.
Hätten Sie, Frau Jarasch, Autofahrer/innen und Verwaltung nicht ökologisch nachhaltiger tunneln können? Zum Beispiel, indem Sie das Bauwerk mit Erde zuschütten, um wohnungslosen Maulwürfen ein Zuhause zu bieten? Fledermauskolonien hätten sich bestimmt auch gefreut über neue Brutstätten. Und Raver/innen über einen Techno-Tunnel!
Hofft auf ein Licht am Tunnelende: Titanic
That’s not a good look, Saskia Esken!
Der Spiegel wusste Folgendes zu berichten: »Laut SPD-Chefin Saskia Esken wird Gerhard Schröder nicht zum Parteitag im Dezember kommen. Sie könne den Altbundeskanzler und ehemaligen Parteivorsitzenden nicht mehr erkennen.«
Zugegeben, Esken, auch uns fiel das zunächst schwer. In kürzester Zeit entwickelte sich Schröder vom aufgequollenen Rotweingesicht zum mopsfidelen Best Ager mit Vanilla-Girl-Haut – und das nur durch eine (von seiner Frau So-yeon Schröder-Kim auf Instagram gut dokumentierten) Ernährungsumstellung samt Hafermilchkur. Da fallen einem vor Staunen schon mal die Hagebutten aus der Pfanne! Wir würden uns dennoch über weniger Lookismus und mehr Respekt von der SPD-Spitze freuen.
Erkennt sich dank Bierkur selbst kaum im Spiegel: Titanic