TITANIC-Kurzreportage: Chaos im Finanzamt
In den Finanzämtern der Republik herrscht Ruhelosigkeit: Infolge des Ankaufs von CDs mit Steuerdaten zeigen sich immer mehr Steuersünder selbst an. Die komplizierten Vorgänge führen in den Finanzämtern zu starken Verzögerungen im regulären Arbeitsbetrieb; selbst den fleißigsten Beamten ist es unmöglich, alle Fristen einzuhalten: Steuererklärungen werden oft erst nach Monaten im Briefkasten gefunden, Rückerstattungen im Schneckentempo überwiesen. In den Fluren stapeln sich dicke Leitz-Mappen mit unbearbeiteten Unterlagen und lassen den Weg in die Kaffeeküche zu einer langwierigen Turnübung werden. Die überforderten Bediensteten sitzen meist bis zur Mittagspause apathisch in ihren Büros und starren Löcher in die Akten. Erst nach dem Essen gelingt es einigen, in einen unruhigen Schlaf zu fallen, andere müssen sich sogar mit Tabletten betäuben. Zusätzlich zu diesen seit Jahrzehnten praktizierten Gepflogenheiten sind viele Beamten inzwischen jedoch gezwungen, zusätzliche Pausen einzulegen, um die Doppelbelastung aus Abarbeitung und Aufarbeitung emotional ertragen zu können. Liegengebliebene Steuersünderkarteien, Behindertenausweise und Wurstbrötchen sorgen für ein Arbeitsklima der Angst und der schlechten Luft. Nur mit viel Lethargie und Alkohol gelingt es den Staatsdienern bisweilen, den Aktenstau zu vergessen und sich wacker in die Arbeit zu stürzen, z.B. die Stapel mit den Formblättern aufzufüllen oder die Spülmaschine auszuräumen. Angesichts des hohen Arbeitsdrucks in den Finanzämtern bitten die Beamten die Steuerzahler, sich bei der Erledigung ihrer Anträge zu gedulden und sie bei wichtigen Vorgängen zu unterstützen – beim Ausfüllen des Bandes 1000 hammerschwere Sudokus etwa.
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