Aus Eugen Egners Püppchenstudio
Vielleicht leben deine Eltern in einem anderen Stadtteil weiter (VII)
‚Dann leben meine Eltern wohl doch nicht hier‘, überlegte Albert. ‚Ich werde sie anderswo suchen müssen.‘ Sein Mut sank, sein Verstand war überfordert. Er brauchte etwas, das ihm geistigen Halt gab. Wie er so durch die dreckigen Straßen des menschenleeren Stadtteils schlich, entwickelte er die Vorstellung, sehr jung und aus einem Heim für geistig schwache Kinder entflohen zu sein. Wer ihn dort zuvor eingeliefert hatte, konnte er nur vermuten. Vielleicht waren es seine Eltern gewesen, die ihn nicht mehr wollten. Etwas Gravierendes mußte vorgefallen sein. Wahrscheinlich war es nichts Politisches gewesen, Albert befürchtete eher, er könne womöglich versucht haben, seine Mutter zum Inzest zu überreden, der Vater sei aber dagegen gewesen und habe ihn ins Heim gesteckt. Da er sich in diesem Zusammenhang an überhaupt nichts erinnerte, mußte Albert alles für möglich halten. So auch, daß vielleicht sein Vater irgendwann eine unschuldig-zärtliche Zudringlichkeit des sehr jungen Sohns als „Verweichlichung“ und „gleichgeschlechtliche Neigung“ interpretiert hatte, die eine „Korrektur“ erforderte. Man hatte immerhin von solchen Fällen gehört und gelesen.
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