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Gärtners kritisches Sonntagsfrühstück: Schlüssel zum Glück

Und schon wieder Achille Mbembe im Morgenblatt, und im Feuilleton ist schon wieder „alles nicht wahr“ (Nestroy): Die BDS-Bewegung hält Sonja Zekri für „maßlos überschätzt“, inkriminierte Textstellen Mbembes seien „oft unredlich verkürzt und verdreht“ worden, und überhaupt haben „377 namhafte Wissenschaftler aus Israel, den USA und Großbritannien ihre Solidarität mit Mbembe ausgedrückt. Am Montag wollen mehr als 700 afrikanische Intellektuelle einen offenen Brief an Kanzlerin Merkel veröffentlichen, in dem sie die ,uneingeschränkte Verurteilung der falschen und grotesken Anschuldigungen’ gegen Mbembe fordern“, und jetzt noch darauf zu bestehen, dass Mbembe manches Unschöne eben nachlesbar so gesagt hat, wäre dann geradezu, mit Mbembe selbst zu reden, negerfeindlich.

Die Debatte jedenfalls, als wäre das wichtig, „schadet Deutschland“, und zu behaupten, dass eine Bewegung überschätzt sei, die Israel schaden will, indem sie das Kauft nicht bei Juden! reaktiviert, ist da ein noch schönerer Dreh als das Wörtchen „oft“, das so schön vage ist wie die gern genommenen Wendungen, „viele Deutsche“ oder „immer mehr Menschen“ fänden das und das. Ob Jürgen Kaube von der FAZ aber wirklich grotesk unredlich zitiert hat? Hat Mbembe das, was ihm vorgeworfen wird, nun gesagt oder nicht gesagt? Brächten selbst 3770 namhafte Wissenschaftlerinnen und 70 000 afrikanische Intellektuelle, welche ihre Solidarität sogar als uneingeschränkte melden, die Einschätzung aus der Welt, Israel plane den Völkermord?

Dass zu der namhaften Wissenschaft Judith Butler und Noam Chomsky gehören, die sich für Untaten, in Palästina begangen, halt immer ein bisschen ärger interessieren als für die zehn Millionen anderen, unsemitischen, ist dem Artikel nicht zu entnehmen, dafür aber, dass im verkniffen korrekten Moral-Deutschland „neue Maßstäbe“ gälten und Museumspädagogik über „schwindende Spielräume“ klage, weil es, zitiert Zekri die Kulturwissenschaftlerin Aleida Assmann, die Mbmebe verteidigt (und passend korrektheitskritisch von einem „Klima des Verdachts“ geraunt) hat, „die Fixierung auf die Singularität des Holocaust“ diesen isoliere und „steril“ mache, zumal in der Einwanderungsgesellschaft. „Die letzten Zeitzeugen“, so Zekri weiter im Text, „sterben. Syrer, Iraker, Eritreer aber bringen andere Traumata mit. Wer ihre Empathie für den Holocaust wecken will, muss ihre Gewalterfahrungen ernst nehmen und in Beziehung zur Shoah setzen, sonst wird man sie“, die Syrer, Iraker, Eritreer, „verlieren.“ Assmann will „neue Zugänge zu unserer Geschichte“, und „Mbembe wäre der Schlüssel dazu“.

„Warten können … Nur durch die weiten Räume der Zeit gelangt man zum Mittelpunkt der Gelegenheit.“ Gracian, 1653

Diesen neuen Zugang zu unserer Geschichte, in dem die von Deutschen bewirkten jüdischen Gewalterfahrungen sich mit anderen Gewalterfahrungen messen lassen müssen, weil die Gewalterfahrungen der einen von vorgestern, die Gewalterfahrungen der anderen aber erstens Gegenwart und zweitens solche sind, mit denen Deutschland offiziell nichts zu tun hat, begleitet Israel nun glücklicherweise dadurch, dass es alles tut, um sich als Täter zu profilieren, wenn „Premier Netanjahu autokratische Züge zeigt“ (Zekri) und die Annexion von Teilen des Westjordanlandes wirklich ansteht. Dass der „Mantel der Geschichte“ nur gelegentlich vorbeiwehe, wusste Helmut Kohl, und die Gelegenheit ist günstig, mit diesem sterilen Singularitätsquatsch endlich einmal aufzuhören und die Normalisierung deutscher Schreckensgeschichte von den Rändern in die bürgerliche Mitte zu holen, wenn sich die israelische Demokratie so verhält wie die deutsche (und jede andere) auch und ekligen Mehrheitsaffekten folgt; wobei Israels Feinde immerhin echt sind und die der Deutschen solche, die, ob nun aus Syrien, Irak oder Eritrea, uns immer dann nicht überfremden, wenn man sie gegen die „Dauerpräsentation unserer Schande“ (Walser) in Stellung bringen kann.

„Der alte, neue Antisemitismus der Deutschen ist ein furchteinflößender Anblick“, heißt es eingangs von Zekris Philippika, alle Aufklärung habe nichts genützt, was, will man die Deutschen nicht für erbliche Nazis halten, wohl an verkehrter Aufklärung liegen muss. Hat’s nicht auch Augstein schon gesagt? Moralkeule, Klima des Verdachts, und siehe: „Es ist leicht zu erraten, auf welcher Seite die AfD im Fall Mbembe steht“, denn es halten halt bloß noch Nazis zu Israel, und sicher aus Gründen. Dass sich auch jüdische Intellektuelle wie Eva Illouz und Moshe Zuckerman für Mbembe verwendet und in einem offenen Brief an Innenminister Seehofer von „Hexenjagd“ gesprochen haben, muss da vielleicht nicht wunder nehmen; denn wer Anlass zur Befürchtung hat, selbst Opfer künftiger Hexenjagden zu werden, wird sich für Netanjahus Trennungsfantasien gleich zweimal nicht in Haftung nehmen lassen wollen, selbst unter der Voraussetzung nicht, dass sie auf palästinensischer Seite ihre Entsprechung haben. Weil nämlich, wie Stephan Grigat in seinem Buch „Die Einsamkeit Israels“ (Hamburg 2014) weiß (und im übrigen stur unterschlagen wird), die Gründung eines Staates Palästina „wie selbstverständlich dazu führen würde, dass dort keine Juden mehr leben dürfen, während es die ganze Welt für völlig normal hält, dass im israelischen Kernland über eine Million Araber als gleichberechtigte Staatsbürger wohnen“.




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Briefe an die Leser

 Mmmmh, Thomas de Maizière,

Mmmmh, Thomas de Maizière,

über den Beschluss der CDU vom Dezember 2018, nicht mit der Linkspartei oder der AfD zusammenzuarbeiten, an dem Sie selbst mitgewirkt hatten, sagten Sie bei Caren Miosga: »Mit einem Abgrenzungsbeschluss gegen zwei Parteien ist keine Gleichsetzung verbunden! Wenn ich Eisbein nicht mag und Kohlroulade nicht mag, dann sind doch nicht Eisbein und Kohlroulade dasselbe!«

Danke für diese Veranschaulichung, de Maizière, ohne die wir die vorausgegangene Aussage sicher nicht verstanden hätten! Aber wenn Sie schon Parteien mit Essen vergleichen, welches der beiden deutschen Traditionsgerichte ist dann die AfD und welches die Linke? Sollte Letztere nicht eher – zumindest in den urbanen Zentren – ein Sellerieschnitzel oder eine »Beyond Kohlroulade«-Kohlroulade sein? Und wenn das die Alternative zu einem deftigen Eisbein ist – was speist man bei Ihnen in der vermeintlichen Mitte dann wohl lieber?

Guten Appo!

Wünscht Titanic

 Waidmannsheil, »Spiegel«!

»Europas verzweifelte Jagd nach Munition«, titeltest Du, und doch könnte es deutlich schlimmer sein. Jagd auf Munition – das wäre, so ganz ohne diese Munition, deutlich schwieriger!

Nimmt Dich gerne aufs Korn: Titanic

 Apropos: ¡Hola bzw. holla, spanischer Priester!

Du hast Dir die Worte aus dem Matthäusevangelium »Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach« zu sehr zu Herzen genommen und in Deiner Gemeinde in der Kleinstadt Don Benito einen regen Handel mit Potenzmitteln betrieben. Für diesen nach weltlichem Ermessen offensichtlichen Sündenfall musst Du Dich nun vor einem irdischen Gericht verantworten.

Uns ist zwar nicht bekannt, ob Du Dich gegenüber Polizei und Justiz bereits bußfertig gegeben hast oder weiterhin auf das Beichtgeheimnis berufst. Angesichts der laut Zeugenaussagen freudigen Erregung Deiner überalterten Gemeindemitglieder beim Geläut der Glocken sowie ihres Durchhaltevermögens bei den nicht enden wollenden Eucharistiefeiern inklusive Rumgeorgel, Stoßgebeten und orgiastischer Gottesanrufungen sprechen alle Indizien aber ohnehin gegen Dich!

Bleibt auch ganz ohne künstliche Stimulanzien weiter standfest im Nichtglauben: Titanic

 Du, »Deutsche Welle«,

betiteltest einen Beitrag mit den Worten: »Europäer arbeiten immer weniger – muss das sein?« Nun, wir haben es uns wirklich nicht leicht gemacht, ewig und drei Tage überlegt, langjährige Vertraute um Rat gebeten und nach einem durchgearbeiteten Wochenende schließlich die einzig plausible Antwort gefunden. Sie lautet: ja.

Dass Du jetzt bitte nicht zu enttäuscht bist, hoffen die Workaholics auf

Deiner Titanic

 Sie, Victoria Beckham,

Sie, Victoria Beckham,

behaupteten in der Netflix-Doku »Beckham«, Sie seien »working class« aufgewachsen. Auf die Frage Ihres Ehemanns, mit welchem Auto Sie zur Schule gefahren worden seien, gaben Sie nach einigem Herumdrucksen zu, es habe sich um einen Rolls-Royce gehandelt. Nun verkaufen Sie T-Shirts mit dem Aufdruck »My Dad had a Rolls-Royce« für um die 130 Euro und werden für Ihre Selbstironie gelobt. Wir persönlich fänden es sogar noch mutiger und erfrischender, wenn Sie augenzwinkernd Shirts mit der Aufschrift »My Husband was the Ambassador for the World Cup in Qatar« anbieten würden, um den Kritiker/innen so richtig den Wind aus den Segeln zu nehmen.

In der Selbstkritik ausschließlich ironisch: Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Dünnes Eis

Zwei Männer in Funktionsjacken draußen vor den Gemüsestiegen des türkischen Supermarkts. Der eine zeigt auf die Peperoni und kichert: »Hähä, willst du die nicht kaufen?« Der andere, begeistert: »Ja, hähä! Wenn der Esel dich juckt – oder nee, wie heißt noch mal der Spruch?«

Mark-Stefan Tietze

 Kehrwoche kompakt

Beim Frühjahrsputz verfahre ich gemäß dem Motto »quick and dirty«.

Michael Höfler

 Teigiger Selfcaretipp

Wenn du etwas wirklich liebst, lass es gehen. Zum Beispiel dich selbst.

Sebastian Maschuw

 Überraschung

Avocados sind auch nur Ü-Eier für Erwachsene.

Loreen Bauer

 No pain, no gain

Wem platte Motivationssprüche helfen, der soll mit ihnen glücklich werden. »There ain’t no lift to the top« in meinem Fitnessstudio zu lesen, das sich im ersten Stock befindet und trotzdem nur per Fahrstuhl zu erreichen ist, ist aber wirklich zu viel.

Karl Franz

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
18.04.2024 Berlin, Heimathafen Neukölln Max Goldt
18.04.2024 Hamburg, Centralkomitee Ella Carina Werner
19.04.2024 Wuppertal, Börse Hauck & Bauer
20.04.2024 Eberswalde, Märchenvilla Max Goldt