Newsticker

Nur diese Kategorie anzeigen:Kurtchen Sahne Eintrag teilenEintrag per Email versenden Mit Facebook-Freunden teilen Twittern mit Google+ teilen

Glanz und Elend des Kurtchen Sahne. Ein Wochenend-Fortsetzungsroman (46)

(Was bisher geschah)

Trotzdem blieb er auf der Brücke stehen; lehnte sich, erst mit den Handflä­chen, dann mit den Unterarmen aufs Geländer und genoß, obwohl ihm der Kopf noch immer weh tat, die Tatsache, daß der Kopf nicht mehr so weh tat wie eben noch.

Alles wurde stetig besser.

Das stimmte freilich nicht, oder nur, sofern es eben noch viel schlimmer war. Er sah auf die erleuchtete Stadt, die halbrechts vom Fluß ins Dunkle wuchs, und wußte, daß seine momentane Zufriedenheit als die eines Davon­gekommenen gelten mußte, eines, der einer Peinlich­keit von der Schippe ge­sprungen, einer Zumutung entkommen, einem Schla­massel entwichen war. Da die Gedanken bekanntlich frei sind und auch nie­mand in der Nähe war, der ihm in den Kopf hätte sehen können, überlegte Kurtchen, ob das nun für oder gegen sein Leben sprach, daß es, selbst in sei­nen guten Momenten, we­niger einer Erfolgsgeschichte geglichen hatte denn einer der Mißerfolge, die er, so gut es eben ging, hinter sich gelassen und verdrängt, vielleicht sogar umgewertet hatte im Sinne des ewig Mütterli­chen: Wer weiß, wozu es gut ist.

Das allerdings war nicht zu klären.

Wofür seine zwei Ehen gut waren, wußte Kurtchen nämlich nicht, außer für ein leeres Bankkonto und das, was da Erfahrung heißt und doch bloß Ges­tern ist: eine Apfelsine schälen und die Schale nicht wegwerfen können, son­dern Erfahrung nennen müssen. Erfahrung, das war immer alles; und war aber bloß dazu da, "densel­ben Fehler nicht zweimal zu machen"; oder, im speziellen Fall von Kurtchens Lebensabschnittspartnerschaften, dreimal. Trotzdem könnte er Petra heira­ten, und wenn das wieder Unsinn war, dann haftete keine Erfahrung dafür; sondern hatte bloß wieder Grund, sich uner­hört lebenswichtig aufzuspielen. Und wenn er's nicht tat und als alter Knei­penhocker einsam endete: dito. Ein wiederkehrender Spaß bei den "Simp­sons" war Homers Erfah­rungsresistenz: Bei Apu verschimmelte Shrimps kaufen, ins Krankenhaus kommen, sich bei Apu beschweren, sich die glei­chen Shrimps zum halben Preis noch mal verkaufen lassen, wieder ins Kran­kenhaus kommen. Ein Witz, daß da einer aus Schaden nicht klug wird; kein Witz. Ursache und Wirkung, mehr konnte man vom Leben nicht verlangen.

Warum er, Kurtchen, Klempner geworden war, hätte er gar nicht zu sagen gewußt; sollte die pubertäre Auflehnung gegen seinen Vater, einen Professor der theoretischen Komplexchemie, der einzige Grund gewesen sein, reichte das als Grund kaum hin und war doch sichtlich trotzdem einer. Das Leben war im wesent­lichen Resultat. Immer, immer konnte man sagen: Das hast du jetzt davon. Das reichte, um morgens nicht aufstehen zu wollen.

Unter der Brücke strolchte ein Hund hervor, und dann ein Mann, der sich vom Hund spazierenführen ließ. Kurtchen mußte nicht auf die Uhr sehen, um sich über die Gassigehgewohnheiten des Mannes zu wundern, und er freute sich plötz­lich über den Mann und den Hund, die es einfach taten, aus einem Grund, der so gut war wie alle anderen auch. (wird fortge­setzt)

Kategorie: Kurtchen Sahne



Eintrag versenden Newstickereintrag versenden…
Felder mit einem * müssen ausgefüllt werden.

optionale Mitteilung an den Empfänger:

E-Mail-Adresse des Absenders*:

E-Mail-Adresse des Empfängers*
(mehrere Adressen durch Semikolon trennen, max. 10):

Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Kurz hattet Ihr uns, liebe Lobos,

Kurz hattet Ihr uns, liebe Lobos,

als Ihr eine Folge Eures Pärchenpodcasts »Feel the News« mit »Das Geld reicht nicht!« betiteltet. Da fragten wir uns, was Ihr wohl noch haben wollt: mehr Talkshowauftritte? Eine Homestory in der InTouch? Doch dann hörten wir die ersten zwei Minuten und erfuhren, dass es ausnahmsweise nicht um Euch ging. Ganz im Sinne Eures Formats wolltet Ihr erfühlen, wie es ist, Geldsorgen zu haben, und über diese Gefühle dann diskutieren. Im Disclaimer hieß es dann noch, dass Ihr ganz bewusst über ein Thema sprechen wolltet, das Euch nicht selbst betrifft, um dem eine Bühne zu bieten.

Ihr als Besserverdienerpärchen mit Loft in Prenzlauer Berg könnt ja auch viel neutraler und besser beurteilen, ob diese Armutsängste der jammernden Low Performer wirklich angebracht sind. Leider haben wir dann nicht mehr mitbekommen, ob unser Gefühl, Geldnöte zu haben, berechtigt ist, da wir gleichzeitig Regungen der Wohlstandsverwahrlosung und Realitätsflucht wahrnahmen, die wir nur durch das Abschalten Eures Podcasts loswerden konnten.

Beweint deshalb munter weiter den eigenen Kontostand: Titanic

 Ziemlich beunruhigt, Benjamin Jendro,

lässt uns Ihr vielzitiertes Statement zur Verhaftung des ehemaligen RAF-Mitglieds Daniela Klette zurück. Zu dem beeindruckenden Ermittlungserfolg erklärten Sie als Sprecher der Gewerkschaft der Polizei: »Dass sich die Gesuchte in Kreuzberg aufhielt, ist ein weiterer Beleg dafür, dass Berlin nach wie vor eine Hochburg für eine gut vernetzte, bundesweit und global agierende linksextreme Szene ist.«

Auch wir, Jendro, erkennen die Zeichen der Zeit. Spätestens seit die linken Schreihälse zu Hunderttausenden auf die Straße gehen, ist klar: Die bolschewistische Weltrevolution steht im Grunde kurz bevor. Umso wichtiger also, dass Ihre Kolleg/innen dagegenhalten und sich ihrerseits fleißig in Chatgruppen mit Gleichgesinnten vernetzen.

Bei diesem Gedanken schon zuversichtlicher: Titanic

 Aaaaah, Bestsellerautor Maxim Leo!

In Ihrem neuen Roman »Wir werden jung sein« beschäftigen Sie sich mit der These, dass es in nicht allzu ferner Zukunft möglich sein wird, das maximale Lebensalter von Menschen mittels neuer Medikamente auf 120, 150 oder sogar 200 Jahre zu verlängern. Grundlage sind die Erkenntnisse aus der sogenannten Longevity-Forschung, mit denen modernen Frankensteins bereits das Kunststück gelang, das Leben von Versuchsmäusen beträchtlich zu verlängern.

So verlockend der Gedanke auch ist, das Finale der Fußballweltmeisterschaft 2086 bei bester Gesundheit von der heimischen Couch aus zu verfolgen und sich danach im Schaukelstuhl gemütlich das 196. Studioalbum der Rolling Stones anzuhören – wer möchte denn bitte in einer Welt leben, in der das Gerangel zwischen Joe Biden und Donald Trump noch ein ganzes Jahrhundert so weitergeht, der Papst bis zum Jüngsten Gericht durchregiert und Wladimir Putin bei seiner Kolonisierung auf andere Planeten zurückgreifen muss? Eines will man angesichts Ihrer Prognose, dass es bis zum medizinischen Durchbruch »im besten Fall noch 10 und im schlimmsten 50 Jahre dauert«, ganz bestimmt nicht: Ihren dystopischen Horrorschinken lesen!

Brennt dann doch lieber an beiden Enden und erlischt mit Stil: Titanic

 Dear Weltgeist,

das hast Du hübsch und humorvoll eingerichtet, wie Du an der Uni Jena Deiner dortigen Erfindung gedenkst! Und auch des Verhältnisses von Herr und Knecht, über das Hegel ebenfalls ungefähr zur Zeit Deiner Entstehung sinnierte. Denn was machst Du um die 200 Jahre später, lieber Weltgeist? Richtest an Deiner Alma Mater ein Master-Service-Zentrum ein. Coole Socke!

Meisterhafte Grüße von Deiner Titanic

 Du, »Brigitte«,

füllst Deine Website mit vielen Artikeln zu psychologischen Themen, wie z. B. diesem hier: »So erkennst Du das ›Perfect-Moment -Syndrom‹«. Kaum sind die ersten Zeilen überflogen, ploppen auch schon die nächsten Artikel auf und belagern unsere Aufmerksamkeit mit dem »Fight-or-Flight-Syndrom«, dem »Empty-Nest-Syndrom«, dem »Ritter-Syndrom« und dem »Dead- Vagina-Syndrom«. Nun sind wir keine Mediziner/innen, aber könnte es sein, Brigitte, dass Du am Syndrom-Syndrom leidest und es noch gar nicht bemerkt hast? Die Symptome sprechen jedenfalls eindeutig dafür!

Meinen die Hobby-Diagnostiker/innen der Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Dünnes Eis

Zwei Männer in Funktionsjacken draußen vor den Gemüsestiegen des türkischen Supermarkts. Der eine zeigt auf die Peperoni und kichert: »Hähä, willst du die nicht kaufen?« Der andere, begeistert: »Ja, hähä! Wenn der Esel dich juckt – oder nee, wie heißt noch mal der Spruch?«

Mark-Stefan Tietze

 Einmal und nie wieder

Kugelfisch wurde falsch zubereitet. Das war definitiv meine letzte Bestellung.

Fabian Lichter

 Frühlingsgefühle

Wenn am Himmel Vögel flattern,
wenn in Parks Familien schnattern,
wenn Paare sich mit Zunge küssen,
weil sie das im Frühling müssen,
wenn überall Narzissen blühen,
selbst Zyniker vor Frohsinn glühen,
Schwalben »Coco Jamboo« singen
und Senioren Seilchen springen,
sehne ich mich derbst
nach Herbst.

Ella Carina Werner

 Kapitaler Kalauer

Da man mit billigen Wortspielen ja nicht geizen soll, möchte ich hier an ein großes deutsches Geldinstitut erinnern, das exakt von 1830 bis 1848 existierte: die Vormärzbank.

Andreas Maier

 Bilden Sie mal einen Satz mit Distanz

Der Stuntman soll vom Burgfried springen,
im Nahkampf drohen scharfe Klingen.
Da sagt er mutig: Jetzt mal ehrlich –
ich find Distanz viel zu gefährlich!

Patrick Fischer

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
20.04.2024 Eberswalde, Märchenvilla Max Goldt
20.04.2024 Itzehoe, Lauschbar Ella Carina Werner
24.04.2024 Trier, Tuchfabrik Max Goldt
25.04.2024 Köln, Comedia Max Goldt