Newsticker

Nur diese Kategorie anzeigen:Gärtners Sonntagsfrühstück Eintrag teilenEintrag per Email versenden Mit Facebook-Freunden teilen Twittern mit Google+ teilen

Gärtners kritisches Sonntagsfrühstück: Auf dem Gewissen

Es ist auf der Welt ja so eingerichtet, dass alles seinen Preis hat, und da sind wir, versteht sich, dagegen; auch wenn mir diese Bezahlschranken immer mehr Freude machen.

Denn Lesen ist ja eine Reflexhandlung und ein erweiterter Reflex der des Kolumnisten, auch das Eklige aufzurufen, nicht weil er wollen würde, sondern weil er zu müssen glaubt; und wie schön, wenn es dann auf FAZ.net eine Bezahlschranke gibt und ich Quatsch rechts liegenlassen kann: „Umweltschützer reden uns seit Jahrzehnten ein schlechtes Gewissen ein. Dabei kann die Lösung globaler Probleme, wie des Klimawandels, nicht Aufgabe des einzelnen sein. Ein Plädoyer für mehr politische Verantwortung“, die bzw. das ja garantiert nicht so aussieht, dass der Sozialismus oder ein Anarchismus eingeführt wird und dezentrales Wirtschaften im Einklang mit Mensch und Natur auf die Tagesordnung kommt. Politische Verantwortung, das ist was mit Grenzwerten, Effizienz und Emissionsrechten und jedenfalls eine, die in Klimaschockzyklonen abgesoffene Afrikaner gegen die vielen Vorteile des neuen Citroën C5 („Ein SUV im Van-Sinn“, ebd.) abzuwägen bereit ist.

Dass alle nun die Welt retten, indem sie in den Bioladen stiefeln, stimmt natürlich nicht; daraus den Schluss zu ziehen, es sei im Alltagshandeln alles wurscht, weil Sache der Politik, stimmt aber ebensowenig, und sei’s des kategorischen Imperativs wegen und weil kein Arschloch zu sein ja vielleicht ein Wert an sich ist. Auf einer ganzen überregionalen Zeitungsseite informiert mich die Fleisch- und Fleischersatzfirma Rügenwalder, es brauche in puncto Klima „bessere Ideen“ als „Fahrverbote“ und „Fleischverzicht“, denn „Verzicht funktioniert nicht“: „Die ganzen Appelle von ,Fahrt bitte mehr Bus und Bahn’ über ,Nutzt bitte weniger Strom’ bis zur Forderung nach einem wöchentlichen Veggie-Day laufen ins Leere. … Und weil auch Verbote keine befriedigende Lösung sind, kommt den Unternehmen eine zentrale Rolle zu. Sie haben die Aufgabe, die vorhandenen Produkte besser zu machen.“ So wie der Bock die Aufgabe hat, den Garten besser zu machen; und so bringt man den Nachwuchs per Bus und Bahn zum Schwimmkurs und trifft, ist der Kurs um, von den bis zu fünfzehn Miteltern grundsätzlich niemanden – in Worten: 0 – an der Straßenbahnhaltestelle, obwohl die vor der Tür ist und die Tram keine Viertelstunde ins Stadtzentrum braucht. Verzicht, es ist wahr, funktioniert nicht, weil in der Zeitung steht, dass Verzicht nicht funktioniert und weil auch niemand Bock auf schlechtes Gewissen hat, das freilich nur in Meinungsbeiträgen wider das schlechte Gewissen existiert und so schlecht nicht sein kann, wenn die Lufthansa ein Rekordergebnis nach dem anderen einfliegt und ganz offenbar eine gewissenlose Nachfrage nach SUVs im Van-Sinn besteht. (Und wo die stolzen Eltern der Zukunftsfreitagskinder Urlaub machen werden, will ich im Ernst gar nicht wissen.)

„Jetzt bin ich Mitte vierzig und will meine Ruhe vor diesen Arschgesichtern, ehrlich, ich verachte sie … und wenn ich jetzt noch eins draufsetze und anmerke, dass diejenigen in der Runde, die den ganzen [Eltern-]Abend über nichts gesagt haben, jüngere Frauen mit roten Schuhen und Filzjacken waren und dass sowohl bei den Schuhen als auch Jacken die Nähte auf lustige Art außen saßen, dann denkst du vielleicht, … das tue nichts zur Sache, doch das sind entscheidende Hinweise, Hinweise auf die Wirklichkeit …“ Anke Stelling, 2018

Gewissen ist das, was jede mit sich selbst abmachen muss, mithin Teil jener Individualität, die unser Gemeinwesen so vorbildlich ausmacht. Dass, wo die freie Selbstentfaltung andere zu Schaden kommen lässt, ein schlechtes Gewissen nicht am Platze ist, ist kein Widerspruch, wenn wir die Sache mit der freien Entwicklung des einzelnen als Voraussetzung usw. vergessen und an das frühe Urteil Krausens denken, wonach die Individualität, die alle haben, immer bloß dieselbe ist. Dann wird Gewissen zum Geschwister dessen, was da einmal „sozialistische Moral“ hieß, nämlich zur kapitalistischen Moral, und deren erste (und letzte) Maxime lautet: Verzicht bringt nichts. Der Fa. Rügenwalder zum Beispiel.

Weshalb ich auf die ewig gleichen Vorwürfe auch nicht verzichten kann.

PS. Eben lese ich, ein grüner Bundestagsabgeordneter habe ein jährliches Pro-Kopf-Flugreisenbudget von drei (!) Hin- und Rückflügen (international) vorgeschlagen – und sich von „Bild“ und FDP sofort der „Bevormundung“ zeihen lassen müssen. Es ist natürlich, wie so vieles, Wahnsinn mit Methode; aber kriminell ist es eben auch.




Eintrag versenden Newstickereintrag versenden…
Felder mit einem * müssen ausgefüllt werden.

optionale Mitteilung an den Empfänger:

E-Mail-Adresse des Absenders*:

E-Mail-Adresse des Empfängers*
(mehrere Adressen durch Semikolon trennen, max. 10):

Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Ja und nein, »Zoll Karriere«!

Recht hat Dein Werbeplakat in Zeiten geschlossener Grenzen sicherlich, wenn es eine junge Person abbildet und behauptet: »Wir sind die Generation Zoll«. Aber die Behauptung »Was uns ausmacht? Dass alle gleiche Chancen haben« wagen wir zu bezweifeln. Dass eben nicht alle bei der Grenzüberquerung gleich behandelt werden, ist ja im Grunde der Sinn der ganzen Kontrolliererei, oder nicht?

Stell Dir mal vor, die Generation Abfallentsorgung sagte: »Wir lassen den Müll, wo er ist«, die Generation E-Scooter definierte sich durch Zufußgehen oder die Generation »L’Amour toujours« fände nicht die Tiktok-Kanäle der Rechtsaußenparteien total brat!

Kontrolliert weiter alle Werbeplakate ganz genau:

Deine Generation Satire der Titanic

 Halt, Stromanbieter Ostrom!

Du kannst uns noch so oft auf Insta mit den vielen »reasons to join ostrom« kommen, unsere Treue gehört dem einzig wahren Rom: Westrom!

In diesem Sinne vale und semper fi von Deiner Imperialtraditionalistin Titanic

 Unzufrieden, »Deutschlandfunk Kultur«,

sind einer Deiner Instagram-Kacheln zufolge knapp 20 Prozent der Jugendlichen. Vor allem Zukunftsängste machen ihnen zu schaffen. Als serviceorientierter Wohlfühlsender hast Du aber direkt eine praktische Lösung parat, wie den jungen Leuten geholfen werden könnte. Und zwar, indem man ihnen in der Schule sogenannte Selbstregulationskompetenzen beibringe. Gut geeignet seien demnach zum Beispiel Yoga und Atemübungen.

Die aufkommende Panik einfach wegmeditieren? Zugegeben: Bei der Hilflosigkeit, die beim Gedanken an Verarmung, Klimakatastrophe und Faschismus aufkommt, keine abwegige Idee. Trotzdem schiene uns »Selbstregulation« ein irgendwie spaßigeres Konzept zu sein, wenn Du, Deutschlandfunk, es den Jugendlichen anhand der Konten von Milliardär/innen oder anhand leerstehender Luxuslofts beibrächtest!

Deine Revoluzzerkids von Titanic

 Na, lange nichts von Ihnen gehört, Seehofer, Sie alte Schabracke!

Na, lange nichts von Ihnen gehört, Seehofer, Sie alte Schabracke!

Im Interview mit der Süddeutschen Zeitung geben Sie Ihrer ehemaligen Chefin eine Mitschuld am Erfolg der AfD: »Ich finde, dass Angela Merkel sich keinen Zacken aus der Krone brechen würde, wenn sie mal erklärt: In der Migrationsfrage habe ich nicht jeden Tag richtig gelegen.« Nein, verkündeten Sie außerdem generös, Sie hätten »keine Triumphgefühle« ihr gegenüber, nur weil jetzt in der Flüchtlingspolitik »sehr viel von dem getan wird, was ich schon vor Jahren gefordert habe – und dafür von einigen sogar als Rechtsextremist beschimpft wurde«. Stattdessen spürten Sie nur »Genugtuung nach innen«. Natürlich: Stille, nach innen gerichtete Genugtuung posaunt man bekanntlich in die Süddeutsche … Aber wäre es nicht so oder so treffender gewesen, Sie hätten von einem »inneren Reichsparteitag« gesprochen?

Fragt Sie Ihre sprachpsychologische Praxis auf der Titanic

 Mal wieder typisch, Bundespolizei!

Du testest gerade den Einsatz von Tasern, hast Dir in einem vertraulichen Bericht aber eingestehen müssen, dass diese ihre Mannstoppwirkung oder gleich das ganze Ziel gerne mal verfehlen. Ein Grund für das Versagen der Taser ist wohl: eine »offene Softshell-Jacke«. Und das ist ja mal wieder typisch! Wer muss sich um Polizeigewalt in Taserform also keine Sorgen machen? Gutsituierte Krautwurst-Teutonen in ihren ewigen Softshell-Jacken! Komm, Bundespolizei, Rassismus kannst Du doch auch weniger auffällig, weiß aus anders gekleideter Quelle

Deine Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Nachmittagstraum

Im Traum war ich der schlaue Fuchs aus der Werbung der Schwäbisch-Hall-Versicherung. Ich traf hier und da mal ein Reh oder einen Uhu. Manchmal begegnete ich Schnecken, denen ich Reihenhäuser aufschwatzen wollte. Die Schnecken gaben mir den Tipp, bei Gleichgesinnten zu akquirieren, Stichwort Fuchsbau und so, sie selber hätten ja alle schon ein Haus am Arsch. Irgendwann, so genau weiß ich es nicht mehr, traf ich wohl einen Förster, Jäger oder Waldarbeiter, dessen Bruder bei einer Bausparkasse arbeitete und der mir erzählte, die würden ein Tier für die Werbung suchen. Ich hatte dann richtiges Glück, dass Schwäbisch Hall mich genommen hat, denn der andere Fuchs, der zum Casting vor mir da war und eigentlich aufgrund seiner Schlagfertigkeit viel geeigneter gewesen wäre, hatte Gott sei Dank die Tollwut und wurde direkt, in meinem Beisein übrigens, eingeschläfert. Ich wurde dann aber direkt wach.

Uwe Becker

 Sprachchanges

Ist es Ihnen auch schon aufgefallen? Wir verwenden in der deutschen Sprache immer öfter Anglicisms.

Jürgen Miedl

 Ungenießbar

Zu Beginn der kalten Jahreszeit wird einem ja wieder überall Tee angeboten. Ich kann das Zeug einfach nicht trinken. Egal wie viel ich von dem brühheißen Wasser nachgieße, ich schaffe es einfach nicht, den Beutel im Ganzen herunterzuschlucken.

Leo Riegel

 Schattenseite des Longevity-Trends

Ob ich mit fast 60 noch mal Vater werden sollte? Puh, wenn das Kind 100 ist, bin ich schon 160!

Martin Weidauer

 Krass, krasser, Kasse

Wenn ich im Alltag mal wieder einen Kick suche, gehe ich kurz nach Feierabend oder samstags bei einem Discounter einkaufen. Finde ich dort eine richtig lange Kassenschlange vor, stelle ich mich nicht etwa an, sondern lege meine Einkäufe auf die nicht besetzte Kasse daneben. Hier beginnt der Nervenkitzel: Werde ich wie der letzte Idiot erfolglos auf die Öffnung der neuen Kasse warten oder wie ein allwissender Gott über den gewöhnlichen Einkäufern schweben? Mehr Spannung geht nicht. Anfängern rate ich allerdings, sich erst nach dem Schrillen, mit dem im Supermarkt Kollegen gerufen werden, an der leeren Kasse anzustellen. So kann man sich mit ein paar sicheren Erfolgen langsam an das freie Anstellen herantasten.

Karl Franz

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

  • 28.10.:

    Das Schweizer Nachrichtenportal Watson preist den aktuellen Titel der Novemberausgabe im "Chat-Futter" an.

  • 03.10.: Der MDR kramt bei der Debatte, ob Ostdeutschland in den Medien schlechtgeredet wird, die Zonen-Gaby wieder hervor.
  • 26.09.:

    Noch-Grünenchefin Ricarda Lang retweetet "ihren" Onlinecartoon vom 25.09.

  • 18.09.: TITANIC-Zeichnerin Hilke Raddatz ("Briefe an die Leser") ist mit dem Wilhelm-Busch-Preis geehrt worden. Die SZLZ und der NDR berichten.
  • 12.09.:

    "Heute detoxe ich im Manager-Retreat im Taunus": TITANIC-Chefredakteurin Julia Mateus im Interview mit dem Medieninsider.

Titanic unterwegs
05.11.2024 Sylt, Feuerwache Tinnum Gerhard Henschel
05.11.2024 Frankfurt am Main, Club Voltaire »TITANIC-Peak-Preview«
07.11.2024 Hamburg, Centralkomitee TITANIC-Boygroup mit Gsella, Sonneborn und Schmitt