Artikel

Dachschaden-TV: So wird Julian Reichelts neuer Fernsehsender

Julian Reichelt, seit Oktober Deutschlands frechster Arbeitsloser aller Zeiten, will wieder Fernsehen machen. Kürzlich hat der ehemalige Bild-Chefredakteur verraten, dass er einen eigenen TV-Sender plant. Doch was genau hat er vor? TITANIC kennt die ersten Details.

Die Moderator:innen: spannend, jung, geil

Reichelt beabsichtigt, mit vielen "spannenden, jungen, geilen Kolleginnen und Kollegen" zusammenzuarbeiten. Fest zugesagt hat bereits Thomas Gottschalk. Er soll einmal pro Woche zusammen mit Harald Martenstein, Lisa Fitz, Elke Heidenreich und Nena über ein Thema diskutieren, das mindestens zwei Leute aus dieser Runde wütend macht. Ob das Ganze dann auch tatsächlich ausgestrahlt wird, ist momentan offen. Bis zum Sendestart möchte Reichelt zudem noch den einen oder anderen personellen Coup landen. So könnte zum Beispiel Lisa Eckhart das Wetter moderieren, Jan Josef Liefers die Horoskop-News, Hendrik Streeck die sexy Sportclips und Roger Köppel das stündliche Kreuzworträtsel. Und für das tägliche, neunstündige Morgenmagazin ist das Duo Julia Engelmann/Reiner Calmund angefragt.

Die wichtigsten Sendungen: Es wird wahnsinnig eselig

Reichelt will von Anfang an mehrere Topshows etablieren. Das große Vorbild für ihn ist das Erfolgsformat von "Bild TV": "Die richtigen Fragen" mit 0,0000001 Prozent Marktanteil in der für ihn wichtigsten Zielgruppe der Superesel. Das will er künftig toppen – und zwar mit dem Quiz "Die richtigen Antworten", der Dating-Show "Die richtigen Scheidungspapiere" und der Boulevard-Philosophie-Sendung "Die richtigen Wut-Selfies an Tankstellen". Das tägliche Topthema wird "Wahnsinn" sein. Wenn sich einer damit auskennt, dann die Superschnüffelnase der deutschen Medienlandschaft. Gleich in mehreren Sendungen soll es um die großen Wahnsinnsfragen der Menschheit gehen, zum Beispiel: Wie wahnsinnig ist Olaf Scholz? Wie wahnsinnig bin ich? Und: Wie wahnsinnig ist mein Chef?

Das große Promi-Special: knallhart und lecker

Ebenfalls fest im Programm eingeplant ist die Promi-Koch-Sendung "Die leckeren Fragen", in der jeweils ein Promi mehreren anderen Promis ein interessantes Gericht zubereitet und ihnen nebenbei intime Geheimnisse entlockt. In der ersten Folge, die bereits aufgezeichnet wurde, kocht Til Schweiger ein Rezept seiner Töchter Lala, Lama und Lenin nach (Pizza Salami mit Apfelmus, Snickers und Keinohrhasenhoden). Dabei fragt Schweiger knallhart seine Gäste aus ("Soll ich noch einmal nachsalzen, Barbara Schöneberger?", "Ey, was guckst du so blöd, Ingo Zamperoni?", "Willst du in meiner nächsten Ballerliebeskomödie einen Krankenhausclown spielen, der sich in einen Wasserkocher verliebt, Eckart von Hirschhausen?").

Die eigene Rolle: 24 Stunden oben ohne

Reichelt hat vor, selbst täglich mindestens 18 Stunden live auf Sendung zu gehen. Wenn es sein muss, sollen es auch 24 oder mehr Stunden sein, denn notfalls will er spontan den Tag verlängern. Er möchte sich nämlich nicht länger von der DDR-Bundesregierung vorschreiben lassen, wie lange ein 24-Stunden-Tag dauern soll. Reichelt kündigt schon mal an: "Wenn es sein muss, sende ich auch live und exklusiv aus meiner Toilette, meiner Nase und meiner Unterhose, Letzteres jedoch selbstverständlich nur für meine Abonnenten und Paul Ronzheimer." Neu ist: Er wird nicht mehr wie bisher mit bis zum Bauchnabel aufgeknöpftem Hemd zu sehen sein, sondern der Einfachheit halber komplett oberkörperfrei moderieren ("So kann ich besser denken!"). Doch um keine Zuschauer:innen abzuschrecken, wird zum Glück alles verpixelt, auch sein Gesicht.

Der Sender-Name: Irgendwas mit Dachschaden

Wie der neue Sender heißen wird, ist noch streng geheim. Im Gespräch sind die Titel "Brisant International Live Dachschaden Television (kurz: BILD TV)", "Anstalt für Direktfernsehen (AfD)" und "Reichelt Television Live (RTL)". Ebenfalls noch in der engeren Auswahl sind "Dog News Channel", "xHamster" und "Ich!!!!!!!". Reichelt selbst findet aber auch den Namen "Arschgeigen-Galionsfigur TV" passend: "Der Name ist prägnant, knallig, wuffig und fasst alles zusammen, wofür ich journalistisch und privat seit vielen Jahren stehe." Auch beim Slogan für seinen Sender hat sich Reichelt noch nicht festgelegt. Seine Favoriten sind derzeit "Die Stimme der Klarheit, der Vernunft und des offenen Hosenschlitzes", "Mein RTL" sowie "Die größten Hits der 80er, 90er und das Beste von Springer". Es bleibt spannend.

 

Dimitri Taube

Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Liebes Werbeplakat in Freiburg!

»Nicht zu wählen, weil man nicht weiß, was, ist, wie keinen Film zu schauen, weil man sich nicht entscheiden kann«, trötest Du am Bahnhof allen noch so unwilligen Nichtwähler/innen entgegen. Jetzt stellt sich natürlich die alles entscheidende Frage: Ist ein versauter Filmabend, bei dem man am Ende aus Langeweile vielleicht sogar Monopoly spielen muss, genauso schlimm wie die Machtübernahme einer neofaschistischen Diktatur?

Fragt Popcorn mampfend Titanic

 Standhaft, brandenburgischer CDU-Landesvorsitzender Jan Redmann!

Sie wurden mit 1,3 Promille Atemalkohol auf einem E-Scooter erwischt und entsprechend zu einer Strafe verdonnert. Daraufhin gaben Sie zu Protokoll, zu »diesem Fehler zu stehen« und die »Konsequenzen, insbesondere die Strafe« zu tragen. Das ist ja geradezu heldenhaft. Wir waren davon ausgegangen, dass Sie den Inhalt des Polizeiberichts leugnen, den Staat um die Strafzahlung prellen und sich ins Ausland absetzen würden.

Hätte dann vielleicht sogar Sympathie für Sie entwickelt: Titanic

 Mmmmmh, Iglo-Freibad-Pommes!

Ihr seid ein neues Tiefkühlprodukt, das in diesem Sommer vom grassierenden Retro- und Nostalgietrend profitieren möchte. Daher seid Ihr derzeit auf den großen Plakatwänden im Stadtbild vertreten, und zwar garniert mit dem knusprigen Claim: »Das schmeckt nach hitzefrei«.

Aber schmeckt Ihr, wenn wir uns recht erinnern, nicht ebenfalls nach einem kräftigen Hauch von Chlor, nach einem tüchtigen Spritzer Sonnenmilch und vor allem: nach den Gehwegplatten aus Beton und der vertrockneten Liegewiese, auf welchen Ihr regelmäßig zu Matsch getreten werdet?

In jedem Fall bleibt es Euch weiterhin verboten, vom Beckenrand zu springen, schimpft Eure Bademeisterin  Titanic

 Gut möglich, lieber spiegel.de,

dass es an der drückenden Hitze liegt. Doch wenn wir in Deinem Ratgeber-Artikel »So schützen Sie Ihr Gehirn bei hohen Temperaturen« lesen, wie wir uns im Sommer »gehirngerecht« verhalten können, dann rauchen uns die Köpfe. Haben wir uns unseren Hirnen gegenüber schon häufiger unangemessen aufgeführt? Hätten die grauen Zellen nicht auch von selbst an unser Fehlverhalten denken können? Und vor allem: Ist es jetzt nicht am wichtigsten, unsere Gehirne vor weiterem Spiegel-Konsum zu schützen?

Schließt eiskalt den Browser: Titanic

 Gute Güte, sehr unverehrter Hassan Nasrallah!

Gute Güte, sehr unverehrter Hassan Nasrallah!

Sie sind Chef der Hisbollah, und ein neues Propagandavideo Ihrer freundlichen Organisation war mit einem Satz unterlegt, den Sie bereits 2018 gesagt haben sollen: Die Hisbollah besitze »Präzisions- und Nicht-Präzisionsraketen und Waffenfähigkeiten«, die Israel »mit einem Schicksal und einer Realität konfrontieren werden, die es sich nicht ausmalen kann«.

Das, Nasrallah, glauben wir, verkörpern Sie doch selbst eine Realität, die wir agnostischen Seelchen uns partout nicht ausmalen können: dass das Schicksal von Gott weiß wie vielen Menschen von einem Knall- und Sprengkopf wie Ihnen abhängt.

Ihre Präzisions- und Nicht-Präzisionsraketenwerferin Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Abschied

Juckeljuckeljuckel,
Das Meer liegt hinterm Buckel,
Dort vorne, da ist Dover,
Da ist die Reise over.

Gunnar Homann

 Steinzeitmythen

Fred Feuerstein hat nie im Steinbruch gearbeitet, er war Rhetoriker! Er hat vor 10 000 Jahren zum Beispiel den Whataboutism erfunden und zu seiner Losung erhoben: »Ja, aber … aber du!«

Alexander Grupe

 Meine Mitbewohnerin

legt Dinge, die nicht mehr so ganz intakt sind, in Essig ein. Dabei ist es egal, ob es sich um verkalkte, schmutzige oder verschimmelte Dinge handelt. Ich würde bei ihr den Verbrauch von Salzsäure in den kommenden Jahren intensiv beobachten – gerade falls ihr Partner unerwarteterweise verschwinden sollte.

Fia Meissner

 Treehuggers

Bei aller Liebe zum Veganismus: Plant Parenthood geht mir zu weit.

Sebastian Maschuw

 Hybris 101

Facebook und Instagram, die bekanntesten Ausgeburten des Konzerns Meta, speisen seit kurzem auch private Daten ihrer Nutzer in die Meta-eigene KI ein. Erst wollte ich in den Einstellungen widersprechen, aber dann dachte ich: Ein bisschen Ich täte der KI schon ganz gut.

Karl Franz

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

  • 29.08.:

    Die FR erwähnt den "Björnout"-Startcartoon vom 28.08.

  • 27.08.: Bernd Eilert schreibt in der FAZ über den französischen Maler Marcel Bascoulard.
  • 27.03.:

    Bernd Eilert denkt in der FAZ über Satire gestern und heute nach.

  • 29.01.:

    Ein Nachruf auf Anna Poth von Christian Y. Schmidt im ND.

  • 13.04.:

    HR2 Kultur über eine TITANIC-Lesung mit Katinka Buddenkotte im Club Voltaire.

Titanic unterwegs
13.09.2024 Stade, Schwedenspeicher Ella Carina Werner
14.09.2024 Frankfurt, Museum für Komische Kunst Bernd Pfarr: »Knochenzart«
16.09.2024 Wiedensahl, Wilhelm-Busch-Geburtshaus Hilke Raddatz mit Tillmann Prüfer
17.09.2024 Stadthagen, Wilhelm-Busch-Gymnasium Wilhelm-Busch-Preis Hilke Raddatz mit Bernd Eilert