Aus Eugen Egners Püppchenstudio
Vom Reiten auf Elefanten
»Reitet auf meinem Elefanten, er ist ganz neu«, rief der Elefantenbewahrer. Sowohl die für gewöhnlich blau oder braun gefärbten Jungen als auch die Mädchen, die in verschiedenen Farbvarianten angetroffen werden konnten, fragten kritisch: »Worin unterscheidet er sich von dem alten?«
»Es ist die Rüsselhaltung. Der neue Elefant hebt den Rüssel höher«, erklärte der Elefantenbewahrer.
Die Kinder waren jetzt überzeugt. Mochten sie nur immer auf dem neuen Elefanten reiten, die Mädchen barhäuptig, den linken Arm über die Taille gelegt, die Jungen mit Schulkappen, die Extremitäten vom Körper weggestreckt. Die Mädchen falteten die Hände. Immer höher stieg der Rüssel des neuen Elefanten, bis sich die Handlung am Himmel verlor. Der Frühlingswind nahm sie auf. Wie vertrocknete Häute von Kindern, die zuviel auf Elefanten geritten sind, trug er sie über die Elefantenbewahrstelle hinaus, über den Park, über die gewaltigen Bauten der Parteiära, vor denen immer ein Mädchen Liegestützübungen machte, hinweg, weiter stadteinwärts. Vorbei am Kinderhospital, wo Kinder, die zuviel auf Elefanten geritten waren, platt und monochrom knapp über den sackleinenen Bettbezügen schwebten, vorbei an Milchbar, Metzgerei, Fisch- und Friseurladen und hinein ins nächste Fenster.
Zum Vergleich: Keine Kinder und kein Elefant
◀ | Dax Werners Debattenrückspiegel KW 19 | Wenig bekannte Fakten über Jeff Bezos Superyacht | ▶ |
Newstickereintrag versenden…