Humorkritik | Januar 2016

Januar 2016

»Ich schreibe einen Satz und muß lachen. Dann stimmt’s normalerweise.«
Rainald Goetz

Vom Pferdeleberkäse erzählt

Austrofred ist die Kunstfigur von Franz Adrian Wenzl, Sänger von Kreisky, der – man mag mir hier, wie sonst auch, ruhig glauben – besten Band Österreichs. Als berühmtestes Freddie-Mercury-Double der Welt ist er zwar jenseits der Alpen noch relativ unbekannt, doch arbeitet er beharrlich daran, dies zu ändern. Und so tourt er durch die Welt, mixt Austropop mit Queen-Titeln, gibt Live-Show um Live-Show und ist in letzter Zeit auch auf Lesungen anzutreffen, wo er sein neues Buch »Pferdeleberkäse« (Czernin) vorstellt. Darin versammelt er kurze Aufsätze und Reportagen zu Themen wie der perfekten Begräbnismusik, den notwendigen Verbesserungen am Magazin »Skug« oder Liebe, Raumfahrt und Gastronomie. Recht pfiffig finde ich etwa seine Idee zur nachhaltigen Sicherung des Popstandortes Österreich: Einfach darauf achten, daß berühmte Musiker in Österreich sterben, damit die Fans noch lange zu deren Grabstätten pilgern. »Zugegeben, mein Konzept hat ein bißchen einen Haken: Weil auf der einen Seite hast du den Standort, auf der anderen Seite den hippokratischen Eid … Aber ist es auch kriminell, wenn man so einem Arzt einmal vorrechnet, wie viele Leute ihr tägliches Brot in der Popbranche verdienen? Wenn man ihm nahelegt, daß er, wenn es wieder einmal eine Popgröße fast putzt – die Lady Gaga im Idealfall, oder noch besser: den Bono von den U2 –, daß er dann nicht gleich hektisch mit dem Defi über den bewußtlosen Sänger herfällt – sondern sich halt a bisserl Zeit läßt, um dem Tod eine Chance zu geben?«

Man merkt: Austrofreds Markenzeichen ist seine dem Wienerischen entlehnte Grammatik, die er ohne Zögern in die Schriftsprache übernimmt – egal, ob er »Wetten, daß..?«-Träume notiert, die man unbedingt selber nachlesen sollte, oder sich auch politisch auf der Höhe der Zeit zeigt: »Als überzeugter Europäer sage ich: Ja, wir brauchen den Euro! Und ich persönlich, möchte ich hinzufügen, brauche sogar nicht nur einen Euro, sondern ich brauche sehr viele Euros!« Also gebt sie ihm, liebe Leute, kauft sein Buch, ihr werdet es nicht bereuen.

 

  

Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Ein Vorschlag, Clemens Tönnies …

Ein Vorschlag, Clemens Tönnies …

Während Ihrer Zeit im Aufsichtsrat bei Schalke 04 sollen Sie in der Halbzeitpause einmal wutentbrannt in die Kabine gestürmt sein und als Kommentar zur miserablen Mannschaftsleistung ein Trikot zerrissen haben. Dabei hätten Sie das Trikot viel eindrücklicher schänden können, als es bloß zu zerfetzen, Tönnies!

Sie hätten es, wie Sie es aus Ihrem Job kennen, pökeln, durch den verschmutzten Fleischwolf drehen und schließlich von unterbezahlten Hilfskräften in minderwertige Kunstdärme pressen lassen können.

Aber hinterher ist man immer schlauer, gell?

Dreht Sie gern durch den Satirewolf: Titanic

 Hello, Grant Shapps (britischer Verteidigungsminister)!

Eine düstere Zukunft haben Sie in einem Gastbeitrag für den Telegraph zum 75jährigen Bestehen der Nato skizziert. Sie sehen eine neue Vorkriegszeit gekommen, da sich derzeit Mächte wie China, Russland, Iran und Nordkorea verbündeten, um die westlichen Demokratien zu schwächen. Dagegen hülfen lediglich eine Stärkung des Militärbündnisses, die weitere Unterstützung der Ukraine und Investitionen in Rüstungsgüter und Munition. Eindringlich mahnten Sie: »Wir können uns nicht erlauben, Russisch Roulette mit unserer Zukunft zu spielen.«

Wir möchten aber zu bedenken geben, dass es beim Russisch Roulette umso besser fürs eigene Wohlergehen ist, je weniger Munition im Spiel ist und Patronen sich in der Trommel befinden.

Den Revolver überhaupt vom eigenen Kopf fernhalten, empfehlen Ihre Croupiers von der Titanic

 Könnte es sein, »ARD-Deutschlandtrend«,

dass Dein Umfrageergebnis »Mehrheit sieht den Frieden in Europa bedroht« damit zusammenhängt, dass seit über zwei Jahren ein Krieg in Europa stattfindet?

Nur so eine Vermutung von Titanic

 Eher unglaubwürdig, »dpa«,

erschien uns zunächst Deine Meldung, Volker Wissing habe nach dem tödlichen Busunglück auf der A9 bei Leipzig »den Opfern und Hinterbliebenen sein Beileid ausgesprochen«. Andererseits: Wer könnte die Verstorbenen auf ihrem Weg ins Jenseits noch erreichen, wenn nicht der Bundesverkehrsminister?

Tippt aufs Flugtaxi: Titanic

 Hä, »Spiegel«?

»Aber gesund machen wird diese Legalisierung niemanden!« schreibst Du in einem Kommentar zum neuen Cannabisgesetz. »Ach, echt nicht?« fragen wir uns da verblüfft. Wir waren bisher fest vom Gegenteil überzeugt. Immerhin haben Kiffer/innen oft sehr gute feinmotorische Fähigkeiten, einen gesunden Appetit und ärgern sich selten. Hinzu kommen die unzähligen Reggaesongs, in denen das Kiffgras als »Healing of the Nation« bezeichnet wird. All dies willst Du nun tatsächlich infrage stellen? Da lieber noch mal ganz in Ruhe drüber nachdenken!

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Vom Fachmann für Kenner

 Citation needed

Neulich musste ich im Traum etwas bei Wikipedia nachschlagen. So ähnlich, wie unter »Trivia« oft Pub-Quiz-Wissen gesammelt wird, gab es da auf jeder Seite einen Abschnitt namens »Calia«, voll mit albernen und offensichtlich ausgedachten Zusatzinformationen. Dank Traum-Latinum wusste ich sofort: Na klar, »Calia« kommt von »Kohl«, das sind alles Verkohl-Facts! Ich wunderte mich noch, wo so ein Quatsch nun wieder herkommt, wusste beim Aufwachen aber gleich, unter welcher Kategorie ich das alles ins Traumtagebuch schreiben konnte.

Alexander Grupe

 Altersspezifisch

Ich gehöre noch zu einer Generation, deren Sätze zu häufig mit »Ich gehöre noch zu einer Generation« anfangen.

Andreas Maier

 Gute Nachricht:

Letzte Woche in der Therapie einen riesigen Durchbruch gehabt. Schlechte Nachricht: Blinddarm.

Laura Brinkmann

 Empfehlung für die Generation Burnout

Als eine günstige Methode für Stressabbau kann der Erwerb einer Katzentoilette – auch ohne zugehöriges Tier – mit Streu und Siebschaufel den Betroffenen Abhilfe verschaffen: Durch tägliches Kämmen der Streu beginnt nach wenigen Tagen der entspannende Eintritt des Kat-Zengarteneffekts.

Paulaner

 Im Institut für Virologie

Jeder Gang macht krank.

Daniel Sibbe

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
27.04.2024 Schwerin, Zenit Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
28.04.2024 Lübeck, Kolosseum Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
29.04.2024 Berlin, Berliner Ensemble Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
30.04.2024 Hamburg, Kampnagel Martin Sonneborn mit Sibylle Berg